Künstler

Adele Razkövi im Interview

Stellen Sie sich kurz vor!

Guten Tag, mein Name ist Adele Razkövi.
(kurz!;-)
…ich bin bildende Künstlerin in den Bereichen Zeichnung, Malerei, Objekt und Video.
Momentan lebe ich in Niederösterreich und Andalusien.

Sie sind als Künstlerin mutlimedial tätig – welches Medium sagt Ihnen am ehesten zu, welches fordert Sie am meisten?

Hmm… schwer zu sagen… gefordert fühle ich mich in allen Medien, der Kampf ist oft Teil des Schaffensprozesses.
Ich arbeite recht sprunghaft in den verschiedenen Medien meist zum gleichen Thema das mich gerade beschäftigt. Ich brauche immer neue Herausforderungen, meine Kunst muss mich fordern, sonst wäre es langweilig. Meine Arbeiten sind auch lernstücke, man muss immer in Bewegung bleiben und sich weiterentwickeln.
Oft hält man sich länger bei einem Thema auf weil von aussen die Nachfrage besteht, das Artet dann leicht in einer Form der Wiederholung aus die mich auf Dauer nicht erfüllt.
Der experimentelle Animationsfilm ist würde ich sagen das Medium das mir am meisten liegt, hier fließen alle meine Fähigkeiten ein. Aber auch dabei will ich gefordert sein und probiere immer neues aus. Kein Film von mir gleicht dem anderen, weder Technik noch Inhalt -aber eine gewisse Handschrift zeichnet sich nach so vielen Jahren einfach ab. Wichtig ist es authentisch zu arbeiten, das Medium ist nur Mittel zum Zweck.
„looking for love“https://vimeo.com/54774069
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Urban Lifestyle, 2014, 1000x150cm

Wie hat sich dein Werk über die Jahre verändert hin zu dem, das es jetzt ist?

Mein Werk verändert sich ganz natürlich mit mir. Wie soll ich sagen…
Zum Beispiel war mein Hauptthema vor ein paar Jahren noch, dass die Menschheit unter Überzivilisation leidet, dass wir zu sehr von unseren Urinstinkten entfernt leben und der rapide technische fortschritt nicht besonders Hilfreich für uns ist.
Nun, nachdem ich in dieser Phase aus Wien weg aufs Land gezogen bin, in ein sehr sehr abgelegenes wunderhübsches Bauernhaus aus dem Jahre 1733, wo ich (bis auf das es Strom gab) wie vor 150 Jahren gelebt habe- sehr Naturverbunden, ohne Zentralheizung und jeglichem Luxus, hat sich meine Perspektive auf die Welt zu sehen langsam geändert.
Bald bin ich dazu übergegangen den meisten technischen Fortschritt als großartige Errungenschaft zu sehen die uns das Leben leichter machen. Jetzt nach 3 Jahren, wieder zurück in der Zivilisation scheinen mir die Tage doppelt so lang, das Leben ist um vieles leichter. Ich kann mich nur noch schwer in mein früheres Thema reindenken.
Man verändert sich einfach im laufe der Jahre durch Erkenntnisse und Erfahrungen. Mein Thema in der Kunst ist immer mein momentanes Hauptthema in meinem eigenen Leben.
Vielleicht ist es mein persönliches Frage-Antwort Spiel.

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Herde im Wasser, 2014, 162x162cm

Sie sind auch als Dozentin an verschiedenen Kunstakademien tätig – was nehmen Sie aus diesem Dialog mit den Studenten und der Lehrtätigkeit mit?

Einerseits geniesse ich es einfach mit Menschen zu tun zu haben. Die Arbeit im Atelier ist ja eine recht einsame- das muss sie in meinem Fall auch sein, weil ich ganz allein im Atelier sein muss um überhaupt arbeiten zu können. Aber die Dozententätigkeit ist sehr erfrischend für mich, es ist auch meistens mit einer kleinen Reise verbunden, ich bin für kurze Zeit an einem anderen Ort mit anderen Menschen.
Und andererseits ist die Tätigkeit als Dozentin, nachdem ich gottseidank meine anfängliche Scheu Vorträge zu halten abgelegt habe, nicht besonders schwierig. Man spricht und zeigt sowieso gerne Dinge die man kann.
Was ich mitnehme sind möglicherweise diese Erfolgserlebnisse die eigentlich gar nicht meine sind, aber eben doch!

Können Sie uns etwas zu Ihrer Serie „Snail Trail Paintings“ erzählen?

Die Serie „Snail Trail Paintings ist eigentlich eher eine konzeptuelle Arbeit. Es geht dabei um die Gestik der Linie.
Wie jeder weiß liegt die Intension mit der ein Strich gemalt wird, diesem Inne. Ob Zaghaft, Fröhlich, Selbstbewusst, schnell, energisch oder unsicher gemalt, der Strich schwingt je nach Machart anders.
In meiner Serie geht es um die Langsamkeit der Linie.
Kein Mensch würde so langsam Linien zeichnen, wie es die Schnecken in meinen Bildern tun.
Es ist faszinierend ihnen dabei zuzusehen. Ich bin Inszenatorin, bestimme den Ausgangspunkt und kann sonst kaum beeinflussen wohin sie sich bewegen. Ich bestimme wann das Bild fertig ist.
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Und wie bin ich darauf gekommen mit Schnecken zu malen??
Im besagten Bauernhaus bin ich oft zum malen ins freie ausgewichen, weil es in meinem Atelier unterm Dach im Sommer zu heiß war. Wie das nun mal so ist in Österreich auf dem Lande, gab es wahnsinnig viele Schnecken. Hin und wieder musste ich eine aus der frischen Farbe eines zum trocken abgelegten Bildes fischen. Dabei kam mir die Idee die Spuren die die Schnecken hinterlassen auf dem Bild sichtbar zu machen. Anfangs funktionierte das gar nicht.
Nach und nach, in vielen Experimenten habe ich eine Technik erfunden, welche die Spuren der Schnecken die ich auf die Leinwand platziere sichtbar macht.
Nachdem die Bilder flach auf dem Boden liegend entstehen, gibt es für mich im Bild kein Oben und Unten. Aus diesem Grund signiere ich die Bilder nicht an der Vorderseite, weil dadurch eine Hängweise vorgegeben würde. Man kann die Bilder nach belieben Hängen und sie auch immerwieder mal umdrehen. An der Leinwandrückseite sind neben der Signatur einige meiner Haare eingearbeitet, als Künstler DNA- Probe, weil man am Strich ja mein Mitwirken nicht ablesen kann.
In meiner Wiener Wohnung wäre diese Serie sicher nicht entstanden;-) soviel noch zu der Frage wie sich mein Werk über die Jahre verändert hat.

Zur Webseite der Künstlerin:http://www.adeleworks.com/

Adele Razkövi auf Singulart:https://www.singulart.com/de/k%C3%BCnstler/adele-razk%C3%B6vi-797

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