Wie lege ich den Preis eines Kunstwerks fest?

Der Kunstmarkt kann manchmal schwer einzuschätzen sein. Den Preis eines Kunstwerks festzulegen ist daher eine anspruchsvolle Herausforderung. Einerseits brechen international anerkannte Künstler wie Jeff Koons, Damian Hirst und Banksy jede Woche bestehende Auktionsrekorde, während andererseits die Mehrheit der Künstler auf dem Markt nicht über die gleiche Annerkennung verfügen. Daher verkaufen Letztere ihre Werke mehrheitlich über Galerien und Onlineplatformen wie Singulart.

Um Ihnen die Preisfindung Ihrer Kunstwerke zu vereinfachen, hat Singulart in diesem Artikel 5 Tipps für Künstler zusammengestellt, wie man den geeigneten Preis für ein Kunstwerk festlegen kann.

1) Informieren Sie sich über den Markt: Werfen Sie einen Blick auf die Trends des globalen Kunstmarktes

Um den Preis eines Kunstwerks festzulegen, ist es wichtig zu verstehen, dass der Preis Ihres Werkes mit anderen Werten vergleichbar ist. Diese Bewertung ist weder subjektiv noch objektiv oder willkürlich. Die Evaluation des Kunstwerks hängt von spezifischen Kriterien ab, die zeitbedingt sind – wie zum Beispiel Angebot und Nachfrage. Der Wert Ihres Werkes wird von solchen Aspekten beeinflusst.

Daher ist es entscheidend, über den internationalen Markt für zeitgenössische Kunst informiert zu bleiben. Sie können hierfür aktuelle Nachrichten lesen, mehr über die wichtigsten internationalen Figuren im Kunstmarkt herausfinden, die Künstler recherchieren, die bei zeitgenössischen Kunstmessen gezeigt werden, oder die von nationalen Kunstzentren ausgewählten Kunstwerke betrachten. Es ist wichtig, sich nicht nur auf die berühmten, internationalen Künstler zu fokusieren! Welche Galerien befinden sich in ihrer Umgebung? Welche Künstler stellen dort aus? Welche Kunstwerke kreieren diese Künstler und für welchen Preis werden sie angeboten? Dies sollte Ihnen einen globalen Überblick für die aktuellen Trends geben und Ihnen dabei helfen, „Ihren“ spezifischen Markt und entsprechende Positionierung zu entdecken.

Unser Tipp um loszulegen:

Gehen Sie zur nächsten oder nächstgelegenen Messe für zeitgenössische Kunst. Sehen Sie sich dort nach Kunstwerken um, die ihrem Stil ähneln. Für welchen Preis werden diese angeboten und welches Level an Interesse zeigen die Sammler. Versuchen Sie mehrere Kunstwerke und verschiedene Künstler zu vergliechen, um eine bessere Einschätzung zu Größe, Stil, Nachfrage und Preis machen zu können. Dies wird ihnen helfen, die Preisspanne für ihr Kunstwerk zu definieren. Zum Beispiel: ein abstraktes Bild von der Größe 100 x 100 cm verkauft sich gut zwischen €1’000 – €4’000. Um eine genaue Preisspanne zu definieren, muss der Lebenslauf eines Künstlers in Betracht gezogen werden, aber darauf kommen wir später zurück.

Der Messebesuch kann Ihnen zudem bei der Entscheidung über Preiserhöhungen helfen. Stellen Sie beispielsweise auf einer Messe fest, dass abstrakte Kunst sehr beliebt ist und erfolgreich verkauft wird, dann können Sie in Betracht ziehen, den Preis Ihrer abstrakten Werke zu eröhen. Wird bei einer Messe kein minimalistisch-monochromes Werk erworben, dann ist es wahrscheinlich nicht der richtige Zeitpunkt, den Preis Ihrer Werke in diesem Stil zu erhöhen.

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2) Achten Sie auf das Level an Erfahrung und vergleichen Sie sich

Sobald Sie sich darüber informiert haben, was und in welcher Preisspanne verkauft wird, schlagen wir vor, sich mit anderen Künstlern zu Vergleichen um Ihr Marktpotential besser zu verstehen.

Was ist Ihr Stil? Street-Art, figurative oder abstrakte Kunst, und wenn letzteres, welche Art von abstrakter Kunst? Von den Künstlern die Sie als Ihnen ähnlich identifiziert haben, welcher ist Ihnen künstlerisch am nächsten?

Vergleichen Sie als Nächstes Ihre Erfahrungen und Ihren Werdegang: Aus welchen Kunstschulen kommen diese Künstler? Haben sie eine Residenz mit einem ähnlichen Ruf wie Sie besucht?

Sowohl die Karriere als auch die Bekanntheit eines Künstlers sind entscheidende Kriterien, wenn es darum geht, den Wert ihrer Arbeit zu definieren. Basierend auf Ihren Lebenslauf, ist es wichtig festzustellen, in welche Kategorie Sie als Künstler am besten passen: Wurden Sie bereits regional, national oder international ausgestellt? Hatten Sie schon einmal eine Einzelausstellung in einer Kunstgalerie mit einer Katalogausgabe oder einer Monografie?

Die Antworten auf diese Fragen werden Ihnen helfen, eine genauere Preisspanne für Ihr Werk festlegen zu können und einen Preis zu definieren, der sich am Kunstmarkt und an der aktuellen Bewertung von Werken ähnlicher Künstler orientiert.

Unser Rat für einen einfacheren Einstieg: Nehmen wir an, wir sind auf einer Messe in Ihrer Nähe und Sie haben zwei Künstler entdeckt die Kunstwerke ausstellen, die Ihrer Kunst sehr ähneln.

• Die erste, ihnen ähnliche Künstlerin verkauft Werke für €4’000 und hat an der Art Cologne letztes Jahr teilgenommen. Sie konnten Ihre Werke bis jetzt noch auf keiner Messe ausgestellen. Ausserdem hat das Magazin Monopol einen kleinen Artikel über eine Solo-Ausstellung der Künstlerin publiziert. Sie haben aber im Vergleich noch keinen Artikel über Ihre Arbeit in einer Publikation ähnlichen Kalibers veröffentlicht gesehen.
• Der zweite Künstler verkauft Werke für €1’000 und hatte weder eine Einzelausstellung noch Zeit in einer Künstler Residenz verbracht. Im Vergleich, Sie haben bereits 3 Solo-Ausstellungen und verbrachten letztes Jahr drei Monate in einer Residenz in Florenz, Italien.

Aus diesen Erkenntnissen können Sie schließen, dass Ihre Preisspanne zwischen €2’000 und €3’000 liegen sollte.

3) Gestalten Sie Ihre Preise einheitlich

• Seien Sie logisch

Jedes Ihrer Kunstwerke ist etwas Persönliches, sodass es schwierig sein könnte, objektiv zu bleiben. Es ist jedoch wichtig, den emotionalen Wert nicht mit dem finanziellen Wert zu verwechseln. Wenn eines Ihrer Kunstwerke für Sie bedeutungsvoller ist, als ein anderes, sollte sich das nicht auf den Preis auswirken. Sie riskieren interessierte Sammler zu verlieren, wenn diese Ihre Preise nicht als stimmig empfinden.

• Die Bedeutung des Stils für die Preisgestaltung

Sie werden feststellen, dass der Stil einen großen Einfluss auf die Preisgestaltung hat. Sie können eine große Preisspanne haben, wenn Ihr Schaffen sehr unterschiedliche Stile und drastisch variierende Themen abdeckt. Stellen Sie sicher, dass Sie die Trends auf dem Kunstmarkt, wie unter Punkt 1 besprochen, studieren, um den finanziellen Wert Ihrer Arbeit zu verstehen. Beispielsweise ist Pop Art populärer und daher in der Regel teurer als klassische Landschaftsmalerei.

Wir raten Ihnen, dass Sie versuchen sollten, sich mit einem bestimmten Stil zu distinguieren. Es wird schwierig sein, den Wert Ihrer Arbeit zu steigern, wenn Sie mit vielen Stilen experimentieren.

• Technik und Dimensionen

Manche Techniken gelten gemeinhin als wertvoller als andere und werden daher zu einem höheren Preis verkauft. Ein Ölgemälde erfordert beispielsweise aufgrund der äußerst langen Trockenphasen mehr Zeit als ein Aquarell- oder Acrylgemälde – wobei auch bei den letzten beiden mehrere Arbeitsschritte jeweils einen höhen Preis rechtfertigen könnten. Ist ein Kunstwerk voller minuziöser Einzelheiten und hat größere Recherchen benötigt, kann dies einen höheren Preis für ein Werk rechtfertigen. Auch die Dimensionen eines Kunstwerks müssen berücksichtigt werden: Größere Werke bedeuten mehr Arbeitszeit und Materialien und haben daher einen höheren Marktwerk.

Zur Berechnung eines Preises für Ihr Kunstwerk anhand Dimension und/oder Technik können vier Methoden angewendet werden: Der Quadratzoll x Euro-Betrag, der Stundensatz, der lineare Zollpreis oder der professionelle Angebotsindikator.

° Die Formel Quadratzoll x Euro-Betrag:
Einige Künstler ermitteln den Preis eines Kunstwerks indem Sie die Größe ihres Werkes in Quadratzoll bemessen, und dies mit einem festgelegten Punktwert oder Eurobetrag multiplizieren. Um den Quadratzoll Ihres Gemäldes zu berechnen, multiplizieren Sie die Breite des Werkes mit der Länge. Dann multiplizieren Sie diese Zahl mit einem Eurobetrag oder Punktwert, der auf der Grundlage Ihres Rufs und Ihrer Referenzen sinnvoll ist. Runden Sie auf die nächsten Hundert, bevor Sie die doppelten Materialkosten zum Quadratzoll-Euro-Betrag addieren. Diese Methode kann effizient sein, wenn Sie alle oben genannten Elemente zur Berechnung des monetären Werts Ihres Punktwertes heranziehen und ihn an Ihr Kunstwerk anpassen.
( Länge x Breite ) = Quadratzoll, auf 100 Runden,
Quadratzoll gerundet + (2 x Materialkosten €) = Preis eines Kunstwerks

Zum Beispiel: Für ein Kunstwerk das 18 x 24 Zoll groß ist und einen Quadratzoll-Wert von €4 hat und die Materialkosten sich auf €100 belaufen, dann würden Sie den Wert des Werkes wie folgt berechnen:
18 x 24 = 432 Quadratzoll. 432 x €4 = €1’728. Dies wird abgerundet auf €1’700. Nun sollen die doppelten Materialkosten hinzuaddiert werden: €100 x 2 = €200, für ein Total von €1’700 + €200 = €1’900. Somit würde dieses Kunstwerk für einen Wert von €1’900 angeboten werden.

° Der Stundensatz für Ihr Kunstwerk:

Junge Künstlerinnen und Künstler, die am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn stehen und noch nicht die Möglichkeit hatten, ihre Kunstwerke in einer Kunstgalerie oder auf einer Kunstmesse auszustellen, können ihren Preise anhand eines Stundensatzes festlegen.

• Definieren Sie Ihren Stundenlohn (€20/Stunde für einen jungen Künstler)
• Multiplizieren Sie dies mit der Anzahl der Stunden, die Sie an einem Werk gearbeitet haben
• Verdoppeln Sie die Kosten für Verbrauchsmaterial (Leinwand, Farbe usw.) und addieren Sie diese zu Ihren berechneten Stunden.
• (Stunden x €20) + (2 x Materialkosten) = Preis eines Kunstwerks

Zum Beispiel: Sie haben 8 Stunden an dem Gemälde gearbeitet und die Materialkosten belaufen sich auf ungefähr €150. Um den Preis des Werkes zu berechnen, wenden wir die Formel wie folgt an: (8h x €20) + (€150 x 2) = €460. Somit sollte das Werk für €460 angeboten werden.

° Der lineare Zollpreis

Wenn Sie Gemälde in vielen verschiedenen Größen haben, ist es vielleicht einfacher, lineare Zollpreise anstelle von Quadratzollpreisen zu verwenden. Verwenden Sie bei dieser Methode lineare Zoll anstelle von Quadratzollpreisen.

(Länge + Breite) x Zollpreis = Preis eines Kunstwerks

Zum Beispiel: für ein Kunstwerk der Größe 4 x 4 Zoll mit einem linearen Zollpreis von €20 würden wir den Wert des Gemäldes wie folgt berechen:
(4 + 4 Zoll) x €20 = €160.

° Der professionelle Zitatindikator:

Es gibt mehrere Bewertungsseiten online, die Künstlern helfen, ihre Beurteilung auf dem Kunstmarkt zu definieren, indem sie einen „Angebots-Indikator“ vergeben. Singulart traf sich mit I-CAC, einer französischen Referenz-Website, die sich auf die Bewertung von Kunst spezialisiert hat, um herauszufinden, wie ihr Expertenteam die Arbeit von Künstlern analysiert.

Lesen Sie hier mehr über diese Zusammenarbeit [in Französisch]

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5) Schauen Sie nach vorne: Wie und unter welchen Umständen können Sie Ihre Preise erhöhen?

Die Festlegung eines angemessenen, am Kunstmarkt orientierten Preises für Ihre Kunstwerke ermöglicht Ihnen eine langfristige Karriere! Hetzen Sie diese Entwicklung nicht. Es ist immer besser, mit bescheidenen Preisen zu beginnen, die sich auch verkaufen. Freuen Sie sich auf den Moment, wenn Sie mit Stolz Ihre Preise erhöhen weil der Markt Ihren Wert bestätigt und erhöht hat. Auf diese Weise können Sie Ihr Schaffen unter Beweis stellen.

Hier sind einige angemessene Umstände für die Erhöhung Ihrer Preise:

• Sie haben an einer angesehenen Künstler-Residenz teilgenommen (lesen Sie hier unseren Artikel zu Residenzen)
• Sie haben auf einer internationalen Kunstmesse, wie zum Beispiel die Volta Miami, Art Karlsruhe, Art Paris…, teilgenommen (hier können Sie Singularts Beitrag zu zeitgenössischen Kunstmessen lesen)
• Ein Kunst Magazin hat einen Artikel über Ihr Schaffen veröffentlicht
• Eine prestigeträchtige Marke hat mit Ihnen eine Kollabroation verwirklicht (lesen Sie hierzu unseren Artikel über Kunst-Kollaborationen)
• Sie verkaufen seit Monaten mehrere Kunstwerke und merken, dass Sie bald schneller verkaufen als Sie Werke schaffen können. Dies führt zu Spannungen auf dem Markt und sie können Ihre Preise erhöhen. Für diese Informationen hilft Ihnen Singulart, denn wir stellen Ihnen diese Daten zur Verfügung.

Um wie viel sollen Sie ihre Preise erhöhen?

Es ist zu empfehlen, dass Sie Ihre Preise in kleineren Schritten erhöhen, um 10% oder 15%, anstatt einen großen Sprung von 30% zu machen.

Wenn Sie den Preis eines Kunstwerks zu schnell erhöhen, riskieren Sie Umsatzverluste. Sammler haben mehr Vertrauen in die Bewertung eines Künstlers, wenn dessen Preise langsam, aber im Zusammenhang mit der Karriere steigt. Dies schöpft mehr Vertrauen als eine schnelle und willkürliche Erhöhung des Marktwerts.

Eine weitere Gefahr einer zu schnellen Preiserhöhung besteht darin, dass Sie, wenn Sie Ihre Kunstwerke nicht verkaufen, nicht die Flexibilität haben, Ihre Preise wieder zu senken. Preisnachlässe sind niemals ein gutes Zeichen für den Markt.

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Wir bei Singulart respektieren Ihre persönliche Marktbewertung, aber wir wollen Ihnen auch helfen, sich weiterzuentwickeln. Wenn Sie Ihre Preise erhöhen möchten, helfen wir Ihnen bei der eloquenten Kommunikation mit Ihren Sammlern, um Ihre Preiserhöhung zu rechtfertigen. Zögern Sie nicht, sich für eine persönliche Beratung an Ihren Artist Liaison zu wenden.

5) Die goldene Regel: ein einheitlicher Marktpreis

Die goldene Regel ist ein einheitlicher Stückpreis für jedes Ihres Kunstwerke auf allen Verkaufskanälen. Da der Kunstmarkt global und digital ist, kann ein Sammler den Preis für ein verkauftes Kunstwerk auf der anderen Seite der Welt mit nur wenigen Klicks ermitteln. Wenn er unterschiedliche Preise für Ihr Werk findet, verlieren Sie an Glaubwürdigkeit.

Es ist auch schon vorgekommen, dass Künstler gelegentlich vergessen, ihre Preise auf weniger genutzten Plattformen zu aktualisieren. Unsere Sammler können diese Unstimmigkeiten erkennen, und es ist sehr kompliziert, nachzuweisen, dass die Preiserhöhung gerechtfertigt war. Besonders in einem Verhandlungsumfeld ist es schwierig, einen Preisunterschied zu argumentieren. Vermeiden Sie komplizierte Situationen wie diese, indem Sie Ihre Kunstwerkspreise rechtzeitig aktualisieren!

Abschliessend möchten wir Ihnen 5 Dinge mitgeben:

• Behalten Sie die Preisspanne bei: Verwässern Sie Ihre Bewertung nicht durch unterschiedliche Preise
• Vergleichen Sie Ihren Marktwert mit ähnlichen Künstlern
• Wenn Sie Ihre Preise erhöhen, ist eine ausführliche Kommunikation mit Ihren Sammlern unerlässlich
• Seien Sie vorsichtig bei Auktionen auf dem Primärmarkt: Wenn Sie sich für die Teilnahme an einer Auktion entscheiden, legen Sie unbedingt mit dem Auktionator einen Mindestpreis fest. Wir raten Ihnen, nicht unter 35% des Preises Ihrer Galerie zu gehen. Wenden Sie sich an Ihren Artist Liasion, wenn Sie irgendwelche Zweifel haben!
• Die Kunstwerke, die an den Wänden Ihrer Sammler hängen, sind Ihre besten Repräsentanten!

Untergraben Sie sich nicht selbst und bleiben Sie konstant hinsichtlich Ihrer Preise.