Künstler

5 Minuten mit Shirin Donia

Shirin Donia ist eine aufstrebende deutsche Malerin, die ihre Arbeiten in ganz Frankfurt ausgestellt hat. Sie betrachtet sich selbst als „Buchhalterin“ und betrachtet Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und strategische Ausführung von Projekten als unerlässlich. Als Künstlerin bewegt sie sich zwischen Kreativität und Kontrolle und komponiert dekonstruierte weibliche Porträts, die sich mit Themen wie Stärke, Frieden und Flucht auseinandersetzen, wobei Text und Ausdruck kombiniert werden, um eine auffällige ästhetische und offene Botschaft zu erreichen. SINGULART hat mit der Künstlerin über ihre kreativen Einflüsse und derzeitigen Projekte gesprochen.

Wann wussten Sie, dass Sie Künstlerin werden wollen?

Werden „wollen“ ist vielleicht die falsche Frage. Ich wollte eigentlich nie Künstler werden. Irgendwie war ich es schon immer und machte es dann zum Beruf.

Meine ganze Familie ist schon seit vielen Generationen künstlerisch tätig. Also war es quasi unumgänglich, dass ich schon als sehr kleines Kind zwischen Farben und Leinwänden aufgewachsen bin. Die meiste Zeit meiner Kindheit verbrachte ich auf dem Boden liegend und malend.

Mit 19 hatte ich dann meine erste Ausstellung und ganz unverhofft wurden einige Gemälde verkauft. Ich habe dann zunächst eine kaufmännische Ausbildung gemacht und nebenbei immer weiter gemalt. Die Anfrage nach den Gemälden war immer größer als ich malen konnte und irgendwann beschloss ich dann mehr Zeit der Malerei zu widmen.

BABY (2021), Shirin Donia

Heute leben meine Kinder und ich seit fast 15 Jahren von und für die Kunst. Obwohl ich mittlerweile jährlich bis zu 100 Werke (kleinere und größere) kreiere, gibt es immer noch Phasen an denen ich mit dem Malen nicht hinterherkomme. Dann ziehe ich mich in mein Atelier zurück und bin in meinem „Mal-Tunnel“. Familie, Freunde und Kunden, kennen diese „Tunnelphasen“ schon und sind mir dann nicht böse, wenn ich „untergetaucht“ bin. Meine Mama übernimmt in solchen Zeiten, bis heute noch, das Kochen für die Familie.

„Ich bin dann wie in Trance, nicht ansprechbar und unglaublich produktiv in diesen Phasen. Ich stehe häufig in solchen Zeiten nach einigen Wochen im Atelier, schaue mich um und es ist mir selber ein absolutes Rätsel, wie ich in verhältnismäßig kurzer Zeit, so viele Werke kreieren konnte.“

Würden Sie uns von Ihren künstlerischen Einflüssen erzählen, welche Künstler haben Sie inspiriert?

Mit der Inspiration ist das auch so eine Sache. Irgendwie inspiriert mich fast alles. Vielleicht auch ein Grund, warum mir die Ideen nie ausgehen. In erster Linie sind es wohl die Menschen, gute Menschen, schlechte Menschen, schöne Menschen, interessante Menschen und entsprechende Situationen und Gefühle. Aber auch die Natur, Architektur, Design, Fotografie, Materialien, Stoffe. Eigentlich tatsächlich alles. Ich sehe oder erlebe eine Situation und habe direkt ein Gemälde vor Augen. Häufig sieht der Betrachter am Ende „nur“ ein schönes Portrait, aber wer möchte und sich die Zeit nimmt, wird immer einen tieferen Inhalt finden.

Ich reise sehr gerne und verbringe die meiste Zeit mit „Materialbeschaffung“ für die diversen Schichten meiner Gemälde. Auch hier wieder – ich finde fast alles toll! Ob es Stoffe von einem Basar in Marrakesch sind oder eine altes New York Times Magazin von 1968, welches ich einmal in einer alten Scheune in Kanada gefunden habe. Bücher aus dem 18. Jahrhundert von Flohmärkten, Plakate, Schilder – nichts entkommt mir!

F**KING LOVE YOU (2019), Shirin Donia

Andere Künstler inspirieren mich natürlich auch. Allerdings in erster Linie ihr Werdegang, wie sie als Person auf mich wirken und nicht so sehr ihre Kunst. Ich bewundere Sie, aber ich möchte künstlerisch bei mir selber mit meinen Werken bleiben und versuche mich nicht an den Arbeiten anderer Künstler zu orientieren. Wer mir besonders gefällt ist die amerikanische Künstlerin Ashley Longshore, ich finde die Art wie sie sich präsentiert unglaublich erfrischend und echt. 

Mögen Sie es lieber alleine oder in einer Kollaboration zu arbeiten?

Meistens arbeite ich tatsächlich alleine. Es gibt größere Projekte, wie z.B. die komplette Wandgestaltung von Bars und Restaurants, hier kooperiere ich auch mit anderen Künstlern oder mein erwachsener Sohn assistiert mir.

Für mich sind meine recht aufwendigen und von hunderten Personen besuchten Vernissagen der Abschluss meiner jeweiligen Serie. Diesen Event nutze ich, um für einen Abend das Sujet der Kunstserie hinaus aus den Gemälden und hinein in die Veranstaltung zu bringen. Hier habe ich mittlerweile ein super Team an Tänzern, Schauspielern, Fotografen, Kameraleuten, DJs etc. Die Zeit während der Vorbereitungen der Vernissage bzw. des Kunstspektakels ist die Zeit in der ich am meisten mit anderen Personen zusammenarbeite und diese Zeiten liebe ich besonders.

Würden Sie uns über Ihr derzeitiges Projekt erzählen – woran arbeiten Sie?

Ich arbeite derzeit an zwei neuen Serien parallel.

Die eine hat den Titel „BE YOU TIFUL“ und befasst sich wie der Name schon suggeriert mit der eigenen Schönheit, der Schönheit des Man-Selbst-Seins, des Authentischen, des Echten. Ich liebe „Echtheit“!

WORTH (2020), Shirin Donia

Und die andere Serie trägt den Titel „LEGENDARY“. Diese Serie widme ich all den Charakteren aus Film und Fernsehen, die mich berührt haben. So interpretiere ich in dieser Serie u.a. Prinzessin Leia aus Star Wars, Pipi Langstrumpf, Charlie Chaplin und den Joker; jeweils aus meiner Sicht.

Was würden Sie Ihrer Meinung nach tun, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?

Gute Frage, das fragen mich meine Kinder auf oft. Ehrlich gesagt, ich habe keine Antwort. Es gibt keine andere Option, da ich nicht das Gefühl habe, dass ich Künstler geworden bin, sondern es schon immer war.

Aber wenn ich etwas anderes als Beruf wählen müsste, so wäre es ggf. im Bereich Film bzw. Filmanimation oder Ähnliches, vielleicht auch Innenarchitektin oder etwas Handwerkliches, Schreinerin oder Landschaftsgärtnerin. Egal was der Beruf wäre, in irgendeiner Form müsste es etwas damit zu tun haben, etwas zu erschaffen.

DANCE – round (2021), Shirin Donia

Haben Sie auf Singulart andere Künstler entdeckt, deren Kunst Sie schätzen oder gar bewundern?

Ich bewundere die Vielfalt der Künstler auf Singulart. Ich verbringe oft Zeit damit durch das Portfolio von Singulart zu stöbern und bleibe dann immer wieder bei dem einen oder anderen Künstler hängen. Gerade gestern habe ich mir die Werke von Karin Vermeer angeschaut, die mir sehr gut gefallen.

Welchen Rat würden Sie jungen Künstlern geben, die gerade anfangen und versuchen Fuß zu fassen?

Was die Technik und den Malstil betrifft würde ich jedem jungen Künstler raten, sich möglichst vielseitig auszuprobieren. Verschiedene Techniken zu testen, diverse Farben (Ölfarbe, Acrylfarbe, Aquarell, Spraydosen, Kohlestifte etc.).

Ich selber habe als Kind mit Bleistiftzeichnungen angefangen, dann habe ich abstrakte Gemälde mit Acrylfarben gemalt, dann fotorealistische Ölgemälde, dann Mixed Media und wieder zurück zur Acrylfarbe. Seit einigen Monaten bin ich nun bei einer Mischung aus allem gelandet.

Die Basis meiner Gemälde ist eine Mixed Media Collage, darauf male ich mit Acryl, Spraydosen und Stiften und die Details verfeinere ich in Öl. Für mich aktuell die perfekte Technik, aber das kann ich nur so sagen, weil ich mehr oder weniger im Laufe der Zeit alles einmal ausprobiert habe.

POSITIVITY (2020), Shirin Donia

Was den Verkauf und die Vermarktung betrifft würde ich sagen: „Think outside the box“. Nutze Wege, die noch nicht abgelaufen sind. Glaube an Dich selbst und lasse Dir von niemanden etwas anderes einreden. Brotlose Kunst ist aus meiner Sicht völlig albern und ein Mindset, das jungen Künstlern manchmal im Weg steht. Es gibt großartige Künstler, die aber nicht von der Kunst leben können und es gibt (aus meiner Sicht) nicht so Gute, die einen enormen Umsatz machen.

Das vermarkten ist ein essentieller Teil des „Jobs“ und man sollte es genauso lieben, wie das Kunstschaffen selber. Es reicht leider nicht die besten Kunstwerke aller Zeiten zu haben, wenn Sie niemand sieht und entsprechend nicht kaufen kann. Mit sozialen Medien kann man mittlerweile viel erreichen, man sollte sie aber eben auch nutzen.

Außerdem ist Netzwerken ein wichtiger Aspekt. „Geh raus, treffe Dich mit Menschen, besprich Projekte. Sei dabei Du selbst und sei freundlich.“ Freundlich sein ist sehr wichtig. Niemand möchte sich mit einem „Griesgram“ mit Allüren umgeben. Wenn man freundlich, ehrlich und respektvoll ist und sich von vermeintlichen Künstler-Klischees verabschiedet, z.B. Unpünktlichkeit, chaotisch sein etc. dann schätzen das die Menschen und es wird sich positiv auf die Verkäufe auswirken. Und wenn nicht, dann hat man zumindest immer noch dazu beigetragen, die Welt ein bisschen schöner und herzlicher zu machen.

Vielen Dank für das Interview Shirin! Entdecken Sie alle anderen Werke auf dem SINGULART Profil von Shirin Donia.