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The Dark Rooms Berlin – entschleunigte Kunstwahrnehmung im Herzen von Berlin

© Saskia Uppenkamp

The Dark Rooms ist ein innovatives und neuartiges Ausstellungskonzept in Berlin. Singulart hat Clara, Kuratorin von The Dark Rooms, zu einem Interview eingeladen. Wir finden – ein spannendes Konzept, das es zu verfolgen gilt.

Stellt ihr euch uns kurz vor: Wer ist das Team hinter The Dark Rooms?

Das Team besteht in seiner Ursprungsform aus 5 Personen – Sven Sauer und Jerry Kowalsky (Künstler & Initatoren), Tobias (Grafik, Webauftritt, Medien), Jürgen (Künstler & Locationscout) und mir, Clara, Kuratorin. Gemeinsam möchten wir Besuchern eine neue Erfahrung mit Kunst ermöglich, fernab von White Cube und Selbstdarstellungswahn – hinein in die Dunkelheit in der lediglich die Kunstwerke beleuchtet werden.

Wann wurde The Dark Rooms gegründet und wie habt ihr euch zusammengefunden?

Gegründet wurde es 2015, von den Künstlern Sven Sauer und Jerry Kowalsky, die den Wunsch verspürten eine Ausstellung in der Dunkelheit zu veranstalten. Am Abend eines Gallery-WEs an dem die beiden und ich durch die Straßen hetzten und den überlaufenen und von Zeitdruck geplagten Menschen zusahen, wie sie ihre Selfies machten, erzählten sie mir von der Idee und so haben wir sie zu dritt weiter gesponnen. Wir waren froh, dann noch Jürgen und Tobias gewinnen zu konnten. So fingen wir an zu planen. Die Location-Suche war ziemlich schwierig, aber dann haben wir die Willner Brauerei gefunden und somit konnten wir nach 1,5 Jahren Vorbereitungszeit, im Herbst 2016 erstmalig THE DARK ROOMS EXHIBITION realisiert.

Das besondere an eurem Konzept ist, dass ihr entschleunigen und die Besucher vor der Reizüberflutung retten wollt. Wie genau macht ihr das?

Wir entfernen alle Faktoren, die während eines Besuches einer Galerie oder einer Ausstellung stören können und die Besucher in ihrem Wunsch gesehen zu werden entgegen kommen. In der Dunkelheit ist man als Besucher unsichtbar. Allein die Werke stehen im Fokus. Die Ruhe, die durch die Dunkelheit ausgestrahlt wird, welche auch noch durch Liegewiesen bei den Werken gefördert wird, bringt den Zuschauer zurück zum wesentlichen und ermöglicht emotionale Erfahrungen mit den Werken. Man selbst wird unwichtig, welches in unserer heutigen Zeit der sozialen Medien und der Schnelllebigkiet ein Wohlergehen ist.

Wie wählt ihr eure Künstler für die Ausstellung aus? Gibt es inhaltliche Schwerpunkte oder andere Selektionskriterien?

Grundsätzlich machen wir uns auf die Suche und sprechen Künstler an, die wir faszinierend finden und die wir uns im Gesamtkontext vorstellen können. Es kommt auch vor, dass sich Künstler bewerben und wenn es passt, sind wir da nicht abgeneigt. Beim letzten THE DARK ROOMS, als Teil von LOST 48 hours Art Festival, hatten wir das Thema „LOST Society“ und haben folglich gesellschaftskritische Künstler ausgewählt.

Ihr sagt selber „In den letzten Jahrzehnten hat sich Berlin zu einem europäischen Zentrum für Gegenwartskunst entwickelt.“ – Welche Trends lassen sich identifizieren und sollte man ein besonderes Augenmerk schenken?

Berlin ist seit vielen Jahrzehnten ein Anziehungspunkt für Künstler verschiedenster Art. Die Galeriestraßen werden stetig ausgebaut und sorgen für wahren Kunsttourismus. In der nationalen und internationalen Wahrnehmung ist dies meist das Hauptaugenmerk der Kunstszene in Berlin. Tatsächlich spielt sich aber sehr viel abseits von Linien- und Auguststraße (eben den 2 Haupt-Galeriestraßen) ab, welches, meiner Meinung nach, sehr viel intensivere Erfahrungen mit Kunst ermöglichen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde, die Galerien haben eine enorm wichtige Funktion und qualitativ wunderbare Arbeiten. Wir von The Dark Rooms denken nur, es fehlt an Fokus. Viele Besucher schaffen es bei Ausstellungseröffnungen nur bis zur Bar, ohne sich jemals auch nur einem Werk der Ausstellung wirklich zu widmen. Wir denken, dies geht auch anders. Viele Off-Spaces werden immer mehr zu Ausstellungsflächen, welches definitiv ein Trend ist, welchen ich mir für viele weitere Städte in Deutschland und Europa wünschen würde. Auch Zwischennutzungen bieten sich fantastisch an, künstlerisch bespielt zu werden. Natürlich benötigt so eine Zwischennutzung in Off-Spaces immer viel finanziellen Support, welches wirklich ein Problem darstellt, da Anträge auf Förderungen immer wie im Voraus beantragt werden müssen… aber wir sind hoffnungsvoll ;-).

Wann ist eure nächste Ausstellung und welche Künstler sind hier besonders hervorzuheben?

Die nächste Ausstellung von The Dark Rooms wird 2019 sein. Die Künstler stehen dafür noch nicht fest.

Habt ihr zusätzlich zu The Dark Rooms auch andere künstlerische Projekte, die ihr verfolgt?

Ja, auf jeden Fall. Sven und ich bereiten dieses Jahr noch weitere Projekte vor. Es lohnt sich also dran zu bleiben, denn alle Projekte sind auf emotionale Erfahrungen mit Kunst ausgelegt.

Wie steht ihr zu der Entwicklung, dass sich die Kunstwelt und auch Kunstgalerien immer mehr ins Digitale verlagern?

Der digitale Wandel bietet sehr viele Vorteile und ist eine enorme Errungenschaft unserer Zeit. Natürlich bietet dies auch viele Möglichkeiten, Projekte bei genauer Medienplanung viral zu machen und ein großes Publikum zu mobilisieren. Vieles ist dadurch einfach, aber auf der andren Seite hat man somit so viel Konkurenzveranstaltungen wie nie zuvor, weshalb es eben auch viel schieriger ist, sich richtig zu platzieren. Onlinegalerien sind für Liebhaber bestimmter Werke eine praktische Sache und eine Bereicherung unserer vernetzten Welt, denn so eröffnen sich vollkommen neue Horizonte. Im allerletzten Moment und zur wirklichen Werkserfahrung muss man ein Werk aber immer noch live sehen, denke ich.

Vielen Dank für das Interview und wir sind gespannt auf Neuigkeiten von The Dark Rooms!

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