Künstler

"Künstler bin ich damals wie heute aus Überzeugung!" Rolf Löhrmann im Gespräch

Warum sind Sie Künstler geworden?

Ich hatte das große Glück zu Schulzeiten bis zum Abitur einen jungen, vor Inspiration und Kraft strotzenden Kunsterzieher als Lehrer zu haben, der meinte, in mir künstlerische „Begabungen“ entdeckt zu haben und diese fördern zu wollen. Letztlich habe ich es seiner Initiative und Förderung zu verdanken, dass ich Kunst studiert habe und ein Stück weit auch in seine Fußstapfen getreten bin, denn auch ich wurde Kunsterzieher und habe mit viel Freude meinen Schülern versucht, das Potential der Kunst sowohl in der Rezeption als auch in der kreativen Arbeit nahezubringen. Seit meiner Pensionierung habe ich mich wieder verstärkt selbst an die praktische Arbeit gemacht (wer seinen Beruf als Lehrer ernst nimmt, dem bleibt nicht genügend Zeit und Kraft für eigene künstlerische Diskurse) und letztendlich den Faden wieder aufgenommen, den ich irgendwann im Schuldienst fallen lassen musste. Gleich wie: Künstler bin ich damals wie heute aus Überzeugung!

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m169, 2017, Acryl auf Leinwand, 90×160 cm

Woher nehmen Sie Ihre Kreativität und woher kommen Ihre Inspirationen?

Hier möchte ich gern Pablo Picasso zitieren mit seinen Worten angesichts des Dramas um die Bombardierung der Stadt Guernica im spanischen Bürgerkrieg:
„Es ist mein Wunsch, Sie daran zu erinnern, dass ich stets davon überzeugt war und noch immer davon überzeugt bin, dass ein Künstler, der mit geistigen Werten lebt und umgeht, angesichts eines Konflikts, in dem die höchsten Werte der Humanität und Zivilisation auf dem Spiel stehen, sich nicht gleichgültig verhalten kann.“

Mein Antrieb sind meine Wut, meine manchmal empfundene Ohnmacht, mein Entsetzen, aber auch meine Hoffnung auf Änderung gegenüber dem Irrsinn, der in unserer Welt tagtäglich sichtbar wird und vor dem wir allzu gern die Augen verschließen. Ich will mit meiner Arbeit versuchen, die Dinge, über die wir hinwegsehen, die uns teilweise auch die Medien – aus welchen Gründen auch immer – vorenthalten und uns damit zur Unmündigkeit verurteilen ans Licht zu zerren und dauerhafter machen als nur für einen Sekundenspot in den Nachrichten.

Es sind oftmals die Printmedien, die mir die Vorlagen für meine Arbeit bieten oder das Internet mit seiner Bilderflut. Meine Arbeit beginnt mit der Recherche und mündet in eine verdichtete bildnerische Form des im Foto vorhandenen Potentials durch Reduktion von Fläche und Farbe bis hin zum Monochromen.

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m129, 2013, Acryl auf Leinwand, 110×200 cm

Was möchten Sie mit Ihrer Kunst vermitteln?

Im Gegensatz zu vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern betrachte ich die Kunst nicht als „zweckfrei“. Im Gegenteil – mir sind mit meiner künstlerischen Ausbildung und meinem kreativen Potential Mittel an die Hand gegeben worden, die ich nicht mit „Zwecklosigkeit“ vergeuden will. Ich habe die Möglichkeit, mit meiner Arbeit Menschen zu erreichen, sie zum Nachdenken zu bringen und vielleicht zu Erkenntnissen zu führen, die in der Bestätigung einer schon vorhandenen Einsicht oder gar in der Veränderung einer Haltung und eines Denkens mündet, aus dem am Schluss bestenfalls ein Handeln resultiert – ein Handeln in und für diese Gesellschaft, in der wir leben.
Wohnzimmerdekoration ist nicht mein Ding, das überlasse ich anderen.

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m163 (Bananaboat 2.0), 2017, Acryl auf Leinwand, 90×160 cm

Wie kann man sich Ihr Atelier vorstellen?

Mein Atelier ist der Ort, wo ich ganz bei mir ankomme, wo es nichts außer der Kunst gibt. Hier darf ich tun und lassen, was ich will. Es ist keine Halle, keine Fabriketage – es ist ein Raum – aber Größe bemisst sich für mich eben nicht in Quadratmetern, sondern in Freiräumen.

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m155, 2017, Acryl auf Leinwand, 90×110 cm

Inwiefern beeinflussen politische Geschehnisse Ihr künstlerisches Werk?

Das tägliche Weltgeschehen ist die Urquelle meiner Arbeit. Als politisch verantwortlich denkendes und handelndes Individuum kann ich im Moment gar nicht anders, als in meiner künstlerischen Arbeit den (Wahn-)Sinn dieser Welt zu verarbeiten und ich kann mir sicher sein, dass diese Quelle nie versiegen wird.

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m161, 2017, Acryl auf Leinwand, 110×135 cm

Rolf Löhrmann auf Singulart:https://www.singulart.com/en/artist/rolf-l%C3%B6hrmann-1418

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