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Stiftung Olbricht im me Collectors Room über Gegenwartskunst

Blick in die Wunderkammer Olbricht © me Collectors Room Berlin, Photo Bernd Borchardt

Die Stiftung Olbricht ist im me Collectors Room Berlin angesiedelt mit dem Ziel Kunst öffentlich zugängig zu machen. Wie kam es dazu, was sind Ihre Objektive?

Meine Motivation ist die Freude am Zeigen und die Freude daran, anderen die Möglichkeit zu geben, teilzuhaben.

Die Stiftung ist gleichzeitig auch eine Verpflichtung weiterzumachen und unsere Ziele weiterzuverfolgen: nicht nur zeitgenössische Kunst, KünstlerInnen und KuratorInnen zu fördern und die Kunst im Alltag der Menschen zu verankern, sondern ganz speziell das Interesse an Kunst bei Kindern und Jugendlichen zu wecken.

Zu sehen wie die Schul- und Kitaklassen jeden Morgen vor den regulären Öffnungszeiten in unseren Räumen mit und vor der Kunst Workshops durchführen und dabei vor Begeisterung sprühen, ist einfach wundervoll. Bei uns dürfen Kinder auch bestimmte Exponate anfassen oder nachbauen, um so direkt mit den Werken in Kontakt zu kommen und Kunst zu „begreifen“. Die direkte freie erfahrende Begegnung mit der Kunst, weniger die (be)lehrende Konfrontation in jungen Jahren ist mir ein Anliegen.

Kinderprogramm 2016-17 © me Collectors Room Berlin_Abstract (2)

Kinderprogramm 2016-17 © me Collectors Room Berlin, Abstract

Die Sammlung Olbricht gehört zu den grössten privaten Kunstsammlungen weltweit und vertritt vom 16.Jahrhundert bis zur Gegenwartkunst, alles was das Herz von Thomas Olbricht höher schlägen lässt. Was sind die Herzstücke der Sammlung, die die Betrachter regelmässig in ihren Bann zieht?

Zu den Herzstücken der Sammlung gehört zum einen die Wunderkammer mit Objekten aus Renaissance und Barock, die als Dauerausstellung im me Collectors Room Berlin installiert ist und mit verzierten Nautilus- oder Kokosnusspokalen, gedrechselten Elfenbeinarbeiten oder exotischen Tieren immer wieder Besucher in Staunen versetzt.

me Collectors Room Berlin

Blick in die Wunderkammer Olbricht © me Collectors Room Berlin, Photo Bernd Borchardt

Kostbarkeiten aus Renaissance und Barock © Kunstkammer Georg Laue, Munich

Kostbarkeiten aus Renaissance und Barock © Kunstkammer Georg Laue

Außerdem sorgt die Fotosammlung von Cindy Sherman regelmäßig für Begeisterung, aber auch die vollständige Sammlung aller Editionen von Gerhard Richter, die in dieser Form einzigartig ist.

Malerei, Fotografie, Skulpturen, aber eben auch Installationen und Videokunst sind vertreten- Die künstlerischen Medien sind also auch alle abgedeckt! Wie stehen sie zu den „modernen“ Medien, wie Videokunst und der Digitalisierung der Kunst im Allgemeinen?

Wie Sie ja selbst erwähnen deckt die Sammlung alle möglichen Medien ab, unter anderem eben eine nicht unbeträchtliche Zahl von Videoarbeiten, z.B. von Nathalie Djurberg, Francis Alys oder Julian Rosefeldt. Es aber z.B. auch wandfüllende Arbeiten von Louise Lawler oder Cindy Sherman, die wir nur in digitaler Form vorliegen haben. Die Arbeiten werden immer passend für die Wand hergestellt, an der sie gezeigt werden sollen. Wir sind da also ganz offen. Gute Kunst ist keine Frage des Mediums.

Besonders bekannt ist das Kinderprogramm der Obricht Stiftung! Wieso ist es Ihnen wichtig Kindern und Jugendlichen Kunst und Kultur näher zu bringen? Was hoffen Sie damit zu erreichen?

Das Vermittlungsprogramm verfolgt das Ziel, Kindern unterschiedlichen Alters (von der Kita bis zur Oberstufe) Spaß und Freude an Kunst zu vermitteln, Neugierde zu entfachen und zu eigenem künstlerischen Handeln zu inspirieren. Insbesondere die Wunderkammer mit seltenen und kunstvoll gefertigten Objekten aus Renaissance und Barock lädt zum Staunen und Entdecken ein. Dieser „Erkundungsprozess“ findet im Rahmen von Führungen und Workshops statt. Verschiedene Künstlerinnen und Künstler begleiten hierbei die Kinder und Jugendlichen durch die Wunderkammer und die aktuelle Ausstellung und im Anschluss folgt ein praktischer Workshop, bei dem unterschiedliche künstlerische Techniken ausprobiert werden können. Die selbst angefertigten Kunstwerke nehmen die Kinder als Erinnerung dann mit nach Hause.

Kinderprogramm 2016-17 © me Collectors Room Berlin_Abstract (3)

Kinderprogramm 2016-17 © me Collectors Room Berlin

Besonders beeindruckend sind die Fühlobjekte. Wunderkammerobjekte aus den verschiedenen Sammlungskategorien können hautnah und mit allen Sinnen erforscht werden. Da ist beispielsweise die über fünf Meter lange Haut einer Tigerpython, die wir dann gemeinsam mit der Klasse aus einer Kiste holen und auf dem Boden ausbreiten. Was dann passiert, ist das, was wir mit der Vermittlung erreichen wollen: Staunen, Erforschen, Begreifen, Verstehen.

Sie verfolgen diese pädagogische Aufgabe sehr eindrucksvoll. Sie haben sogar ein Wunderkammerschiff an dessen Bord besondere Objekte auf ihre kleinen Besucher warten. Wie kommen Sie auf solch interessante Ideen?

Wir haben täglich Kitagruppen und Schulklassen im me und oftmals kam die Frage auf, ob wir Teile der Sammlung nicht auch Kindern in ländlichen Regionen zugänglich machen könnten. So entstand die Idee, ausgewählte Objekte aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft und Natur sowie Objekte aus der Lehrmittelsammlung des Bode Museums (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin) auf dem Wunderkammerschiff zu inszenieren und sie auf dem Seeweg zu Grundschulkindern nach Brandenburg zu schicken.

me Collectors Room Berlin

Wunderkammerschiff, Außenansicht, Photo Bernd Borchardt

In Zusammenarbeit mit Studenten der FH Potsdam und unter Mitwirkung von Schülern der Evangelischen Schule Berlin Zentrum haben wir die Idee dann umgesetzt. Seit 2016 sind wir on Tour und laden Grundschüler aus Brandenburg und Berlin zu kostenfreien Führungen und Workshops auf dem Schiff ein. In der interaktiven Ausstellung übernehmen ältere SchülerInnen die Vermittlung und animieren die Besucherklassen dazu, den Ausstellungsraum individuell mitzugestalten. Mit diesem Programm wird neben der sinnlichen Erfahrung spielerisch Wissen weitergegeben, kulturelle Kompetenzen erweitert und vor allem Kreativität und Fantasie gefördert. Der Besuch des Schiffes ist Höhepunkt des fächerübergreifendes Gesamtprogramms, welches durch von uns bereitgestelltes Lehrmaterial im Unterricht vor- und nachbereitet werden kann.

me Collectors Room Berlin

Wunderkammerschiff, Innenansicht, Photo Bernd Borchardt

Haben Sie einen künstlerischen Geheimtipp für uns? Welchen Gegenwartskünstler sollten wir im Auge behalten?

Gegenwartskunst ist ein weites Feld. Natürlich gibt es zum einen arrivierte Künstler wie Thomas Schütte oder Katharina Grosse, die tolle Kunst machen und auf die man natürlich automatisch ein Auge hat, zum anderen gibt es viele junge Künstler, deren Arbeit mich begeistert. Beispiele wären Caroline Kryzecki aus Berlin oder die afghanische Künstlerin Jeanno Gaussi, aber auch den in Düsseldorf lebenden Andreas Schmitten.

Regelmässig werden im me Collectors Room Kunstsammlungen aus aller Welt gezeigt, was dürfen wir die nächsten Monate erwarten?

Ab dem 17. November sind mit „Indigenous Australia: Masterworks from the National Gallery of Australia“ rund 100 Kunstwerke der umfangreichen Sammlung der National Gallery of Australia zu sehen und geben einen Einblick in die Welten der traditionellen und modernen Kunst der australischen UreinwohnerInnen zwischen dem frühen 19. Jahrhundert und der Gegenwart.
Zum Gallery Weekend 2018 eröffnet die Ausstellung „EVA & ADELE: l’amour du risque“. In einer retrospektiven Gesamtinstallation erläutern Werke des Künstlerpaares aus den letzten 25 Jahren und die konzeptuelle Haltung, sowie ihre Bildwelten.

Indigenous Australia Masterworks from the National Gallery of Australia, 2017, me Collectors Room, Photo Lidia Tirri

Indigenous Australia Masterworks from the National Gallery of Australia, 2017, me Collectors Room, PhotoLidia Tirri

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