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Leonardo Da Vinci und seine große Liebe, die Mona Lisa

Mona Lisa

Das Meisterwerk der Renaissance, die Mona Lisa von Leonardo da Vinci, ist vermutlich das berühmteste Gemälde der Welt. Mit ihrem ikonischen Lächeln, das die Aufmerksamkeit der Betrachter auf sich zieht, hat sie die Schlösser der französischen Könige geziert, von Franz I. und Ludwig XIV. bis hin zu Napoleon. Auch heute ist sie trotz ihrer italienischen Herkunft ein fester Bestandteil des französischen Kulturerbes – seit Ende des 18. Jahrhunderts ist sie im Louvre in Paris ausgestellt. In diesem Beitrag wirft Singulart einen genaueren Blick auf den Werdegang von Leonardo da Vinci und die Faszination der Mona Lisa vom 16. Jahrhundert bis heute.

Feature Image: Leonardo da Vinci (Selbstporträt), ca. 1478/79 (mit freundlicher Genehmigung von Peter Ackermann)

Wer war Leonardo da Vinci?

Leonardo da Vinci (1452-1519) war ein italienischer Universalgelehrter und der archetypische „Mann der Renaissance“. Obwohl er heute vor allem für seine malerischen Fähigkeiten bekannt ist, umspannten seine Interessen und Kenntnisse auch Zeichnung, Bildhauerei, Architektur, Literatur und Geschichte bis hin zu Technik, Anatomie, Geologie, Astronomie und Kartografie. Ihm werden zudem über 100 Erfindungen zugeschrieben.

Leonardo da Vinci wurde 1452 als unehelicher Sohn des Notars Piero da Vinci und einer Magd namens Caterina in der Gemeinde Vinci in der italienischen Toskana geboren. Die nahegelegene Stadt Florenz, die von der Familie Medici regiert wurde, galt zu Lebzeiten Da Vincis als die Wiege der Renaissance. Ab Mitte der 1460er Jahre lernte und arbeitete er im Florentiner Atelier des bildenden Künstlers Andrea del Verrocchio, wo er auch eine umfassende theoretische Ausbildung erhielt. 1472 wurde er in die Sankt Lukas-Gilde aufgenommen, die Malergilde von Florenz. Obwohl sein Vater ihm half, sein eigenes Atelier zu gründen, arbeitete Da Vinci weiterhin mit Verrocchio zusammen.

Map of Venice, 1493, courtesy of ItalianRenaissance.org
Karte von Venedig, 1493, mit freundlicher Genehmigung von ItalianRenaissance.org

Da Vincis frühestes erhaltenes Werk ist Landschaft mit Fluss, eine Federzeichnung des Arnotals aus dem Jahr 1473. Bald nachdem er sein eigenes Atelier gegründet hatte, erhielt er den Auftrag, ein Altarbild für die Kapelle des Heiligen Bernhard im Palazzo Vecchio und ein weiteres für die Mönche von San Donato in Scopeto zu malen. Er schloss jedoch keines dieser Projekte ab, sondern gab sie auf, um für Ludovico Sforza zu arbeiten, Herzog von Mailand und Förderer zahlreicher Künstler. In dieser Zeit malte Da Vinci die Felsgrottenmadonna für die Bruderschaft der Unbefleckten Empfängnis und Das Abendmahl für das Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie in Mailand.

Da Vinci verlässt Mailand

Ludovico Sforza wurde 1499 zu Beginn des zweiten französischen Feldzugs gestürzt. Da Vinci, sein Assistent Salai und sein Freund, der renommierte Mathematiker Luca Pacioli, verließen Mailand und gingen nach Venedig. Da Vinci arbeitete als Militärarchitekt und Ingenieur und entwarf Verteidigungspläne, um die Stadt vor einem Marineangriff zu schützen. Ein Jahr später kehrte er nach Florenz zurück und lebte als Gast im Kloster Santissima Annunziata, wo er Anna selbdritt malte.

Leonardo Da Vinci, The Virgin and Child with Saint Anne, circa 1503
Anna Selbdritt, 1503-1519

Anschließend stand Da Vinci als Militärarchitekt, Ingenieur und Kartograf im Dienst von Cesare Borgia, dem unehelichen Sohn von Papst Alexander VI., bis er 1503 nach Florenz und zur Sankt Lukas-Gilde zurückkehrte Zu dieser Zeit begann er mit der Arbeit an seinem berühmtesten Gemälde, einem Porträt von Lisa del Giocondo, das heute als Mona Lisa bekannt ist.

Im Jahr 1515 wurde Mailand von König Franz I. von Frankreich besetzt. Im Jahr darauf trat Da Vinci in dessen Dienste, wo er sich Architekturstudien widmete und unter anderem Pläne für ein Schloss entwarf. 1519 starb Da Vinci in der französischen Stadt Amboise im Schloss Clos Lucéin, das ihm Franz I. als Wohnsitz geschenkt hatte.

Leonardo da Vincis Meisterwerk, die Mona Lisa

Die Mona Lisa ist ein Porträt von Lisa del Giocondo, geborene Gherardini, der Gattin des Florentiner Kaufmanns Francesco del Giocondo. In Öl auf Pappelholz misst die Halbfigur 77 x 53 cm und soll anlässlich der Geburt ihres zweiten Sohnes in Auftrag gegeben worden sein. Den im deutschsprachigen Raum gebräuchlichen Titel Mona Lisa erhielt das Gemälde durch den Vornamen der Porträtierten und einen Schreibfehler bei Monna, dem Kurzwort für das italienische Madonna – Frau. Der italienische Titel dieses Meisterwerks lautet Monna Lisa oder La Gioconda – die Heitere. Davon leitet sich auch der französische Titel La Joconde ab, der gleichzeitig auf ihren Nachnamen anspielt.

The Mona Lisa or La Gioconda (1503–1505/07)
Mona Lisa oder La Gioconda (1503-1505/07)

Die Mona Lisa sitzt in aufrechter Haltung auf einem sogenannten Pozzetto-Sessel, die Arme im Schoß verschränkt. Diese sittsame Pose, die vielen Darstellungen der Jungfrau Maria ähnelt, symbolisiert ein ideales Frauenbild. Mit einem schwer definierbaren Lächeln scheint sie den Betrachter direkt anzusehen. Der Kunsthistoriker Giorgio Vasari beschrieb diesen inzwischen ikonisch gewordenen Gesichtsausdruck mit den Worten: „Das Lächeln war so ansprechend, dass es mehr göttlich als menschlich erschien.“ Diese mysteriöse, an eine Gottheit erinnernde Wirkung wird durch Da Vincis Sfumato noch verstärkt, einer Technik, mit der er die weich verschwommenen Konturen des Gemäldes erzeugte. Indem er Ölfarben wie Tempera verwendete, schuf Da Vinci zudem eine sehr glatte Oberfläche, auf der die Pinselstriche fast nicht wahrnehmbar sind. Das schlichte Kleid, die gedämpften Farben und die dramatisch-düstere Landschaft im Hintergrund rücken die strahlenden Hände und das Gesicht der Frau in den Fokus. Da Vinci war mit dieser Komposition einer der ersten Maler, der die Luftperspektive einsetzte.

Das berühmteste Gemälde der Welt?

Die Mona Lisa gilt heute als eines der berühmtesten Gemälde der Welt, aber vor 1911 war dies nicht der Fall. Am 21. August 1911 wurde das Gemälde aus dem Louvre gestohlen, wo es seit 1797 zur Dauerausstellung gehörte. Verhaftet wurden zunächst der Dichter Guillaume Apollinaire und Pablo Picasso, beide wurden jedoch freigesprochen. Tatsächlich war es von einem Mitarbeiter des Louvre gestohlen worden, Vincenzo Peruggia, der der Ansicht war, dass Da Vincis Meisterwerk in ein italienisches Museum gehörte. Der Diebstahl sorgte für enorme Publicity für das Gemälde und ließ die Mona Lisa von einem Meisterwerk der Renaissance zu einem der berühmtesten Gemälde der Welt werden.

Seitdem wurde die Mona Lisa mehrfach beschädigt und als Mittel zum Protest eingesetzt. 1956 wurde das Gemälde mit Säure angeschüttet, zudem wurde ein Stein dagegen geworfen, wodurch das Glas zerbrach und Schichten der Farbe zerstört wurden. 1974 wurde die Glasvitrine der Mona Lisa im Nationalmuseum Tokio von einer Frau mit roter Farbe besprüht, die gegen den fehlenden barrierefreien Zugang des Museums protestierte. 2009 warf eine Russin aus Protest eine Teetasse auf das Gemälde, nachdem ihr Antrag auf die französische Staatsbürgerschaft abgelehnt worden war.

Die Mona Lisa ist Gegenstand zahlreicher späterer Werke der Kunstgeschichte, unter anderem auch in der Popkultur: von Marcel Duchamps Version einer Mona Lisa mit Schnurrbart bis hin zu Popstars wie Beyoncé, die in der Haltung der Mona Lisa posierte.

Der Wert der Mona Lisa wurde 1962 auf 100 Millionen US-Dollar geschätzt, was heute etwa 830 Millionen US-Dollar entspricht.

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