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5 Singulart-Künstler teilen Ihre Gedanken zum Thema #BlackLivesMatter

Zeitgenössische Kunst ist sehr faszinierend, da sie häufig das aktuelle Weltgeschehen abbildet und reflektiert. Manchmal kritisch, um ein Licht auf gesellschaftliche Unzulänglichkeiten zu werfen, aber auch um die Menschheit zu Besserem zu bewegen. Angesichts der jüngsten Ereignisse wurde die #BlackLivesMatter-Bewegung erneut zu einer starken Kraft, die Veränderungen fordert. Wir sprachen mit 5 unserer Künstler, um Ihre Gedanken zum Thema zu erfahren, aber auch um ihren Stimmen mehr Gehör zu verschaffen.

Saleh Lo aus Mauretanien

Wie hat die Bewegung Sie in Ihrer Arbeit und als Künstler beeinflusst?

Die Bewegung #BlackLivesMatter hat durch den Tod von George Floyd erneute Wellen geschlagen, diese existiert bereits seit 2013. Indem ich Informationen dazu sammelte, wurden mir die Ähnlichkeiten zwischen den Grundlagen dieser Bewegung und den Themen meiner künstlerischen Arbeit bewusst. Ich möchte mit meinem künstlerischen Schaffen denjenigen eine Stimme verleihen, die keine haben. Menschen die am Rande der Gesellschaft stehen und die, die von anderen als minderwertig angesehen werden.

George Floyd sagte wiederholt: „Ich kann nicht atmen, ich kann nicht atmen“, und wie er können sich viele Menschen immer noch kein Gehör verschaffen, ihre Rechte nicht ausdrücken, haben keine Chancengleichheit, oder können ihre Freiheit nicht leben, weil sie von jemandem unterdrückt werden, der meint, das Recht zu haben, sie physisch oder psychisch zu misshandeln.

Daher der Zusammenhang zu meinen Œuvre. So wie viele meiner anderen Porträts Nachkommen von Sklaven, Sklavinnen und Sklaven, Straßenkinder und von der Gesellschaft vergessene Menschen darstellen, so soll das Porträt von George Floyd all jenen Menschen eine Stimme geben, die wegen ihrer Hautfarbe ungerechtfertigter Gewalt ausgesetzt sind.

„Die #BlackLivesMatter-Bewegung ist für mich der Beweis dafür, dass Diskriminierung und Rassismus leider immer noch aktuelle Themen sind, die unsere Gesellschaft belasten. Als Künstler und als schwarze Person fühle ich mich gerührt, mich mit meiner Kunst dieser Bewegung anzuschließen.“

Saleh Lo

Welche Veränderungen würden Sie sich als Folge in der Kunstwelt wünschen?

Künstler spielen eine wichtige, zentrale und grundlegende Rolle in unserer Gesellschaft. Die Verbreitung vieler Ausstellungen zum Thema #BlackLivesMatter war ein Beweis für mich, dass Kunst an das Gewissen der Gesellschaft appellieren kann, und dass wir uns vermehrt mit brennenden und aktuellen Geschehnissen auseinandersetzen müssen und auch sollen. Als Konsequenz wünsche ich mir eine Stärkung der globalen Netzwerke von Künstlern und eine vermehrte Zusammenarbeit zu weiteren Themen und Problemen, die in unsere Gesellschaft noch immer vorhanden sind, aber oft vergessen werden.

Ayoola Gbolahan aus Nigeria

Wie hat die Bewegung Sie in Ihrer Arbeit und als Künstler beeinflusst?

Die Bewegung hat die Widerstandsfähigkeit der schwarzen Rasse verdeutlicht. Sie hat für mich aber auch die Notwendigkeit einer internen schwarzen Renaissance gezeigt, als Gegensatz zur dominierenden anglo/kaukasischen Erzählung und Weltsicht.

Derzeit ist meine Bildsprache dunkel. Ich bin mir über die Notwendigkeit im Klaren, Kunst zu produzieren und zu fördern, die die Rasse schützt und uns psychologisch weiterbringt und vereinen lässt. Ich sehe und verwende starke Farben wie Schwarz, Weiß und Grau mit blauen und goldenen Akzenten, um diese besondere Stimmung einzufangen.

Welche Veränderungen würden Sie sich als Folge in der Kunstwelt wünschen?

Natürlich wünsche ich mir mehr Institutionen für schwarze Kunst. Ich interessiere mich für die Rückgabe von geraubten Artefakten, die nicht nur Darstellungen von Schönheit sind, sondern auch voller spiritueller Kraft. Es sind Reliquien unserer alten Geschichte, die für uns als eine Art Katalysator wirken würden, wenn sie von den Nachkommen der ursprünglichen Künstler betrachtet werden könnten. Sie werden uns helfen, uns mit unserer verlorenen und neu geschriebenen Identität zu identifizieren.

Was würden Sie sich wünschen, dass andere aus diesem Gespräch mitnehmen?

„Das Böse in der Welt hat kein Ende.”

Ayoola Gbolahan

Machtmissbrauch und Ausbeutung anderer ist ein natürlicher menschlicher Zustand. Seid unentschuldigt schwarz und begreift, dass alles, was wir für uns selber in Anspruch nehmen, unser Recht ist und uns nicht so einfach ausgehändigt wird.

Courtney Minor aus den Vereinigten Staaten

Wie hat die Bewegung Sie in Ihrer Arbeit und als Künstler beeinflusst?

Die jüngsten Ereignisse in den USA haben meine Arbeit beeinflusst, aber auf eine andere Art und Weise, als manche denken mögen. Sie haben viele Erinnerungen aus der Vergangenheit wachgerufen, in denen mir persönlich das Gefühl gegeben wurde, nicht zu genügen, weil ich eine schwarze Frau bin. Es erinnerte mich an all die Zeiten, in denen ich anders behandelt wurde oder mir gesagt wurde, dass ich nicht „kulturell fit“ sei. Ich erinnerte mich an all die Geschichten und schmerzverzerrten Gesichter meiner Verwandten, die während der Bürgerrechtsbewegung gelitten hatten. Die Grausamkeiten der Rassentrennung, die Ausgrenzung aufgrund des Kolorismus, der ständige Druck, dreimal so hart arbeiten zu müssen, nur um gesehen zu werden… All das sprudelte mit den jüngsten Ereignissen an die Oberfläche. Meine Emotionen waren omnipräsent. Ich wollte weinen, schreien und hysterisch lachen, alles auf einmal. In diesen Momenten beschloss ich, meine Emotionen auf die nächste Leinwand zu übertragen.

Welche Veränderungen würden Sie sich als Folge in der Kunstwelt wünschen?

Ich wünschte, wir könnten einfach den existierenden Hass und die daraus folgende Diskriminierung löschen. Ich würde mir wünschen, die lange vergrabenen Stereotypen und unbewussten Voreingenommenheiten aller Menschen auf diesem Planeten ausradieren zu können. Wir könnten alle friedlich miteinander leben, wenn wir uns nicht ständig wegen Unterschieden abgrenzen würden, anstatt die Vielseitigkeit der Menschheit zu schätzen. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Welt sich ändern wird, aber wenn jeder Einzelne beschließen würde, sein Bestes zu geben, um den einzelnen Menschen zu sehen, dann würde diese Welt meiner Meinung nach zu einem besseren Ort werden.

Was würden Sie sich wünschen, dass andere aus diesem Gespräch mitnehmen?

Lerne Dich in unbequemen Situationen wohl zu fühlen. Nur so wirst Du wachsen und Dich weiterentwickeln.

Courtney Minor

Temi Wynston Edun aus Nigeria

Wie hat die Bewegung Sie in Ihrer Arbeit und als Künstler beeinflusst?

Das jüngst durch die #BlackLivesMatter-Bewegung hervorgerufene Bewusstsein über die strukturell und systematisch verankerte Ungerechtigkeit in der Gesellschaft hat mich erneut in meinem Wissen bestärkt, wie wichtig es für mich als Künstler ist, in meiner Praxis und meinem kreativen Schaffen meiner Botschaft treu zu bleiben.

Mit meiner Arbeit versuche ich, die Kultur und das Antlitz der Menschen in der afrikanischen Diaspora hervorzuheben und zu normalisieren, in dem ich die reiche Kultur und die persönlichen Geschichten darstelle. Ohne Zweifel bietet sich mir daher im gegenwärtigen Klima die Chance, dass Kunst wie die meine von der Gesellschaft gefragt wird – eine Gesellschaft die bestenfalls ein wenig ambivalent wirkte und schlechtestenfalls abweisend bis gar feindselig gegenüber Werken war, die nicht zu einer bestimmten Ästhetik oder Erzählung passten.

Welche Veränderungen würden Sie sich als Folge in der Kunstwelt wünschen?

Dies führt natürlich zu dem Wunsch meinerseits nach einer inklusiveren Kunstwelt, die eine Vielfalt von Ideen anerkennt und lobt und bereit ist, diese unterschiedlichen Standpunkte zu präsentieren und zu fördern.

Was würden Sie sich wünschen, dass andere aus diesem Gespräch mitnehmen?

„Meine Arbeit ist eine Bekräftigung der Gleichheit und des Wertes der schwarzen oder afrikanischen Kultur, deren Erbe und Identität.“

Marcarson aus den Vereinigten Staaten

Wie hat die #BlackLivesMatter-Bewegung Sie in Ihrer Arbeit und als Künstler beeinflusst?

Ehrlich gesagt hat diese „Bewegung“ meine Werke nicht wirklich beeinflusst. Dieses neu entdeckte Gewissen, dass alle zu dieser Thematik entwickelt haben, ist wenig inspirierend, denn dies hätte von Beginn an eine Selbstverständlichkeit sein sollen.

Welche Veränderungen würden Sie sich als Folge in der Kunstwelt wünschen?

Ich würde gerne mehr Respekt und Möglichkeiten für POC (People of Color) in der Kunstwelt sehen. Großartige Arbeit ist großartige Arbeit… sie zu untergraben, weil eine Person nicht weiß ist, sollte nicht länger akzeptiert oder toleriert werden.

Was würden Sie sich wünschen, dass andere aus diesem Gespräch mitnehmen?

Ich kann Ihnen mein Lieblingszitat von Tennessee Williams nennen, dass diese Serie inspiriert hat:

„Ein Gebet für die wilden Herzen, die in Käfigen gehalten werden.“

Tennessee Williams

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