Künstler

Im Gespräch mit Elisabeth Wedenig

Können Sie sich uns kurz vorstellen?

Nach meiner Studienzeit an der Akademie der Bildende Künste in Wien zog es mich aufs Land. Das Haus in dem ich lebe bauten meine Großeltern in den 50ger Jahren und neben vielen Kindheitserinnerungen die hier liegen, bietet das alte Haus viel Material für Arbeiten. Für mich ist der Ort an dem ich arbeite wesentlich und er schlägt sich oft – wenn auch nicht immer Vordergründig –in der Arbeit nieder.
Vor ein paar Jahren schloss ich einen Atelierbau an. Einmal im Jahr stelle ich einem anderen Künstler / einer anderen Künstlerin mein Atelier für ein paar Tage für eine Ausstellung zur Verfügung.

Es ist für mich wichtig mit anderen Künstlern im Austausch zu sein, auch immer wieder zusammenzuarbeiten oder gemeinsame Ausstellungen und Projekte zu entwickeln.

Hasengeometrie, 2012, Acryl, Öl auf Leinwand, 170 x 130 cm

Wie kamen Sie zur Kunst ?

Als Kind sah ich einmal einen interessanten älteren Mann auf einen Fahrrad und meine Mutter erklärte mir, das sei ein Landstreicher und das früher bei ihnen am Hof immer wieder Landstreicher im Heu übernachtet hätten, die die besten Geschichten erzählten. Von da an wollte ich Landstreicher werden.

Dschungel, 2012, Acryl, Öl auf Leinwand, 100 x 140 cm

Irgendwann merkte ich, dass ich Geschichten lieber mit Farbe erzähle. Bilder und Farben hatten immer schon eine starke Wirkung auf mich.

Wie würden Sie Ihre Kunst beschreiben?

Mich interessiert es wie wir unsere Realität wahrnehmen und wie sehr sich die Realität des einen von der des anderen unterscheidet. Sie scheint mir sehr flexibel und elastisch zu sein – Wie wir uns erinnern und wie wir vergessen; wie wir verlieren, verstecken, zerstören, behalten, dazuerfinden, neu ordnen und neue Lösungen finden. Genau so funktioniert auch mein Malprozess.

Malen ist für mich Denken innerhalb des begrenzten Bildraumes – eine Diskussion mit dem Bild in gewisser Weise. Meinen Arbeiten liegt auch die Intention zugrunde, Verbindungen mit dem Ziel, ein Dazwischen zu finden, zu schaffen. Zwischen Abstraktion und Figuration, Malerei und Zeichnung, geometrischen und organischen Elementen, Chaos und Ordnung, Realität und Traum, Innen und Außen.
Oft belasse ich Teile unausgearbeitet und offen, andere sind klar formuliert. Ich möchte, dass sich das Bild erst beim längeren betrachten erschließt und dass der Betrachter die Möglichkeit hat mit seinen Gedanken und Erinnerungen anzuschließen. Das Bild ist für mich erst dann fertig. Es wird bei jeder Betrachtung weitererzählt.

Du hast dich ins Muster meiner Träume gelegt, 2017, Acryl, Öl auf Leinwand, 190 x 160 cm

Welche Techniken benutzen Sie?

Vorwiegend arbeite ich im Bereich Malerei und Zeichnung. Öl und Acryl auf Leinwand sowie Blei- und Farbstiftzeichnung auf Papier. Oft belasse ich das Leinen und die Baumwolle roh, oder grundiere nur Teile. Das mach ich zum einen um Malerei und Zeichnung im selben Werk zu verbinden – meiner Meinung nach funktioniert die Zeichnung besser auf dem rohen Stoff – außerdem kann ich damit verschiedene Ebenen im Bild erzeugen und es interessiert mich Bereiche wieder zu überdecken, zu überdenken und zu verändern. Die Farbe wird vom rohen Material mehr aufgesogen und hat nicht dieselbe Leuchtkraft, was ich für einige Werke oder Bereiche eines Werkes sehr gut finde, für andere finde ich die Grundierung als Basis besser.

Über so hauchdünnen Schlaf können nur Vögel gehen, 2015, Acryl, Öl auf Leinwand, 170 x 130 cm

Immer wieder kommt es auch vor, dass ich mit Fundstücken arbeite. Das können alte Tapeten oder Stofftaschentücher sein, die als Untergrund dienen. Alte Postkarten und Fotos meines Großvaters veranlassten mich zu einem mehrjährigen Projekt, das aus Nachreisen und mehreren Arbeitszyklen bestand, worin ich mich mit den Erinnerungsorten und mit der Glaubwürdigkeit von Erinnerungen beschäftigte. Bei größeren Projekten und Arbeitszyklen spielen auch installative Elemente eine Rolle.

Landschaft für Katze mit Frisur, 2017, Acryl, Öl, Kohle auf Leinwand, 170 x 130 cm

Wie gehen Sie vor, wenn Sie an einem neuen Werk arbeiten?

Die Arbeiten haben meist verschiedene Ausgangspunkte, das können Fundstücke, Reisen, Literatur, Gespräche, Wanderungen, Träume, Vorstellungen, Beobachtungen und anderes sein. Es legt sich also ein chaotischer Gedankengeröllhaufen über die leere Fläche. Es geht ums Freischaufeln – einiges kann unvermutet hervortreten und in Bann ziehen. Der Arbeitsprozess besteht darin, durch Selektieren, Neuanordnen, Ergänzen, Überlagern, Verzerren, Verdecken und Löschen gesammelte Elemente zu komprimieren und weiterzuentwickeln. Wenn es Skizzen gibt, sind sie nur am Beginn relevant. Während der Arbeit kann ich mir nie ganz sicher sein, wie die Malerei am Ende aussehen wird. Mein Interesse liegt darin, zu beobachten, was sich während des Prozesses ergibt. Dieser ist flexibel, besteht aus Aktion, Reaktion und Reflexion und bezieht den Zufall mit ein, wodurch sich Pläne ändern können.
Meistens arbeite ich in Serien, bei denen sich eine Arbeit aus der vorhergehenden ergibt oder die einzelnen Arbeiten über Kompositionselemente oder Bildelemente miteinander verbunden sind.

Elisabeth Wedenig auf Singulart:https://www.singulart.com/de/k%C3%BCnstler/elisabeth-wedenig-883

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