Künstler

Im Gespräch mit Ernestine Faux über Farbe als Erscheinung des Lichts und den Luxus sich Zeit zu nehmen

Wie kamen Sie zur Kunst ?

Das war mir in die Wiege gelegt. Schon als Kind war Zeichnen mein Lieblingsspiel. Es war wie ein Weihnachtsgeschenk für mich. In der Schule erst merkte ich, dass andere es durchaus weniger mochten zu zeichnen als ich. Ich sah andere Striche malen, während es mir schon vor der Schule gelung Menschen naturalistisch und realitätsgetreu zu malen. In meiner Familie passt meine Leidenschaft zunächst nicht so ganz rein. Ich hatte einfach eine ganz andere Begabung.

Allerdings hat meine Mutter dies schon früh erkannt und mit meinem Vater besprochen, um mich bei meinem Traum Kunst zu studieren zu unterstützen. Jedoch sollte ich dazu ein Handwerk lernen. Das war der Kompromiss. Ich hatte dann die unglaubliche Chance an eine Eliteschule in Wien für Modedesign und Kunst zu gehen. Modedesign wurde in dem Sinne zu meinem Handwerk, was ich lernte. Daraufhin habe ich dann in der Modebranche gearbeitet und eine eigene Firma auf Bali aufgemacht. Mit 31 Jahren war ich an einem Wendepunkt meines Lebens angekommen. Ich erlitte eine schwere Verletzung und hatte ein Nahtoderfahrung, die mein Leben nachhaltig verändert hat. Das war der Moment an dem mir bewusst wurde, dass ich gerne hauptberuflich Künstlerin sein würde. Der ganze Prozess hin zu einer freischaffenden Künstlerin hat allerdings dann noch fünf Jahre gedauert. Dann konnte ich mich endlich voll und ganz der Kunst widmen, da ich meine Firma meinen Geschäftspartnern übergab. Ich fing dann mit einem eigenen Atelier auf Bali an.

Ernestine

magenta & mud, 2002, Acryl auf Leinwand, 80 x 90 cm

Wie würden Sie Ihre Kunst beschreiben?

Ich beschäftige mich mit dem Thema Farbe als eine Erscheinung des Lichtes und Ihrer Schönheit. In weiterer Folge ist Licht eine Schwingung, eine fühlbare, visuelle und akustische Frequenz. Meine Kunst hat etwas mit all unseren Sinnen zu tun, mit Emotionen, Fühlen und Energie. Mir geht es um ein Einlassen, Zulassen, Aufnehmen oder Ablehnen. Um meine Kunst zu sehen braucht man Zeit, ja sogar Mut.

Daher versuche ich Bilder zu malen, die von der optischen Wahrnehmung völlig immateriell wirken und die auch entsprechend eng mit dem Licht verkoppelt sind. Ich komme aus dem fotorealistischen Malen. Es ging mir schon immer darum, die innere Kraft einer Landschaft, das gewisse Etwas, den Funken in den Augen, die Seele oder Ausstrahlung einer Person sichtbar zu machen. Ich entdeckte, das da immer „Licht“ und „Schatten“ in der sichtbaren Materie oder im menschlichen Körper war und sah seit meinem Nah-Tod Erlebnis ein Licht rund um Menschen und Bäume mit vielen feinen Farb- Übergängen, Gradierungen, Farbstufen! Wenn man sich das so vorstellt, da waren diese Farbverläufe drinnen, diese Schatten und Lichflächen, die mir als Beobachter diese Räumlichkeit hergestellt hat, so wie ich das jetzt male.

Im Jahr 2000 stürzte ich in eine Künstler- Krise und konnte über ein Jahr nicht malen. (plötzlicher Tod meines Vater ) Zwei Künstler (M.Makra und Prof. Raimer Jochims) unterstützen und inspirierten mich in dieser schweren Zeit. Eine Sehnsucht erwachte in mir, nämlich mich von den realistischen Motiven zu befreien und dieses Spiel mit Licht und Dunkel, diese Schönheit der Farben in all Ihren unendlichen Möglichkeiten der Farbübergänge darzustellen. ( So fühlte ich mich der nicht sichtbaren Welt meines Vaters näher) Über 18 Jahre habe ich seit dem permanent reduziert und bin immer mehr zu einer Malerei gekommen die sich ausschließlich mit der Farbe an sich beschäftigt. Wenn man meine Bilder wahrnehmen möchte muß man sich Zeit nehmen.

ClimART Zones

climARTzones IV, 2007, Acryl auf Leinwand, 120 x 90 cm

Welche Ideen vertreten Sie in Ihrer Kunst?

Sich Zeit zu nehmen ist heutzutage purer Luxus. Wir sind durch die Werbe-Marketing Industrie mit rasend schnellen Bildern völlig verwirrt gemacht. Mir geht es darum einen Moment im Leben des Betrachters zu finden, wo dieser einen Moment innehält, sich Zeit nimmt, berührt wird um zu „sehen“. Es gibt eine innewohnende, authentische Kraft in unserem Universum, wird sie einem gezeigt, dann erinnern sich alle Sinne in uns an dieses Ursprüngliche, dieses Wahre in uns. Kunst ist eine Einladung an den Betrachter selbst, sich von der innewohnenden Kraft in Form von Kreativität, Impulsen und Inspirationen anstecken zu lassen. Das ist mein höherer Sinn in meiner Kunst. Kunst muss nichts tun können, aber sie hat die Aufgabe die Seele der Menschen zu berühren, dann ist es ein Kunstwerk- sonst wäre es ein Tu-Werk! (Vielleicht ist die sakrale Kunst früher auch so gemeint gewesen)

blue window

blue window, 2008, Acryl auf Leinwand, 120 x 90 cm

Wie gehen Sie vor, wenn Sie an einem neuen Werk arbeiten?

Das ist mein höherer Sinn in meiner Kunst, und in erster Linie in meinem Leben. Ich male aus der Mitte heraus. Ich habe ein klares Konzept, strukturiere den Kreis im Quadrat- z.B., meine 3 D Objekte oder die Diamonds, wird alles vorher konzipiert, aber sobald ich mit dem Malen der Farbschichten beginne, gibt es keine Struktur mehr, sonder es setzt ein fliessen ein. Ein FLOW der ganz aus der Mitte heraus kommt. Es kann dann passieren, dass ich 8-12 Farben vorbereitet habe,- aber nur einen Teil verwendet habe, weil es im FLOW so richtig war.

ernestine 2

colourportal aubergine, 2012, Öl auf Leinwand, 160 x 160 cm

Wie kann man sich Ihr Atelier vorstellen?

Es ist sehr gross und puristisch. Der Raum ist 100 m2 gross und ist wie ein vorbereitetes Feld. Zunächst ist er sehr ordentlich bevor ich loslege. Meine riesige Staffelei ist beweglich und allgemein kann man alles bei mir verschieben. Stellen Sie es sich wie einen Tanzraum vor. Da die Staffelei eine Klappfläche hat, kann man auf beiden Seiten arbeiten. Um loszulegen benötige ich sehr viel Tageslicht und eine geräumige Ablagefläche.

Wenn ich in meinem Flow bin, ist der Raum ein einziges Chaos. Dann sind rundum die Farben und Pinsel verteilt. Und nach dem Flow wird dann alles wieder schön aufgeräumt.

Das Aufräumen ist sehr wichtig, um von nichts gestört zu werden und natürlich damit der Flow stattfinden kann. Ich arbeite aus der Stille heraus, obwohl mein Atelier sich mitten in Graz im 4. Stock befindet. Ganz oben im Gebäude befindet sich ein Elfenbeintürmchen und dann gehe ich hinauf und atme mal tief durch.

Wave IX

WAVE IX, 2006, Acryl auf Leinwand, 110 x 120 cm

Ernestine Faux auf Singulart:https://www.singulart.com/de/k%C3%BCnstler/ernestine-faux-992

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