Thorsten, ein paar Worte zu deiner Person? Wer bist Du so als Mensch?
Hoffentlich erträglich 😉 ..
Ich bin Jahrgang 1968, lebe und arbeite in meinem Atelier in Köln, sowie weltweit für meine Projekte.
Wie bist Du zur Fotografie gekommen und was bedeutet sie dir?
Ich bin tatsächlich noch handwerklich gelernter Fotograf und habe eine Ausbildung in einer Werbeagentur mit angeschlossenem Fotostudio gemacht. Nach der Ausbildung habe ich mich relativ schnell in Köln selbstständig gemacht und auch ziemlich bald parallel zu den Werbeaufträgen in freien Projekten an meiner eigenen künstlerischen Bildsprache gearbeitet.
Kleiner Einblick in Deine vielfältigen Projekte?
Eine Serie mit dem Titel „Funktionsformen“ habe ich den Fertigprodukten und Convenience Food gewidmet. Sie spiegeln den beschleunigten Lebensstil unserer Gesellschaft wider, sind aber auch einen kritischen zweiten Blick wert und mit diesen Gegensätzen beschäftigt sich meine Serie. Ästhetisch ansprechend, optisch perfekt, betont zentriert, einfarbig und überdimensioniert bildfüllend vor schwarzem Hintergrund verstärkt sich für den Betrachter einerseits die Leuchtkraft der essbaren Objekte, andererseits aber auch die Assoziation mit Gift. Die isolierte Darstellung holt die Objekte aus ihrem Kontext heraus und eröffnet die Chance zur Reflexion.
Eine Ausstellung trug den Namen „Funktionale_Get_Land_Panorama_Formen“. In dieser habe ich mich auf meine besondere Art mit der Umwelt auseinander gesetzt und ganz bewusst auf Bildbearbeitung und wohlgefällige Ansichten verzichtet. Das Präsentieren von Bildfacetten sollte dem Betrachter Impulse geben, sich näher mit dem Dargestellten zu beschäftigen.
Eine andere Ausstellung mit dem Namen „cuts_both_ways – Neue Hamburger Arbeiten“ in der mich auf die Suche nach neuen Perspektiven für bekannte Motive gemacht habe. Ich wollte visuelle Volten schlagen und Sehgewohnheiten konsequent durchbrechen. Dabei habe ich sowohl optische, als auch technische Möglichkeiten ausgereizt. Ich wollte den Betrachter dazu auffordern, das Bild über das Bild hinaus vor seinem geistigen Auge zu rekonstruieren. Auch der Raum sollte wichtiger Protagonist im Prozess der Bildwahrnehmung und -werdung werden.
Wie beschreibst Du selbst das Herzstück deiner Arbeiten?
Auslöser für die künstlerischen Arbeiten Ende der 90er Jahre war u. a. der Auftrag einer Werbeagentur, die neuen Geschäftsräume und Flure in einer alten Kölner Jugenstilvilla mit Fotos auszustatten. Für diesen Auftrag habe ich ein „Vorbeilaufkonzept“ entwickelt und es sind daraus die ersten Panoramen im Format 20 x 200 cm entstanden. Aufgrund der damaligen Technik mit einer Grossformatkamera und auf Filmmaterial. Durch diese Beschäftigung mit „unnormalen“ Formaten fiel mir auf, wie bereitwillig sich speziell Fotografen und Künstler immer wieder von vorgegebenen Formaten (4:3 DIN-Formate u. ä.) und anscheinend technischen Beschränkungen „versklaven“ lassen. Und wieviel eigentlich vor, neben, über und unter einem Bild oder der Andeutung eines Bildes passieren kann, wenn der Betrachter nicht eine feststehende Aussage des Künstlers präsentiert bekommt, sondern ihm eine Andeutung oder eine Aufforderung zum eigenen Denken, Handeln und überlegen geboten wird..
Und nachdem ich mein eigenes Sehen und „Aufnehmen“ von Bildern und meiner Umgebung bewusst erkannt hatte, habe ich gemerkt, dass ich bzw. wir Menschen einfach nicht im klassischen 4:3 Bildformat sehen, sondern eigentlich ein panoramaähnliches Format viel mehr unseren „ursprünglichen“ Sehgewohnheiten entspricht.