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5 Minuten mit Carole Kohler

Carole Kohler

Carole Kohler besuchte die Kunstgewerbeschule, brach aus diesem Milieu aus, um Sport zu unterrichten, und kam doch nicht von der Kunst los. Heute bietet ihr der Sport und die Natur eine wichtige Inspirationsquelle für ihre abstrakten Gemälde, in denen versteckte figürliche Elemente die Fantasie des Betrachters anregen. SINGULART hat mit der Künstlerin über ihre kreativen Einflüsse und derzeitigen Projekte gesprochen.

Wann wussten Sie, dass Sie Künstlerin werden wollen?

Ich wusste bereits als Kind, dass die Kreation von Schönem mich besonders gefangen nimmt. Ich habe in meiner Freizeit meistens gemalt und dabei Raum und Zeit um mich herum vergessen. Da meine Ressourcen sehr eingeschränkt waren, habe ich immer versucht, alternative Wege zu gehen, die ich mir selber leisten und erfüllen konnte. Bei der Berufswahl war ich froh, dass ich im zarten Alter gerade auf Anhieb die Aufnahmeprüfung für die Kunstgewerbeschule geschafft habe. Ich hätte nicht gewusst, welche Berufsrichtung ich sonst hätte einschlagen wollen.

Chang (2020), Acryl, Erde auf Leinwand

Nach meiner beruflichen Ausbildung habe ich auf verschiedenen Reisen begonnen mein Talent zu verfeinern. Erst fotorealistische Kohleporträts von indigenen Leuten, die ich auf meinen Reisen angetroffen habe, dann Malerei von Tieren, da ich in verschiedensten Tierschutzprojekten in Afrika, Thailand und Australien arbeiten konnte und einen besonderen Zugang zu den Tieren bekommen habe.
Wieder zuhause, habe ich mit 30 Jahren erste grosse Ausstellungen organisiert. Ermutigt vom Erfolg war für mich klar, dass ich meinen weiteren Lebensweg als professionelle Künstlerin begehen würde.

Würden Sie uns von Ihren künstlerischen Einflüssen erzählen, welche Künstler haben Sie inspiriert?

Während der Ausbildung und später während meiner figurativen Phase haben mich der Tiermaler Fritz Hug und der Surrealist Salvador Dali fasziniert. Bei Hug hat mich seine Technik angesprochen, mit wenigen Pinselstrichen ein Tier in Bewegung oder mit einem speziellen Ausdruck treffend darzustellen. Salvador Dali war für mich auf zwei Arten inspirierend. Einerseits seine malerische Technik mit 2-3 minimalistischen Pinselstrichen etwas darzustellen, das unser Gehirn dann selber zu etwas fast Fotographischem zusammensetzt. Seine Kunst zu reduzieren und gleichzeitig klar und für jeden sichtbar darzustellen, seine Meisterhaftigkeit, Strukturen eine mehrfache, optische Bedeutung zu geben, von Weitem ein Gesicht, von Nahem mehrere menschliche Figuren, von ganz Nahem wenige, blosse Pinselstriche.

greenfresh (2017), Acryl auf Leinwand

Das Metaphysische und das Auge des Betrachters mit semi- transparenten Illusionen in verschiedene Aussagerichtungen zu führen, beflügelt noch heute mein jetzt abstraktes Schaffen. Ich schöpfe heutzutage meine Inspirationen und meine schöpferische Kraft aus mir selber, aus meinen Erfahrungen und Erlebnissen, die ich in meinem Leben machen durfte.

Mögen Sie es lieber alleine oder in einer Kollaboration zu arbeiten?

Ich bin mir gewohnt, bei meinen kreativen, gestalterischen Projekten alleine zu arbeiten. Ich möchte bei meinen Ideen keine Kompromisse machen und meine künstlerische Freiheit 100% ausleben. Kollaborationen gehe ich manchmal im handwerklichen Bereich z.B. mit Gießereien ein oder bei Augmented Reality mit meinem Mann im technischen Bereich.

Würden Sie uns über Ihr derzeitiges Projekt erzählen – woran arbeiten Sie?

Ich arbeite momentan an meiner Ausstellung für die Moon Art Fair in der Elbphilharmonie in Hamburg, die Ende Oktober stattfinden wird. Ich werde da in der VIP Lounge zum Thema «Peek-a-boo – ein mentales Versteckspiel» Bilder mit Augmented Reality erweitert ausstellen und einige abstrakte Skulpturen zeigen.

Zoom3 (2022), Acryl, Sand auf Leinwand


Gleichzeitig beschäftige ich mich parallel mit einem grösseren Ausstellungs-Projekt für 2024, das momentan noch in der Phase der Klärung der Rahmenbedingungen steckt und somit noch nicht spruchreif ist.

Was würden Sie Ihrer Meinung nach tun, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?

Wenn der Beruf noch dasselbe bieten würde, wie damals in meiner Ausbildung, könnte ich mir vorstellen, als Dekorationsgestalterin zu arbeiten. Leider hat sich das Berufsbild seit Längerem gewandelt, so dass nur noch vorgefertigte Elemente nach Plänen von jemand anderem eingesetzt werden. Ich wäre dabei kreativ unterfordert.

Welchen Rat würden Sie jungen Künstlern geben, die gerade anfangen und versuchen Fuß zu fassen?

Als Künstler muss man in seinem Schaffen erst einmal ein Original werden, sich einen inspirierenden Erfahrungsschatz schaffen, seinen Stil finden und auf keinen Fall irgendetwas oder irgendjemanden kopieren. Die Einzigartigkeit, die Unverwechselbarkeit liegt im Künstler selber und darf meiner Ansicht nach nicht von außen kommen. Nur so kann die Kunst authentisch und einmalig wirken. Das braucht Zeit, Passion und Durchhaltevermögen.

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