Künstler

Im Gespräch mit Tanja Hirschfeld

Tanja Hirschfeld in ihrem Atelier

Tanja Hirschfeld ist eine etablierte Künstlerin mit deutschen und italienischen Wurzeln. Beide Kulturen finden sich in ihren Werken wieder. Satte Grüntone deutscher Wiesen und Wälder kombiniert die Künstlerin mit Kostümen, Masken und der Leidenschaft Italiens. So entstehen großformatige Ölbilder, insbesondere Portraits von starken Frauenfiguren. Woran Tanja Hirschfeld merkt, wann ein Kunstwerk fertig ist, und wann sie am glücklichsten ist, erfahren Sie in diesem Interview. Das Gespräch führte Annika Nein.

Was machen Sie morgens, sobald Sie aufgewacht sind?

Meistens habe ich bis spät gearbeitet, es wird häufig 2 Uhr morgens. Außer am Wochenende klingelt trotzdem jeden Tag der Wecker um 7 Uhr, da wird erstmal die italienische Kaffeemaschine eingeschaltet, ohne mindestens einen starken Kaffee kann der Tag nicht beginnen. 

Was inspiriert Sie besonders?

Wenn man frei und kreativ arbeiten kann, arbeitet der Kopf automatisch jeden Tag wie wild, ohne dass man das fordern müsste oder stoppen könnte. Das Gehirn ist wie konditioniert, es sucht und erkennt die Bilder, Informationen oder Gefühle, die es sehen möchte, die brauchbar sind, um sie weiterzuverwerten. Die Lust, etwas zu erschaffen, schöpfe ich aus dem Alltag, aus Dingen, die passieren, Nachrichten, die ich lese, Geschichten, die ich höre, Bildern, die ich sehe.

Tanja Hirschfeld. Mickey Girl (2018), Öl auf Leinwand, 120x100cm.
Tanja Hirschfeld. Mickey Girl (2018), Öl auf Leinwand, 120x100cm.

Meistens ist der Drang, etwas zu kreieren, besonders stark, wenn ich auf mir noch unbekannte Bilder oder Situationen stoße. Auch die Eindrücke aus anderen Ländern bewegen mich dazu, Gesehenes zu verarbeiten und aufs Papier oder die Leinwand zu bringen.

Es gibt aber genauso auch Tage, da ist man so ausgebrannt und erschöpft, dass man denkt, man möchte nie wieder einen Pinsel in die Hand nehmen. Egal wie stark dieses Gefühl ist – es kann sogar so weit gehen, dass man beschließt, mit der Kunst aufzuhören – man wird immer wieder an die Leinwand zurückkehren. Es ist wie ein Sog, dem man nie entkommen wird, wenn man einmal Blut geleckt hat.

Wie sieht Ihr Arbeitsplatz aus?

Mein Atelier ist zu 10% Wohnzimmer und zu 90% Atelier. Es riecht immer nach Lösungsmitteln oder Ölfarbe, die Atelier-Gästecouch ist also nur mit Vorsicht zu belegen:) Alle Wände hängen bis unter die Decke voll mit aktuellen Bildern. Der Schreibtisch und Computer sind neben der Leinwand der Mittelpunkt meiner Arbeit. Hier entstehen die Vorskizzen und digitalen Bilder. Mein Studio ist immer tiptop aufgeräumt und alles ist geordnet. Ich brauche akribische Ordnung um mich herum, um das Chaos in meinem Kopf aufzuheben.

Einblick ins Atelier der Künstlerin.
Einblick ins Atelier der Künstlerin.

Würden Sie uns Ihre Maltechnik und Ihren Stil beschreiben?

Meine Ölbilder entstehen in detaillierter Feinarbeit, ich arbeite mich Schichtweise von den dunklen Tönen zu den hellen Bereichen hoch. Erst trage ich die dunklen Stellen auf, dann hellere Farbtöne und zum Schluss die Lichtakzente. Dadurch erhält das Bild eine Tiefe, die man zum Beispiel mit Acryl kaum erreichen kann. Ich versuche, altmeisterliche und moderne Elemente im popsurrealistischen Stil zu kombinieren.

Was sind die drei wichtigsten Hilfsmittel in Ihrem Atelier?

Nach jahrelanger Recherche habe ich mein Lieblings-Malmittel gefunden und zwar Mussini Medium 1 von Schmincke. Ich benutze nur Ölfarben bester Qualität, am liebsten Mussini oder Norma von Schmincke.

Tanja Hirschfeld, Happy Dragon (Flying through the Universe) (2018), Öl auf Leinwand, 100x120cm.
Tanja Hirschfeld, Happy Dragon (Flying through the Universe) (2018), Öl auf Leinwand, 100x120cm.

Was oft nicht fehlen darf ist die „Beschallung“ im Hintergrund. Ich höre keine Musik, sondern ich höre Filme, Serien oder Dokumentarfilme. Während ich male, werden mir ohne Pause Geschichten aus aller Welt erzählt. Es darf allerdings nicht zu anspruchsvoll werden, dann kann ich mich nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren.

Wenn ich reise – meistens in warmen Ländern -, liebe ich es, draußen zu malen. Ich bin oft mehrere Wochen in Los Angeles. Dort wohne ich bei Freunden, die einen wunderbaren Außenbereich haben, alles findet draußen statt.

Woran machen Sie fest, dass ein Kunstwerk fertig ist?

Der Farbauftrag muss satt und voll sein, das Bild muss eine gewisse Tiefe haben. Da ich vorwiegend Portraits male, ist der Ausdruck des Blickes ausschlaggebend, erst wenn die Augen perfekt sind, ist das Bild fertig.

Tanja Hirschfeld vor einigen ihrer Kunstwerke (links im Bild: Majestic Bride, Öl auf Leinwand (2018), 120x100cm).
Tanja Hirschfeld vor einigen ihrer Kunstwerke (links im Bild: Majestic Bride, Öl auf Leinwand (2018), 120x100cm).

Wie entspannen Sie sich nach einem langen Arbeitstag?

Sport ist wichtig für mich, der rechte Arm ist durch die Dauerbelastung stark beansprucht, da helfen vor allem Laufen und Dehnübungen. 

Mindestens so wichtig ist es mir, auszugehen und Freunde zu treffen. Ich liebe das Nachtleben und habe viele Freunde in der Gastroszene. Kunst und Gastro sind stark miteinander verbunden. In der Nacht fühlt sich das Leben anders an, es tauchen dunkle Gestalten auf, Menschen erzählen dir ihre Sorgen und Geheimnisse. Du triffst andere Menschen als tagsüber, es ist, als würde eine andere Gattung unterwegs sein, eben die Nachtschwärmer, in deren Mitte ich aufblühe. Wenn ich abends zu Hause bleibe, arbeite ich. Nur wenn ich rausgehe, schaffe ich es abzuschalten. 

Welcher Moment in Ihrem Schaffen ist der glücklichste?

Am glücklichsten macht es mich, wenn das Gesicht des Portraits sitzt und fertig ist. Das Gesicht male ich meistens als erstes fertig. Wenn dieser Mittelpunkt steht, kann meistens nicht mehr viel passieren.

Tanja Hirschfeld, German Geisha (2018), Öl auf Leinwand, 120x100cm.
Tanja Hirschfeld, German Geisha (2018), Öl auf Leinwand, 120x100cm.

Vielen Dank, Tanja! Weitere Infos und Kunstwerke finden Sie auf der Singulart-Seite von Tanja Hirschfeld.



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