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Aktuellkulturell – Kunst, Kultur und Vermittlung!

Aktuell – Kulturell ist ein deutscher Kunstblog („Hier geht’s um Kunst, Kultur und Vermittlung“) und heute im Gespräch mit Singulart.

Stellen Sie sich kurz vor!

Wir sind drei junge Frauen aus München, die sich mit unterschiedlichem Schwerpunkt mit Kunst, Kultur und allem drumherum beschäftigen.

Johanna Eder (36) arbeitet als Kunstvermittlerin am Diözesanmuseum, forscht über Kreativität im Kontext transmedialer Kunst und ist zudem freie Künstlerin. Ihr Kunstschaffen geht in Richtung Artistic Research und Performance.

Anja Gebauer ist 25 und lehrt, forscht und arbeitet am Institut für Kunstpädagogik. Zusätzlich dazu führt sie gerne kulturell-kreative Projekte in außerschulischen Kinder- und Jugendeinrichtungen durch. In ihrer Freizeit betätigt sie sich zudem gerne selbst künstlerisch oder streift durch Münchens kulturelle Angebote.

Charlotte Horsch, ebenfalls 25, studiert Medienkulturwissenschaft im Master und arbeitet nebenher in einer medienpädagogischen Redaktion. In ihrer Freizeit interessiert sie sich für Theater, Film und Fernsehen und fotografiert gerne.

Wie haben Sie drei sich gefunden?

Charlotte: Anja und ich kannten uns bereits von der Schulzeit und sind seither eng befreundet, wobei uns auch das gemeinsame Interesse für Kunst und Vermittlung verbindet. An einem lauen Sommerabend in einem schönen Münchner Restaurant formte sich die Idee, einen gemeinsamen Blog zu starten. Dies setzten wir schnell in die Tat um und hatten von Anfang an viele spannende Ideen.

Johanna und Anja kannten sich bereits einige Zeit vom Institut für Kunstpädagogik der LMU. Da die beiden bereits einen gemeinsamen Artikel für eine kunstpädagogische Fachzeitschrift verfassten, waren sie in engem Austausch. Als Anja ihr von dem Blog aktuellkulturell berichtete, hatte Johanna schnell Lust, sich an dem Projekt zu beteiligen. So fanden wir drei zusammen.

Wie kamen Sie zum Bloggen?

Charlotte: Wir hatten alle drei Lust, uns ein Medium zu schaffen, in dem wir uns zu Themen rund um Kunst und Kultur äußern können, die uns bewegen und beschäftigen. Durch einen gemeinsamen Blog finden wir außerdem Austausch zu Gleichgesinnten und können uns durch unsere unterschiedlichen Schwerpunkte gut ergänzen.

Über was schreiben Sie in Ihrem Blog? Und an wen adressieren Sie ihn?

Charlotte: Unser Blog ist ein breit gefächerter Mix aus unterschiedlichen Themen: Was gibt’s neues in der Kunstszene, was passiert kulturell in München, welche Möglichkeiten der zeitgemäßen Kunstvermittlung entwickeln sich gerade? Durch unsere unterschiedlichen Interessen bedienen wir verschiedene Themen. Dementsprechend breit ist unsere Zielgruppe. Hier können sich kulturell interessierte Münchner finden, genauso wie Pädagogen, Museumsmitarbeiter oder Theaterwissenschaftler.

Wie arbeiten Sie zusammen? Können Sie Ihren Bloggeralltag beschreiben?

Charlotte: Da wir alle drei beruflich eingespannt sind, haben wir keinen festen Bloggeralltag. Aber wir bleiben stets im Austausch, was die Entwicklungen und Planungen des Blogs betrifft und treffen uns in regelmäßigen Abständen, um gemeinsam zu planen.

Anja: Ein praktisches Medium ist unsere WhatsApp Gruppe. Da sprechen wir uns schnell und unkompliziert ab, kündigen einen neuen Blog-Eintrag an oder fragen nach Meinungen. Oft lesen wir gegenseitig unsere Posts Korrektur, bevor wir sie veröffentlichen. In diesem Gruppenchat teilen wir uns auch kleine Aufgaben ein, beispielsweise eine Anfrage für eine Berichterstattung, den Besuch auf einer Pressekonferenz etc. Ein fester Bestandteil unseres Social Media Auftritts ist der #WiseWordsWednesday, den wir abwechselnd bespielen. Dabei kümmert sich immer einer um den Post eines Künstlerzitates, das auf unseren Social Media Kanälen geteilt wird. Zu unserer Facebook und Instagram-Seite haben wir alle drei den Zugang und können interessante Beiträge, Videos, Fotos oder Veranstaltungshinweise teilen.

Johanna: Wir haben auch schon gemeinsam Artikel verfasst – z.B. den Propaganda-Artikel vom August 2017, nach einem gemeinsamen Ausstellungsbesuch im Münchner Kunstbau des Lenbachhauses. Das ist besonders spannend, da mehrere Perspektiven die Auseinandersetzung schärfen und reichhaltiger gestalten.

Was unterscheidet Ihren Blog von traditionellen Kulturmagazinen?

Anja: Prinzipiell ist unser Blog sicherlich mehr durch eine persönliche Note gekennzeichnet. Die Auswahl der Themen treffen wir nach persönlichem Interesse und dem, was für unsere Leserschaft relevant sein könnte. Vermutlich ist ein Blog auch durch eine höhere Schnelligkeit gekennzeichnet, da der jeweilige Autor sofort interessante Ansätze aufgreifen, verarbeiten und teilen kann. Außerdem haben wir keine Verpflichtung, bestimmte Inhalte zu füllen, dies stellt eine besondere Freiheit für uns dar. Wir können uns somit spannenden Themen oder Perspektiven widmen, die bei traditionellen Kulturmagazinen oft untergehen. Dieser frische Wind und die Ungezwungenheit sind für uns sehr wichtig – dadurch bleiben auch unsere Leser immer wieder neugierig. Die Beiträge sollen dabei so gestaltet sein, dass sie einfach zu lesen sind und doch einem wissenschaftlichen Anspruch genügen.

Dabei agieren wir teilweise auch bewusst lokal, mit Themen zum Kulturleben in München oder Bayern. Auch kann man mit einem Blog bei schönen digitalen Formaten wie Blogparaden mitmachen – wir selbst beteiligten uns bereits an zweien. Auf einen Aufruf hin entwickeln sich dabei unterschiedliche Beiträge und Facetten zu einem übergreifenden Thema – eine Art gemeinsamer Wissensfundus aus unterschiedlichsten Fachbereichen kann dadurch entstehen. Ein Blog schafft zudem die Möglichkeit, mit den Lesern auf Augenhöhe zu kommunizieren, Kommentare und Anmerkungen zu unseren Posts sind dabei immer erwünscht.

Greifen Sie aktuelle Debatten in der Kunst- und Kulturszene auf und kommentieren diese?

Johanna: Wenn wir einen Bezug herstellen können und etwas dazu beitragen wollen, dann tun wir das durchaus. Eigentlich durchzieht dieser Ansatz all unsere Blog-Beiträge und sogar die kleineren Facebook-Posts. Das Wort „aktuell“ steckt ja bereits in unserem Titel und ist gleichsam ein Motto für uns.

Welche Kunstrichtung und welches Genre sagen Ihnen am meisten zu und warum? Welche Künstler bewundern Sie?

Anja: Da mich selbst in meiner künstlerischen Tätigkeit die Malerei begeistert, liebe ich die Maler der Moderne bis heute sehr. Zu sehen, wie sich hier die Farben und Formen vom Naturabbild lösen, zieht mich dabei immer wieder in den Bann. Besonders die Expressionisten und Symbolisten faszinieren mich dabei sehr. Passend dazu gefallen mit die Jungen Wilden, die die Malerei wieder auf den Plan der zeitgenössischen Kunst gebracht haben, darunter beispielsweise Georg Baselitz. Ganz persönliche Favoriten sind für mich außerdem Cy Twombly mit seiner einfühlsamen Formensprache, die eindrucksvollen Malereien von Miriam Cahn und Marlene Dumas mit ihren gehaltvollen Werken.

Bruce Naumann, Cindy Sherman, David Hockney und Bill Viola sind meiner Meinung nach bewundernswerte Künstler, die die digitalen Medien bewusst und spannend als Gestaltungsmittel einsetzen und relevante Fragen der heutigen Gesellschaft thematisieren.

Johanna: Ich habe mich intensiv mit dem Ansatz der transmedialen Kunst befasst – also künstlerische Ausdrucksformen, die nicht mehr an eine dezidierte Gattung wie Malerei oder Musik gebunden sind. Das begann spätestens vor mehr als 100 Jahren mit Marcel Duchamp und festigt sich mit Joseph Beuys. Ich interessiere mich besonders für Künstler wie Anne Imhoff, Brigitte Kowanz, Robert Lippok, die so einen kreativen Ansatz verfolgen.

Welchen Münchner Künstlern sollte man aktuell Beachtung schenken?

Johanna: Das ist eine schwierige Frage, denn sie ist so selektiv. Ich finde, jeder Künstler hat irgendwie Beachtung verdient. Ich persönlich finde Stefanie Müller und Klaus Erich Dietl sehr spannend. Sie sind so vielseitig, stehen für die künstlerische Praxis des DIT – do it together. Sie sind Netzwerker, verbinden alle möglichen Kunstformen und haben dabei einen sehr kritischen und gleichzeitig verspielten Ansatz. Ähnlich ist es mit Anna McCarthy, die man unbedingt weiter im Auge behalten sollte. Auch der Name Susanne Steinmaßl fällt mir ein. Sie arbeitete unlängst an dem Projekt „the future is not unwritten“ – einem AI-Algotrithmus als Regie-Tool. Auch in der Münchner Musik-Szene ist sehr viel los. Zu nennen wäre das Netzwerk rund um die Notwist-Musiker, Angela Aux oder Matthias Lindermayr.

Welche Ausstellung hat Sie am meisten beeindruckt und welche Museen finden Sie, sollte man in Deutschland gesehen haben?

Anja: Die Liste von sehenswerten Museen in Deutschland ist wirklich lange und bietet für jedes Interesse unterschiedliche Möglichkeiten.

Aus dem Bereich der Kunst ist hier unbedingt das Städel Museum in Frankfurt zu nennen, das besonders im Bereich der digitalen Vermittlung ein Leuchtturmprojekt darstellt. Spannende Projekte, tolle Inhalte und eine innovative Kunstvermittlung zeichnen auch die Deichtorhallen in Hamburg, den Hamburger Bahnhof in Berlin, das Museum Barberini in Potsdam und das Museum Ludwig in Köln aus. Interessante Inhalte aus unterschiedlichen Sichtweisen aufbereitet findet man außerdem im Deutschen Hygiene Museum in Dresden. Das Museum am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin bietet ganz besondere und sensible Zugänge zu dem Thema Holocaust.

In München sind natürlich die Pinakotheken und das Haus der Kunst zu nennen. Im Keller sind dort Ausstellungen der Sammlung Goetz zu sehen, die unbedingt erwähnenswert sind. Das Lenbachhaus zeigt besonders charmante Stücke, die für die lokale Identität und Geschichte von Bedeutung sind. Der Kunstbau des Lenbachhauses ist sehr nah am aktuellen kulturellen Diskurs dran.

Wie schätzen Sie die aktuelle Kunstszene in München und Bayern ein – was sind Trends, denen es zu folgen gilt?

Johanna: Wir sind nicht direkt Trendjäger. Was ich feststelle ist, dass die kulturellen Diskussionen und künstlerischen Auseinandersetzungen sehr um das Thema der Teilhabe kreisen. Wie können unterschiedlichste, auch marginale, Gruppen und gesellschaftliche Minderheiten am kulturellen Leben teilhaben und demokratisch mündig leben? Das ist ein sehr komplexes Thema. Im Zuge der Digitalisierung und der artificial intelligence wird es nur noch immer komplexer. Diese Aspekte der Kunst zwischen neuen Ansprüchen im Rahmen von Digitalisierung und Globalisierung sind sicher zukunftsweisend – und auch die Kunstszene in Bayern setzt sich in unterschiedlichen Formaten zunehmend damit auseinander.

Der Kunstmarkt ist noch relativ undigitalisiert – wie sehen Sie Ihre Rolle als doch sehr digitaler Kunstblogger im Kunstgeschehen verortet?

Anja: Wir leben in einer spannenden Zeit, die viele neue Herausforderungen und Möglichkeiten zugleich birgt. Darunter müssen wir uns im digitalen Feld beispielsweise mit Problemen des Urheberrechts bis hin zu neuen Kunstformen auf Instagram befassen. Neue Kommunikationsformen, z.B. durch Social Media befeuert (z.B. #askacurator im Museumsbereich), verändern die Bedürfnisse und Lebensweisen der Gesellschaft. Dies beeinflusst auch den Kunstmarkt und die Kunstwelt. So entstehen z.B. die Möglichkeiten, durch digitale Strategien die Reichweite zu steigern und Teilhabemöglichkeiten zu schaffen. Durch die Digitalisierung ergeben sich also Möglichkeiten, alte Strukturen des Kunstmarktes zu hinterfragen und aufzubrechen – diese Tendenz finden wir sehr spannend und begleiten dies gerne durch den Blog. Ein Blog bietet dabei die hervorragende Möglichkeit zu Austausch, Evaluation, Kritik, Reflexion und dem direkten Reagieren auf neue Impulse. Das Publizieren von Schriften dahingegen ist hier viel langsamer. So können wir in unserem Blog Aufmerksamkeit für Nischen und Newcomer schaffen, nach neuen Formen und Konzepten fragen oder Orientierung gebend agieren.

Welche Rolle spielen digitale Medien auch in der Kunstvermittlung?

Anja: Nachdem bereits viel über Vor- und Nachteile des Einsatzes der digitalen Medien im Bildungsbereich diskutiert wurde, ist mittlerweile ein verbreiteter Konsens: Die digitalen Medien sind bereits ein fest integrierter Bestandteil der heutigen Lebens- und Arbeitswelt. Dazu müssen sich nun auch die Bildungs- und Kulturinstitutionen positionieren und neue Formen der Kunstvermittlung finden. Dies heißt also, dass digitale Medien als eine Methode zur Kunst- und Kulturvermittlung zunehmend eingesetzt werden. Allerdings kann der reine Einsatz digitaler Medien nicht als Allheilmittel gesehen werden. Eine App nur der App willen im Museum zu implementieren, macht per se keinen Sinn. Vielmehr müssen digitale Medien hinsichtlich der Chancen und Vorteile bezüglich bestimmter Ziele der Kunstvermittlung bewusst abgewägt und dann passend eingesetzt werden. Und es gibt einige Chancen durch den Einsatz digitaler Medien zur Kunstvermittlung. So ist dadurch eine gesteigerte Interaktivität möglich, denn dies ist auch ein besonderes Kennzeichen der digitalen Medien. Dies kann z.B. vor Ort den Museumsbesuch aktiver gestalten oder die Menschen an anderen Orten mit den Inhalten des Museums in Kontakt bringen. Auch wird eine Kommunikation auf Augenhöhe durch digitale Medien gut ermöglicht. So können beispielsweise in Sozialen Medien interessierte Menschen direkt die Bilder von Künstlern kommentieren, Fragen stellen oder in Kontakt mit Kulturinstitutionen treten. Auch das eigene Gestalten mit digitalen Medien ist ein spannender Punkt für die Kulturvermittlung. Noch nie zuvor gab es so viele tolle Möglichkeiten zum digitalen Zeichnen, zum Schießen und Bearbeiten von Fotos, Erstellen von Videos oder sogar zum Gestalten mit Augmented Reality. Durch diese Aktivitäten können sich die Menschen die digitalen Medien kreativ aneignen und diese für eigene Zwecke und zum eigenen Ausdruck einsetzen.

Diese spannenden und umfangreichen Möglichkeiten müssen also in der Zukunft gut reflektiert und zielgerichtet neben analogen Vorgehensweisen eingesetzt werden. Klar ist, dass digitale Formate keineswegs traditionelle Methoden ablösen, sondern sinnvoll ergänzen sollen.

Welche Rolle spielt Kunst Ihrer Meinung nach in der Gesellschaft?

Charlotte: Kunst ist, meiner Meinung nach, immer ein Stück weit ein Instrument, das die Gesellschaft reflektiert. Das kann auf die verschiedensten Weisen passieren. Sei es jubilierend, kritisch oder persiflierend. Eine Gesellschaft ohne Kunst kann ich mir nicht vorstellen.

Johanna: Kunst ist ein wichtiges Ventil, sie hat Spiegelfunktion und kann sogar als Regulativ wirken. Sie wohnt jedoch sehr häufig in einem elitären Elfenbeinturm, sodass ihr Potenzial keinen besonderen Wirkungsgrad hat. Ich sehe hier die Rolle der Kunstvermittlung, Räume zu schaffen, in denen Werte und Gedanken der Kunst die unterschiedlichsten Menschen erreichen können und am Boden der Alltagswirklichkeit diskutiert werden können.

Wie würden Sie sich gerne weiterentwickeln mit Ihrem Blog?

Anja: Eine besonders schöne Sache an einem Blog ist immer, mit den Lesern über Kommentare, E-mails oder Soziale Medien in Kontakt zu kommen. Dahingehend können wir sicher noch einiges in der Zukunft verbessern. Toll wäre es auch, über den Blog Netzwerktreffen oder Diskussionsrunden entwickeln zu können, um unsere Arbeit auch dahingehend produktiv weiterzuentwickeln und Denkanstöße zu geben und Debatten zu vertiefen.

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Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview und wünschen weiterhin ein spannendes und kreatives Schaffen!

Zum Kunstblog:https://aktuellkulturell.wordpress.com/

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