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Interview mit dem Fotografen Julian Schievelkamp

Könntest du dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Julian Schievelkamp, ich wurde 1994 in Köln geboren und habe mich überwiegend auf Mode-, Kunst- und Porträtfotografie spezialisiert. Im Zuge meines Studiums der Fotografie bot sich mir die Möglichkeit, mich intensiv mit psychologischen, philosophischen und ethnologischen Themen auseinanderzusetzen.

Schon als kleiner Junge hatte ich sehr lebendige Fantasien und fand Gefallen an der Vorstellung, Welten zu erschaffen und Realität zu manipulieren. Für mich ist der kreative Prozess wie ein abstraktes Puzzle, das auf psychologischen Referenzen basiert. Deshalb ist Kunst eine so wunderbare Möglichkeit, mehr über die eigene Essenz als menschliches Wesen zu erfahren. Und auch dieser Prozess durchläuft eine Art Evolution: So wie wir Menschen ein Abbild der Natur sind, ist die Kunst ein Abbild des individuellen Bewusstseins. Alles in diesem Universum transformiert, auch Bewusstsein.

DANIELA

DANIELA, 2016, Digital auf Papier, 60 x 40 cm

Warum bist du Fotograf geworden?

Vor ein paar Jahren kam ich das erste Mal mit der künstlerischen Fotografie in Kontakt, als mich eine Aneinanderreihung bewusst durchlebter Träume dazu inspirierte, diese abstrakten Erlebnisse zu visualisieren. Luzide Träume bieten einen unglaublich weiten Spielplatz für gedankliche und visuelle Experimente. Diese Erfahrungen haben mich zu Beginn meiner fotografischen Laufbahn stark geprägt. Ebenfalls großen Einfluss auf meine künstlerische Herangehensweise haben Synästhesien, also Sinnesverschmelzungen, die es ermöglichen Töne zu sehen oder Farben zu schmecken. Meine Neugier und mein Erfahrungshunger entspringen vor allem aus dem Wunsch, das menschliche Bewusstsein zu erforschen und zu verstehen.

DNA XY

DNA (XY), 2017, Digital auf Papier, 90 x 60 cm

Wie würdest du deine Fotografien beschreiben?

Meine Fotografien thematisieren im weitesten Sinne menschliche Transformation. Dabei bediene ich mich häufig experimenteller Techniken, um eine illusionistische Wirkung zu erzielen. Im Zentrum meiner fotografischen Arbeit steht der Gedanke, dass die Wahrnehmungen des menschlichen Geistes stets subjektiver Natur sind und eine objektive Sicht auf diese Welt stark verschleiern. Deshalb ist Realität auch immer etwas, das wir selbst auf unsere individuelle Weise kreieren.

DADA YAGA

DADA YAGA, 2018, Analog auf Papier, 70 x 70 cm

Was ist für dich schwierig zu fotografieren?

In jedem meiner Projekte stelle ich mich der Herausforderung, die Vielschichtigkeit psychedelischer oder synästhetischer Erfahrungen in einem Bild zu vereinen. Es ist nicht immer leicht, abstrakte Erlebnisse außerhalb des alltäglichen Bewusstseinszustands adäquat in die Sprache der Bilder zu übersetzen. Obwohl ich in der Regel eine sehr klare Vorstellung davon habe, was ich visualisieren möchte, versuche ich bestimmte Aspekte der Inszenierung nach Möglichkeit dem Zufall zu überlassen. Bei einigen Selbstporträts beispielsweise, die ich unter Stoff und Maske verhüllt aufnahm, habe ich diese Gestaltungskontrolle bewusst abgegeben. Neben dem Motiv fange ich also auch häufig einen Teil meines eigenen Unterbewusstseins ein und lasse meine Intuition oder den Zufall durch meine Bilder sprechen. In gewisser Weise gebe ich dem Bild dadurch die Möglichkeit, sich selbst zu erschaffen.

From Past to present

FROM PAST TO PRESENT, 2017, Digital auf Papier, 90 x 60 cm

Wie willst du dich in den kommenden Jahren künstlerisch weiterentwickeln?

In Zukunft möchte ich mich vor allem interdisziplinär mit psychologischen Themen beschäftigen. Derzeit arbeite ich beispielsweise an einem humanoiden Roboter, der auf verschiedene Reize seiner Umgebung reagiert und die Illusion erweckt, ein Bewusstsein zu besitzen. Das Langzeitprojekt ist Teil meines Plans, die Grenzen der klassischen Fotografie zu erweitern und den Surrealismus sowohl über das zweidimensionale Bild, als auch über andere technische Innovationen – wie Virtual Reality oder Hologrammprojektionen – erfahrbar zu machen. Diese sollen dabei ineinander greifen und ein immersives Erlebnis für Ausstellungsbesucher schaffen.

MAYA

MAYA, 2016, Digital auf Papier, 90 x 60 cm

Welche sind die bisherigen Highlights in deiner künstlerischen Laufbahn?

Im Jahr 2016 arbeitete ich zum Beispiel an einem Kunstprojekt namens „Maya“, das abstrakten Expressionismus und Surrealismus mit moderner Fotografie verknüpft und Rituale aztekischer Kulturen thematisiert. Es fand in einer alten Kunststätte statt, die von Johann Bossard und seiner Frau Jutta anfang des 20. Jahrhunderts in Jesteburg erbaut wurde. Das Gebäude ist eine einzigartige Synthese aus expressionistischer Architektur, Skulptur und abstrakter Malerei. Im Herzen dieses universellen Kunstwerks gab es einen riesigen Tempel, dessen Wände mit lückenlos bemalten Platten und farbigem Glas bestückt wurden. Dieser Ort hatte einen ziemlich außerirdischen Charme. Es war wie eine Reise in eine andere Dimension und eine außergewöhnliche Erfahrung für das ganze Team.

Julian Schievelkamp auf Singulart:https://www.singulart.com/de/k%C3%BCnstler/julian-schievelkamp-1636

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