Künstler

Interview mit RAWS

Für unsere erste exklusive Street Art Auktion vom 20. bis 25. April 2021 haben wir mit dem preisgekrönter Künstler RAWS aus Deutschland über seine künstlerischen Anfänge, seinen Stil, kommende Projekte, Graffiti und Street Art geredet.

THREE STRIPES, 2018
Raws

Hallo RAWS danke für dieses Interview.  Du hast einen einzigartigen Stil entwickelt. Man sieht in deinem Oeuvre ein spannendes Zwischenspiel von minimalistischen Elementen, wie in THREE STRIPES und konstruktivistische Kompositionen, wie in THROUGH THE FRAME 01, dann blitzt plötzlich die Straße auf. Wann und wie hast du diesen Stil entwickelt? Fing alles mit Sprayen an?

Ich komme ursprünglich aus dem Graffitibereich. Seit 2004 habe ich angefangen illegal in den Straßen zu sprühen und geriet dabei aber um 2008 in Konflikte mit der Polizei. Deswegen habe ich mich entschieden, mich nur noch legal mit Graffiti auseinander zu setzen. Es ging mir ab diesem Zeitpunkt mehr darum, mich mit der ästhetischen Seite von Graffiti zu beschäftigen. 2012 begann ich mein Grafiikdesignstudium, was mir die Welt der Kunstgeschichte eröffnete. Ich setzte mich nun mit Grafik, Minimalismus und Abstraktion auseinander, was ich Schritt für Schritt mit meinen Graffitiästhetiken kombinierte. Mich beschäftigte die Frage, nach der künstlerischen Bedeutung von Graffiti. Ich wollte herausfinden ab welchem Abstraktionspunkt Graffiti noch als Graffiti wahrgenommen wird und ab wann es abstrakte Kunst wird. Die klassischen Graffitielemente, wie Buchstaben verschwanden immer mehr und wurden auf ihre Essenz reduziert. Die Linie, die Form und die Farbe. Dabei arbeite ich auch derzeit immer noch mit dem Medium Sprühdose, was ein zentrales Werkzeug von Graffiti ist.

Ja, das sieht man deiner Kunst deutlich an, die Auseinandersetzung mit anderen  kunsthistorischen Stilistiken schafft eine einzigartige Ästhetik, die deutlich auf der Grundlage von Graffiti aufbaut! Wie würdest du deinen Stil selbst beschreiben?

Mein Stil ist sehr grafisch und abstrakt, weist dabei aber stets Elemente meines Graffitibackgrounds auf. Ich arbeite viel mit Kontrasten. Das Verhältnis Linie zur Fläche, Licht zur Dunkelheit und Farbe zur Nicht-Farbe spielen große Rollen bei meinen Kompositionen. Aktuell beschäftigt mich der Kontrast aus rauer, improvisierter Wandstruktur und klarer grafischer Abstraktion.

Ist Graffiti Kunst deiner Meinung nach etwas anderes als Street Art oder ein Teil dieser?

Das kann ich nicht im allgemeinen beantworten. Meiner Meinung nach sind das zwei parallel existierende Bewegungen. Graffiti beschäftigt sich mehr mit den Buchstaben, als mit figurativen und politischen Themen. Graffiti ist sehr politisch, weil die Künstler im öffentlichen Raum arbeiten, ohne zu fragen. Oftmals geht es aber darum, zu zeigen, dass man existiert. Streetart ist für mein Verständnis noch politischer und trifft direktere Aussagen. Die Akzeptanz von Streetart ist in der Gesellschaft leider oft höher, weil die Gesellschaft die Codes und Ansätze von Graffiti oft nicht versteht. Heutzutage verschwimmt Streetart und Graffiti aber immer mehr.

An welchen Projekten arbeitest du momentan?

Ich arbeite aktuell an Kunstwerken für eine Ausstellung in Paris. Außerdem beschäftige ich mich sehr mit dem NFT Thema und somit auch mit Kunst im digitalen Raum. Meiner ersten 3D animierten Kunstwerke konnten schon verkauft werden. Ein weiteres Projekt ist mein erstes Buch, was ich hoffentlich in diesem Sommer veröffentlichen kann. Der Arbeitstitel lautet: „Hello, my name ist..“. Das Buch soll mich als Künstler vorstellen und dabei Arbeiten aus den letzten 17 Jahren zeigen.

Wow, das klingt spannend! NFT Art ist definitiv super interessant und es freut uns zu hören, dass du bald in Paris zu sehen bist! Viel Erfolg bei all den anstehenden Projekten wir sind gespannt auf alles was kommt! Vor kurzem hast ja exklusiv für die erste Singulart Street Art Auktion CHAOS 11 gemalt. Worum geht es in dem Werk?

CHAOS 11, 2020
Raws

Das Werk ist Teil meiner „CHAOS“-Reihe, welche sich auf abstrakte Weise mit der sehr herausfordernden Zeit in der wir leben, beschäftigt. Wir müssen mit vielen Problemen umgehen, wie zb. der globalen Erderwärmung, sozialen Ungerechtigkeiten, Covid-19 oder radikalen Politikern. Für mich sind das chaotische Zeiten, auf die ich mit dieser Reihe auf künstlerische Weise reagieren möchte. Stilistisch beschäftigt sich das Werk zusätzlich mit dem Zusammenspiel aus Urbanart und Fineart. Die Wandstruktur repräsentiert dabei meinen Graffitibackground, während die grafischen Elemente den Kontrast dazu bilden sollen und meine Liebe für Klarheit und Genauigkeit verkörpern.

Danke, für diese Einblicke und trotzdem sehe ich einen Smiley in all dem Chaos. Die Botschaft während dieser Zeit die Freude nicht zu verlieren und optimisitsch zu bleiben ist so wichtig!