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Meisterwerke: Beverly Hills Housewife von David Hockney

Beverly Hills Housewife ist eines der ersten Werke, das David Hockney schuf, nachdem er 1964 von England nach Los Angeles umgezogen war. Es stellt ein klassisches Beispiel seiner frühen Gemälde dar und gehört zu seiner berühmten Reihe California Dreaming, die intime häusliche Szenen und Porträts aus diesem Abschnitt seines Lebens zeigt. Im Kontext von David Hockneys steiler Karriere und der Kunst des 20. Jahrhunderts geht Singulart in diesem Beitrag näher auf das Gemälde ein. 

Wer ist David Hockney? 

Portrait of David Hockney
David Hockney

Hockney wurde 1937 in Bradford in der englischen Grafschaft West Yorkshire geboren. Er besuchte von 1959 bis 1962 das Royal College of Art in London, wo seine grenzenverschiebende Herangehensweise an den Lehrplan bald zum Erkennen seines Talents führte. Hockney feierte schnell Erfolge als Vorreiter der britischen Pop Art. 1964 zog er nach Los Angeles, das er als das „Gelobte Land“ beschrieb und als einen Ort, an dem er „aufblühte“. Dort schuf er dann auch Gemälde wie Beverly Hills Housewife, die in weiterer Folge sowohl seinen eigenen Stil als auch die britische Pop Art definieren sollten. Mit diesen ikonischen Gemälden in stark gesättigten Acrylfarben fing er die Essenz eines sehr gehobenen Lebensstandards im Kalifornien der 1960er Jahre ein. Neben den Acrylgemälden umspannt sein Gesamtwerk Fotografie, Landschaftsmalerei und das Experimentieren mit neuen Technologien. Heute gehört er neben Jeff Koons und Damien Hirst zu den wohlhabendsten lebenden Künstlern. 

Die Geschichte hinter Beverly Hills Housewife

Beverly Hills Housewife, 1967
Beverly Hills Housewife, 1967

Beverly Hills Housewife zeigt die Kunstsammlerin Betty Freeman in ihrer Villa in Kalifornien. Die Mäzenin der Gegenwartskunst wurde auch als „Medici der Gegenwart“ beschrieben. Hockney hatte sich ursprünglich an sie gewandt, um ihren Pool für seine Reihe California Dreaming zu malen. Seine Aufmerksamkeit galt jedoch bald der Sammlerin selbst, die somit zum Sujet des ikonischen Gemäldes wurde. Das so entstandene Porträt ist beispielhaft für Hockneys Stil und fängt die Essenz und Lebensfreude des wohlhabenden Kaliforniens in den 1960er Jahren ein. Das Gemälde war das Herzstück der Kunstsammlung von Betty Freeman, zu der auch Arbeiten anderer Meister der Gegenwartskunst wie Mark Rothko, Clyfford Still und Roy Lichtenstein zählten. Nach dem Tod der Sammlerin erzielte Beverly Hills Housewife bei einer Auktion von Christie`s einen Preis von 7,9 Millionen US-Dollar – zum damaligen Zeitpunkt der Rekorderlös für ein Gemälde von Hockney.

Farbenfrohes Kalifornien 

Als Acrylgemälde über zwei Leinwände und mit Gesamtmaßen von 183 x 366 cm wählte Hockney das perfekte Medium, um die kalifornische Atmosphäre einzufangen. Mit flachen Streifen in satten Farben zaubert er einen kleinen Einblick in das Leben seiner Sujets. Betty Freeman platziert er stehend rechts der Gemäldemitte, wie sie in einem leuchtend pinken, säulenartig wirkenden Kleid gedankenverloren nach links blickt. Ein Antilopenschädel an der Wand und eine Sonnenliege mit Zebrastreifenmuster im Design von Le Corbusier dominieren die linke Bildhälfte, während hinter Freeman ein oranger Teppichstreifen von grauen und beigen Wänden und geöffneten Glastüren umrahmt wird. Die sonnengesättigten Farben Kaliforniens, im Gegensatz zu den Grautönen der Nachkriegszeit in seiner englischen Heimat, haben es Hockney besonders angetan. Seine Verwendung von hyperrealistischen Farben ist heute charakteristisch für seinen Malstil, mit dem er eine Vielzahl von Motiven einfängt, von Kalifornien mit seinen leuchtenden Farben bis hin zu den Feldern der englischen Landschaften.

Betty Freeman the subject of Hockney's Housewife of Beverly Hills
Betty Freeman. Photo via LA Times Blog

Hinterfragen der Konventionen der Malerei 

Hockney war vom Kubismus fasziniert, nannte Picasso als einen seiner größten Einflüsse, und Elemente des Kubismus bleiben so auch ein konstantes Thema in seinen Werken. Die modernistische Architektur von Freemans Haus im Hintergrund der Komposition verdeutlicht zum einen ihren Geschmack und Wohlstand, zum anderen bietet sie Hockney Winkel und Flächen, mit denen er spielt und sie gleichzeitig durchbricht. Er verzerrt und flacht Perspektiven ab, während Reflexionen und Farbgebung die Erwartung und Wahrnehmung des Betrachters herausfordern. Hockneys übergreifender Wunsch, malerische Normen speziell im Hinblick auf die Perspektive zu durchbrechen, zeigt sich in seiner Herangehensweise an die Porträtmalerei. Indem er Freeman im Bild etwas nach hinten rückt, mit ihrem in die Ferne schweifenden Blick und einer seltsam steifen Haltung, scheint sie mit ihrer Umgebung zu verschmelzen wie die Skulptur am rechten Bildrand oder die Palme vor ihr. Dadurch wird der Betrachter dazu gedrängt, seine Wahrnehmung des Bildes zu hinterfragen: Was sehen wir und was sollen wir sehen? Die Komposition ist typisch für Hockneys Gemälde, die oft intime häusliche Szenen festhalten wie flüchtige Momentaufnahmen mit einem Fotoapparat im Gegensatz zu traditionellen, strukturierten Porträts. So kann das Werk auch schlicht als eine Darstellung von Betty Freeman zu Hause in ihrer luxuriösen Umgebung betrachtet werden. 

Hockney und das digitale Zeitalter

Hockneys Wunsch, die Grenzen der Malerei herauszufordern, hat viel mit seinem Verständnis für den Einfluss und die Fortschritte der Technologie zu tun. Und auch dies gelingt ihm meisterhaft. Die visuelle Kultur hat sich seit dem Aufkommen der Fotografie radikal verändert. Hockney bricht mit dem gängigen Vorurteil, dass nur eine Fotografie die Realität darstelle, indem er mit Hilfe der Malerei eine alternative Perspektive aufzeigt. Wie bei dem Werk Beverly Hills Housewife lenkt Hockney die Aufmerksamkeit des Betrachters auf Details wie Reflexionen, Farben und Formen, wodurch er eine sowohl visuell als auch kulturell genauere Darstellung des Moments kreiert, als ein einfaches Foto dies vermag. Hockney hat diese Ideen, die schon in seinen frühen Gemälden zu finden sind, in seiner gesamten Karriere mit einer Vielzahl von Medien weiterentwickelt: von seinen Polaroid-Collagen in den 1980er Jahren bis hin zu seinen neueren, auf einem iPad geschaffenen Zeichnungen. 

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