Künstler

Der Künstler Malik über das Sprayen und die schweizer Graffiti-Szene

Kannst Du Dich uns kurz vorstellen – als Person und Künstler?

Mein Name ist Malik. Ich lebe in der Schweiz, bin aber auch viel in der Welt unterwegs. Ich bin selbstständig als Künstler und Gestalter tätig. Ich konnte mir an keinem Punkt in meinem Leben vorstellen, etwas anderes zu machen. Ich mag es, Dinge zu beobachten, sie zu analysieren und mir daraus eine eigene Gedankenwelt zu erschaffen, die ich in der Kunst ausleben kann.
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Force of the Wilderness, 2017, Acrylmalerei auf Leinwand, 120 x 80 cm

Deine künstlerische Laufbahn hat in der Graffiti-Szene begonnen – was nimmst Du aus dieser Erfahrung mit und fühlst Du Dich dieser immer noch verbunden?

Ich zeichne und male seit ich denken kann, aber seit ich Graffiti entdeckt habe, hat sich sicherlich einiges verändert. Es eröffnete sich eine Welt, in der man überall und in viel größerem Ausmaß seine Spuren auf fast jedem Untergrund hinterlassen kann. Ich begann 1992 mit Sprayen und kann bis heute nicht die Hände davon lassen. Dadurch war es fast unumgänglich, dass ich in der „Szene“ landete. Natürlich fühlt man sich mit Leuten verbunden, die derselben Passion nachgehen. Gerade in den frühen Jahren der Graffitikultur musste man viel mehr zusammenhalten. Heutzutage gibt es meiner Meinung nach viele Szenen innerhalb der Szene. Der Range unter den Sprayern ist riesig und durchs Internet ist die internationale Verbindung unter den Sprayern auch gewachsen, verglichen mit der Zeit wo ich gestartet habe. Es haben sich Untergruppen gebildet, wo sich wiederum Leute gefunden haben, die dieselbe Stilrichtung oder Einstellung teilen. Entsprechend verkehre ich eher mit Leuten, die figurativ arbeiten und damit einen künstlerischen Weg eingeschlagen haben. So oder so fühle ich mich aber klar mit der Szene verbunden und sympathisiere auch mit Leuten, die etwas total anderes verfolgen als ich selbst. Ich verstehe jeden, der dieser Passion folgt und doch sucht sich jeder seinen eigenen Weg sich auszudrücken.
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„Green Tank“, 2011, Acrylmalerei auf Leinwand, 50×70 cm

Du bist Gründer des Kunstprojektes 4661M2 – wie genau können wir uns das vorstellen und was war die Idee hinter der Gründung. Wie arbeitet ihr dort?

Die Idee entstand aus einem simplen Ansatz heraus. In der Schweiz sind große Wände zum Bemalen relativ rar, was man sich in anderen Ländern kaum vorstellen kann. Ich hatte einfach Lust eine große Wand zu bemalen und dachte mir, dass in einem Gefängnis ganz sicher viel Beton zu finden sei. Ich schrieb blindlings ein Mail an die Direktion und anerbot, Ihnen unentgeltlich eine Wand zu bemalen. Der Direktor fand die Idee so gut, dass er meinte, ich könne doch alle größeren Flächen bemalen. Dies war der Start zu diesem Projekt. Zu Beginn war völlig unklar, dass es solche Dimensionen annehmen würde. Es entwickelte sich Schritt für Schritt und plötzlich stand ich inmitten eines riesigen Kunstprojekt. Ich suchte mir dann nach und nach Künstler, die mitmachen wollten und bekam ein Trupp von sehr guten Leuten zusammen, die mit ihren unterschiedlichen Stilen die Vielfalt prägten. Die Idee zum Buch und zum Dokumentarfilm kam auch erst viel später, als wir erstmal realisierten, was wir da überhaupt geschaffen haben über die Jahre.
Da zu arbeiten ist sicherlich nicht alltäglich. Jeder der noch nie in einem Gefängnis war, kann sich dies nur schlecht vorstellen. Auch wenn man nur da arbeitet, fühlt man sich doch sehr gefangen. Die Bewegungsfreiheit ist limitiert durch Sicherheitstüren, man wird ständig von einer Kamera beäugt und die Geräuschkulisse kann einem auch belasten. Ich glaube es war für alle Künstler eine Herausforderung sich bewusst zu sein, wo man sich befindet um der Aufgabe gerecht zu werden und andererseits sich mental abzugrenzen um sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
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Forest Green
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Playing Octopus
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Living Daylights

In Deinen Arbeiten verwendest Du zahlreiche Medien – Malerei, Illustration und Skulpturen – welche Arbeit findest Du persönlich am bereicherndsten und welche fordert Dich am meisten heraus?

Jeder Stil und jede Art von Arbeitsmedien hat seine Herausforderungen und kann einem bereichern. Mit welchen Medien ich arbeite ist meist auch phasenabhängig. Teils mag ich es mich in mein Atelier zurückzuziehen und zu malen, dann will ich wieder raus, um in der Öffentlichkeit große Wände zu bemalen und dann mag ich es, dreidimensional zu werken. Was für mich entscheidend ist, ist die Abwechslung. Ich brauche die Abwechslung, um wach und offen zu bleiben, damit ich mich immer weiter entwickeln kann.
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Brain Function

Wie hat sich Dein Werk über die Jahre entwickelt hin zu dem, das es heute ist?

Das ist für mich schwierig zu beurteilen. Natürlich sieht man eine technische Entwicklung in meiner Arbeit, aber was viel essenzieller ist, sind die Ideen und das Konzept. Mein Wunsch ist es, dass mich stetig verbessere und immer innovativer werde. Ich möchte nie stehenbleiben, mich immer wieder neu erfinden. Ich glaube aber auch, dass man nur ausdrücken kann, was in einem drin ist. Die eigene Seele drückt sich in den Bildern aus. Dem kann man nicht entkommen und man kanns auch nicht verleugnen. Dementsprechend geht die künstlerische Entwicklung auch immer Hand in Hand mit der persönlichen Entwicklung. Entwickelt man sich persönlich nicht weiter, bleibt auch das Schaffen stehen. Man muss Leben um das Leben zu zeigen.
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„Stranded“, 2016, Graffiti auf Leinwand, 100×100 cm
Die Webseite des Künstlers:http://www.malikarts.com/frontpage/malik/

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