Alte und neue Meister  •  Kunstgeschichte

Sieben wissenswerte Dinge über Paul Gauguin

Als Maler, Seemann und Börsenmakler führte Paul Gauguin verschiedene Leben rund um die Welt. Er ist einer der wichtigsten Maler des 19. Jahrhunderts und ein Vorläufer der modernen Kunst. Grund genug, einen eingehenderen Blick auf sein Leben zu werfen.

1. Enkel von Flora Tristan

Flora Tristan, französische Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und Sozialistin, war Gauguins Großmutter mütterlicherseits. Selbst französisch-peruanischer Abstammung und in Paris geboren, heiratete sie im Alter von 18 Jahren den Lithographen und Maler André Chazal, ihren Arbeitgeber, um der Armut zu entkommen. Nachdem sie vier Jahre lang von Chazal misshandelt und gedemütigt worden war, gelang es ihr 1825, mit ihren Kindern zu fliehen, darunter Aline, die zukünftige Mutter von Paul Gauguin. Das galt nach dem damaligen Gesetz als Ehebruch, eine Scheidung war nicht möglich. So war Flora Tristan vier Jahre lang auf der Flucht vor André Chazal und der Justiz, währenddessen zwei ihrer drei Kinder starben, nur Aline überlebte. Nach mehreren Reisen kam sie nach Paris zurück und veröffentlichte ihr erstes Buch. Chazal nahm ihre Verfolgung von neuem auf und entführte mehrmals ihre Tochter. Das Gericht sprach ihm sogar das Sorgerecht für Aline zu, woraufhin er auch seine Tochter misshandelte. Flora Tristan klagte ihn wegen Inzest an und erlangte das Sorgerecht für Aline zurück. Daraufhin versuchte Chazal sie 1838 zu ermorden. Flora Tristan überlebte die Schussverletzungen nur knapp und litt bis an ihr Lebensende an deren Folgen. Der Prozess und die Verurteilung Chazals zu Deportation und zwanzig Jahren Zwangsarbeit ermöglichten ihr endlich die Scheidung. Sie verstarb 1844, vier Jahre, bevor ihre Tochter Aline Paul Gauguin zur Welt brachte.

2. Gauguin war Seemann und Börsenmakler, bevor er Maler wurde

In Paris geboren, verbrachte Gauguin seine ersten Lebensjahre in Lima. Sein Vater Clovis Gauguin war Journalist und während der Februarrevolution 1848 aus politischen Gründen gezwungen, Frankreich zu verlassen. Daraufhin flüchtete das Ehepaar Gauguin mit Paul und seiner älteren Schwester zuerst nach Peru. Clovis Gauguin verstarb noch auf der Überfahrt an einem Herzinfarkt, Aline lebte dann mehrere Jahre mit ihren beiden Kindern bei einem Onkel in Lima. 1853 brach in Peru ein Bürgerkrieg aus und die Familie kehrte nach Frankreich zurück.

Als Paul Gauguin 17 Jahre alt war, besuchte er eine Marineschule in Paris, trat 1865 als Offiziersanwärter in die Handelsmarine ein und wechselte etwas später zur Kriegsmarine. Auf diese Weise kam er unter anderem zurück nach Südamerika, dann auch nach Indien und überschritt auf einer Forschungsreise den Polarkreis. Nach seiner Beförderung zum Leutnant und Teilnahme am Krieg von 1870 verließ er die Marine. Durch Vermittlung eines Freundes der Familie nahm er eine Stelle in einer Bank an und wurde bald darauf Börsenmakler. Dieser Familienfreund und nach dem Tod seiner Mutter auch Gauguins gesetzlicher Vormund, war ein Kunstliebhaber und Sammler, der ihm unter anderem Camille Pissarro vorstellte. Gauguin war in der Finanzwelt äußerst erfolgreich, heiratete 1873 die Dänin Mette-Sophie Gad, begann in seiner Freizeit zu malen und stellte auch vereinzelt Werke aus. Beim Börsencrash 1882 verlor er seinen Job, gab daraufhin diesen Beruf ganz auf und beschloss, die Malerei zu seinem Hauptberuf zu machen.

3. Trennung von der Familie 1885

Die ersten Jahre in der Malerei brachten mehr Geldsorgen mit sich, als Gauguin erwartet hatte. 1884 zog die Familie nach Rouen in der Normandie, weil dort die Lebenshaltungskosten niedriger waren. Dort schuf er ein Werk nach dem anderen, aber die vierzig Bilder, die er in weniger als einem Jahr malte, reichten nicht aus, um seine Familie finanziell über Wasser zu halten. Gauguins Ehefrau Mette beschloss daraufhin, mit den fünf Kindern zu ihrer Familie nach Kopenhagen zurückzuziehen. Gauguin folgte ihr etwas später, kehrte aber nach heftigen Auseinandersetzungen mit ihrer Familie und missglückten beruflichen Versuchen 1885 mit dem sechsjährigen Sohn Clovis nach Paris zurück, während Mette mit den vier anderen Kindern in Kopenhagen blieb. Der Kontakt zu seiner Familie beschränkte sich danach auf Briefe und kurze Besuche alle paar Jahre.

4. Bau des Panamakanals

1887 reiste Gauguin mit dem befreundeten Künstler Charles Laval nach Panama. Doch auch dort zwangen ihn Geldsorgen, sich schließlich als Arbeiter beim Bau des Panamakanals zu verdingen. In einem Brief an seine Frau schrieb Gauguin „Ich muss von 5:30 bis 18:00 Uhr unter der tropischen Sonne und Regen graben. In der Nacht wurde ich von Moskitos verschlungen.“ Fast 25.000 Arbeiter starben während des Baus des Kanals. Gauguin selbst reiste nach Martinique weiter, wo auch er an Ruhr und Malaria erkrankte.

5. Rastlose Jahre

Gauguin hielt es nie lange an einem Ort aus. So verließ er 1891 Frankreich und ging nach Tahiti. Kurz nach seiner Ankunft brachte seine Exfreundin in Frankreich sein sechstes Kind zur Welt, eine Tochter. Dank dem Verkauf von dreißig Gemälden vor seiner Abreise hielt er sich in Tahiti einige Zeit finanziell über Wasser. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Gemälde mit tahitianischen Motiven. Sie geben jedoch nicht das Tahiti wieder, das Gauguin umgab, sondern die farbenprächtige, exotische Welt, die er sich erträumt hatte.

6. Gezwungen, seine Bilder zu verkaufen

Nach einigem Hin und Her und einem weiteren Aufenthalt in Paris beschloss er, dieser Welt endgültig den Rücken zu kehren, und ging 1885 erneut nach Tahiti. Dort wurden zwei weitere Kinder Gauguins geboren, die er mit einer 13-Jährigen gezeugt hatte. Sein Zustand verschlechterte sich zusehends, er kämpfte mit den Folgen einer Syphiliserkrankung und starken Schmerzen im Bein, nachdem er sich in Frankreich bei einer Schlägerei einen Knöchel gebrochen hatte. Er verfiel in bittere Armut und lebte von Wasser und Reis, als versprochene Geldsendungen aus Frankreich ausblieben. Zudem versetzte ihn die Nachricht vom Tod seiner Tochter Arline in Depressionen. So war er schließlich gezwungen, so viele Bilder wie nur möglich über Kontakte in Europa verkaufen zu lassen. Daraufhin ging es zwar finanziell aufwärts, aber seine Gesundheit verschlechterte sich weiterhin, und er unternahm auch einen Selbstmordversuch mit Arsen.

1901 zog er von Tahiti auf die Marquesas-Insel Hiva Oa, damals ebenfalls Teil des französischen Kolonialgebiets, doch weitaus naturbelassener als Tahiti. Hier wurde im Jahr darauf eine weitere Tochter Gauguins geboren, die er mit einer 14-Jährigen gezeugt hatte.

Gauguin hatte bereits seit längerer Zeit seine Schmerzen mit Morphin bekämpft, 1903 war er schließlich abhängig und bettlägerig. Er verstarb am 8. Mai 1903 und ist auf Hiva Oa begraben.

7. Eines seiner Meisterwerke wurde für 300 Millionen Dollar verkauft

1882 hatte Gauguin während seines ersten Tahiti-Aufenthalts das Gemälde „Nafea faa ipoipo“ (Wann heiratest du?) geschaffen, ein Porträt in warmen Farben von zwei jungen Polynesierinnen in einer tropischen Atmosphäre. Gauguin hatte das Gemälde 1893 nach Paris gebracht und dort einem Kunsthändler für 1500 Franc in Kommission gegeben.

2015 machte das Werk Schlagzeilen – es sei nun das teuerste Gemälde der Welt und für 300 Millionen Dollar ins Emirat Katar verkauft worden. Bis dahin war es im Kunstmuseum Basel in der Schweiz zu sehen gewesen, als Dauerleihgabe des Staechelin Family Trusts. Ruedi Staechelin bestätigte 2015 den Verkauf des Werkes, durfte sich über den Käufer und den Preis jedoch gemäß Vertrag nicht weiter äußern. Das Gemälde war seitdem als Leihgabe auf internationalen Ausstellungen zu Gauguins Werk zu sehen. Was auch immer der genaue Erlös gewesen sein mag, Gauguin hätte es zu Lebzeiten sicher gerne für einen Bruchteil verkauft.

Entdecken Sie mehr einzigartige Kunstwerke auf Singulart:https://www.singulart.com/de/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert