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Meisterwerke: Das Baumwollkontor in New Orleans von Edgar Degas

Edgar Degas

Das Baumwollkontor in New Orleans, französischer Originaltitel Le bureau de coton à la Nouvelle-Orléans, ist ein wegweisendes Werk des französischen Künstlers Edgar Degas. Inspiriert dazu wurde er 1872, als er während eines Familienbesuches in New Orleans das Baumwollhandelsunternehmen seines Bruders besuchte. Das Gemälde in Öl auf Leinwand vereint Porträt- und Genremalerei zu einer der bedeutendsten Darstellungen des Kapitalismus des 18. Jahrhunderts und ist das einzige Werk von Degas, das bereits zu seinen Lebzeiten von einem Museum angekauft wurde. In diesem Beitrag wirft Singulart einen Blick auf den Zusammenhang zwischen der Stadt New Orleans und dem Gemälde und geht näher auf Degas’ künstlerischen Stil ein.

Wer war Edgar Degas?

Edgar Degas, mit bürgerlichem Namen Hilaire Germain Edgar de Gas, wurde 1834 in Paris geboren. Seine Mutter kam aus New Orleans und war kreolischer Abstammung, der Vater ein aus Neapel stammender Bankier. Als ältestes von fünf Kindern einer großbürgerlichen Familie besuchte Degas das Elitegymnasium Lycée Louis-le-Grand. Zur Zeit seines Abiturs hatte er ein Zimmer im Haus seiner Familie in ein Kunstatelier verwandelt und sich einen Job als Abzeichner im Louvre gesichert. Auf Wunsch des Vaters begann er jedoch 1853 ein Jurastudium an der Universität Paris. Er gab das Studium allerdings bald auf, besuchte stattdessen 1855 die École des Beaux-Arts und setzte seine künstlerische Ausbildung danach in Eigenregie fort, wobei er einige Zeit in Rom lebte.

Edgar Degas

1866 stellte er erstmals beim Salon de Paris aus, der offiziellen Kunstausstellung der Königlichen Akademie für Malerei und Bildhauerei. Seinem präsentierten Gemälde Verletzter Jockey wurde wenig Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl Degas sich damit einem für die Pariser Gesellschaft zeitgenössischeren Thema widmete. Während er sich bis dahin hauptsächlich mit Historienmalerei beschäftigt hatte, gingen seine Werke nun in eine modernere Richtung, was auch auf seine Freundschaft mit Manet zurückzuführen war, den er beim Abzeichnen von Kunstwerken im Louvre getroffen hatte.

Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 diente Degas als Artillerist in Paris. Dabei stellte sich heraus, dass sein Sehvermögen beeinträchtigt war, was Degas für den Rest seines Lebens beunruhigen sollte. 1872 besuchte er für mehrere Monate New Orleans, wo zahlreiche seiner Verwandten lebten. Zurück in Paris, gründete Degas zusammen mit Manet, Sisley und anderen impressionistischen Künstlern die Société Anonyme des Artistes. Degas nahm bis 1886 an allen acht Ausstellungen des Kollektivs teil, die als Impressionisten-Ausstellungen bekannt wurden, wobei unter anderem seine Gemälde Die Tanzklasse und Tänzerinnen an der Stange präsentiert wurden.

Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 diente Degas als Artillerist in Paris. Dabei stellte sich heraus, dass sein Sehvermögen beeinträchtigt war, was Degas für den Rest seines Lebens beunruhigen sollte. 1872 besuchte er für mehrere Monate New Orleans, wo zahlreiche seiner Verwandten lebten. Zurück in Paris, gründete Degas zusammen mit Manet, Sisley und anderen impressionistischen Künstlern die Société Anonyme des Artistes. Degas nahm bis 1886 an allen acht Ausstellungen des Kollektivs teil, die als Impressionisten-Ausstellungen bekannt wurden, wobei unter anderem seine Gemälde Die Tanzklasse und Tänzerinnen an der Stange präsentiert wurden.

Künstlerischer Stil

Degas bezeichnete sich selbst als unabhängigen Künstler, der sich nicht als Teil irgendeiner Bewegung sah. Ende der 1860er Jahre begann er, sich von der Historienmalerei und Reproduktionen abzuwenden und konzentrierte sich stattdessen auf die Darstellung von Szenen des täglichen Pariser Lebens. In dieser Zeit experimentierte Degas mit diversen Techniken: Er mischte Pastellfarben mit flüssigem Fixiermittel, um einen pastenartigen Effekt zu erzielen, kombinierte Öl- und Pastellfarben und setzte Zeichenkohle ein. Diese vielfältigen Techniken trugen zur Erzeugung der Oberflächeneffekte bei, für die Degas berühmt ist.

Degas wird zwar zu den Impressionisten gezählt, hatte selbst jedoch eine komplizierte Beziehung zur impressionistischen Bewegung. Degas meinte dazu: „Noch nie war Kunst weniger spontan als meine. Was ich tue, ist das Ergebnis der Reflexion und des Studiums der großen Meister; über Inspiration, Spontaneität, Temperament weiß ich gar nichts.“ Er verhöhnte den Aspekt der Freiluftmalerei im Impressionismus und zog es stattdessen vor, persönlichere Motive zu malen.

Degas’ Besuch in New Orleans

Als Degas 1872 nach New Orleans reiste, um Verwandte zu besuchen, zog ihn die Stadt sofort an. Sein Bruder René hielt in einem Brief fest: „Edgar ist so angetan von New Orleans, dass er die Familie über ihr Leben ausfragt. Er scheint völlig verzaubert von ihren südlichen Akzenten und versucht zu lernen, sie zu imitieren.“

Die Orchestermusiker (1872) von Edgar Degas

Während seiner Zeit in New Orleans schuf Degas zahlreiche Porträts seiner Verwandten, am häufigsten von seinen Cousinen Estelle, Mathilde und Désirée Musson. Während er den Porträtanfragen seiner Familie nachkam, fühlte er sich in seiner Kreativität eingeschränkt und schrieb in einem Brief: „Es gibt nichts Komplexeres als Familienporträts! … Die Porträtierten sind liebevoll, aber auch ziemlich dreist, und sie sind weniger dazu geneigt, dich ernst zu nehmen, weil du nun mal ihr Neffe oder Cousin bist.“ Nach dem Besuch des Baumwollkontors seines Bruders verlängerte Degas seinen Aufenthalt in New Orleans um weitere drei Monate, um das Gemälde Das Baumwollkontor in New Orleans fertigzustellen.

Das Baumwollkontor in New Orleans

Degas begann, Das Baumwollkontor in New Orleans zu malen, um es an einen britischen Textilhersteller zu verkaufen. Auf dem Gemälde zu sehen sind sein Bruder René, der als zentrale Figur Zeitung liest, und sitzend im Vordergrund Degas’ Onkel, der ein Baumwollmuster prüft. Rundherum sind andere Mitarbeiter und auch Familienmitglieder zu sehen, die Degas inmitten des täglichen Geschäftslebens einfing. Während er an diesem Gemälde arbeitete, stand sein Bruder vor dem finanziellen Ruin, und das Unternehmen war vor Fertigstellung des Bildes bankrott. Es wurde sogar spekuliert, dass René in der Zeitung liest, in der über den Zusammenbruch des Unternehmens berichtet wurde.

Edgar Degas
Das Baumwollkontor in New Orleans (1873) von Edgar Degas

Das Baumwollkontor in New Orleans verdeutlicht Degas’ Fähigkeiten bei der Bildkomposition. Obwohl das Werk viele Motive hat, wird alles durch den Einsatz von weißen Flächen zusammengeführt: von der Baumwolle auf der linken Seite über die Zeitung in Renés Händen bis hin zum Hemd des stehenden Mannes auf der rechten Seite. Das Bild ist keine wirklichkeitsgetreue Darstellung des Alltags in einem Baumwollkontor. Degas hat vermutlich die afroamerikanischen Träger ausgelassen, deren Job es war, Baumwollmuster vom Lager hin und her zu tragen. Seine Absicht war es, den amerikanischen Business-Stil festzuhalten, der von Europäern ebenso als rege und erfolgreich wie locker und freundlich wahrgenommen wurde.

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