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Blockchain und Bitcoins: Die Zukunft des Kunstmarkts?

Titelbild: Bitcoin-Kunst: "Bitcoin 2018!" von Jp Malot, Acryl, Collage, Aquarell, Graffiti, Filz, Tinte auf Papier, 70x50cm. Zu erwerben auf Singulart.

Blockchain, Bitcoin, Kryptowährung… innerhalb kürzester Zeit gerieten diese Begriffe ins Zentrum der Diskussionen um unsere digitale Zukunft. Was bedeuten diese neuen Technologien für die Kunstwelt?

Das Interesse im Kunstmarkt an der Blockchain-Technologie ist nach anfänglichem Hype abgeflaut, wie der jüngste Hiscox Online Art Report berichtet. Noch immer verdammen Skeptiker die Technologie als neues Eldorado für unmoralische Spekulanten. Traditionelle Kunstkäufer vermissen klare Leitlinien zum Kunstkauf in Kryptowährungen und klagen über mangelnde Transparenz, selbst mancher Kunstexperte ist verunsichert angesichts der neuen technologischen Möglichkeiten.

Doch die Unsicherheit sei weitgehend unbegründet, sagt Guillaume Simon, CTO der Online-Galerie Singulart. Das junge Startup gehört zu den Vorreitern der digitalen Kunstbranche. Bereits im Dezember 2017 wurde die Blockchain-Technologie ins Zahlungssystem integriert. Seitdem können Kunstwerke bei Singulart nicht nur in herkömmlichen Währungen wie Dollar oder Euro, sondern auch in der Kryptowährung Bitcoin erworben werden. Kunst in Bitcoins zu kaufen, hat Vorteile für Kunstgalerien, Künstler und Käufer, so Simon. Worin bestehen diese Vorteile? Gibt es Restrisiken für Transaktionen? Wie läuft überhaupt der Kunstwerkkauf in Bitcoins ab? Wir klären auf.

Was ist eine Blockchain?

Eine Blockchain ist eine recht junge Technologie, die hinter Kryptowährungen wie – Sie erraten es – Bitcoin steht. Sie besteht aus kontinuierlich erweiterbaren Datenblöcken, die kryptografisch miteinander verkettet sind. Alle in der Blockchain vorgenommenen Transaktionen (z.B. von Bitcoins, Besitzurkunden und Frachtbriefen) werden transparent verzeichnet. Damit ist sie eigentlich nichts anderes als ein öffentliches digitales Kassenbuch. Anders als herkömmliche Datenbanken wird die Blockchain nicht zentral, sondern von allen Nutzern gemeinschaftlich verwaltet. Gespeichert wird die Blockchain auf tausenden Rechnern, jeder Nutzer besitzt eine Kopie. Seit ihrer Einführung wird die Technik insbesondere von innovativen Unternehmen aus dem Finanz- und Logistikbereich genutzt – und seit kurzem auch in der Kunstbranche.

Blockchain sorgt für mehr Transparenz auf dem Kunstmarkt

Offenheit, Unabhängigkeit, Transparenz, Fälschungssicherheit und einfache Handhabung beim Verkauf von Kunstwerken gehören zu den größten Vorteilen der Blockchain für die Kunstbranche.

Die Blockchain ist ein offenes Peer-to-Peer-Netzwerk – jeder, der über entsprechende Hardware verfügt, kann die Blockchain installieren und auf den Quellcode zugreifen. Da alle teilnehmenden Peers (Nutzer) sich direkt über alle Daten des Netzwerks austauschen können und jede erfolgreich ausgeführte Transaktion aufgezeichnet und gespeichert wird, können Datenmanipulationen schnell aufgedeckt werden. Das macht die Blockchain praktisch fälschungssicher. Auch Kunstwerke können – inklusive Katalogangaben, Echtheitszertifikaten, Provenienzen und allen Verkaufspreisen – in der Blockchain registriert und Kunstverkäufe transparent aufgezeichnet werden.

Allerdings wird die Technologie bisher erst von hochinnovativen Kunstinstituten eingesetzt. Würden mehr Teilnehmer des Kunstmarktes die Technologie nutzen, könnte das den Kunstmarkt nachhaltig verändern. „Noch immer wird der Kunstmarkt von wenigen Akteuren bestimmt. Marktpreise werden zum Teil künstlich und für Außenstehende nicht nachvollziehbar in die Höhe getrieben, Nachverkäufe können verschleiert werden. Hier lässt sich in Sachen Transparenz und Mitbestimmung noch einiges verbessern. Die Blockchain-Technologie ist da ein guter Anfang“, sagt Singulart-CTO Guillaume Simon.

Außerdem bietet die Blockchain Möglichkeiten, lückenlose, unkorrumpierbare Provenienzen von Kunstwerken zu erstellen sowie deren Echtheit zu bestätigen.  Natürlich sind alle Daten nur so gut wie ihre Quellen – streng genommen können (wenn überhaupt) nur lebende Künstler ihre Kunstwerke authentifizieren. Aber – schlechte Nachrichten für angehende Kunstfälscher – es gibt bereits Versuche, „Pässe“ und „digitale Fingerabdrücke“ für Kunstwerke und Künstler einzuführen, die recht überzeugende Alternativen zum persönlichen Echtheitserweis darstellen. Picasso, dessen Bilder schon oft von Profis wie Beltracchi gefälscht worden sind, hätte sich sicher über diese Entwicklung gefreut.

Dem Vorwurf, dass Nutzer von Kryptowährungen anonym unterwegs seien und den Online-Kunstmarkt so anfällig für Betrugsfälle machten, lässt sich folgendermaßen begegnen: Die Echtheit jeder Transaktion ist durch eine digitale Signatur und die Adresse des Senders gesichert. Diese Daten müssen zum Beispiel bei polizeilichen Untersuchungen innerhalb der EU offengelegt werden. Bitcoin unterliegt ähnlichen Regulierungen wie traditionelle Finanztransaktionssysteme und ist so entworfen, dass Finanzkriminalität größtenteils verhindert werden kann.

Bitcoins: Kosten und Nutzen

Ein häufig und zurecht bemängelter Nachteil ist die hohe Volatilität des Bitcoins: Da der Bitcoin-Markt noch vergleichsweise klein ist, können bereits kleine Transaktionen große Preisbewegungen auslösen. Die Folge: Der Wert eines Bitcoins ändert sich rasant. Allein zwischen Dezember 2017 und Februar 2018 ist der Preis eines Bitcoins um 80 Prozent gesunken, von $20.000 auf $3.600 (Quelle: Hiscox). Das macht es für Galerien, Auktionshäuser und andere Akteure der Branche vergleichsweise riskant, den Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren bzw. zu verwenden. Für Käufer ist das Risiko allerdings behebbar, indem erst kurz vor dem Kauf eines Kunstwerks Bitcoins erworben werden. Mit der Nutzung von Bitcoins gewinnt der Käufer die oben beschriebenen Vorteile der nicht löschbaren und nicht fälschbaren Verifizierbarkeit und Nachvollziehbarkeit der Transaktion.

Nicht zuletzt ist die Zahlungsabwicklung in Bitcoins immer noch sehr energie- und zeitaufwändig. Jede Aktion muss von einem Nutzercomputer der Blockchain validiert werden – diesen Validierungsvorgang nennt man Mining. Dafür wird sehr viel Rechenleistung und entsprechende Hardware benötigt. Um die hohen Energiekosten auszugleichen, werden Transaktionsgebühren fällig. Zusätzlich erhält jeder, der besonders leistungsfähige Hardware kauft, um Transaktionen schneller zu verarbeiten, eine Vergütung in Form von Bitcoins. Für die Eröffnung eines Bitcoin-Kontos fallen aber keine Kosten an.

Kunst kaufen in Bitcoins Singulart macht’s möglich

 So sieht die Bezahlung in Bitcoins bei Singulart aus. Screenshot: Singulart.
So sieht die Bezahlung in Bitcoins bei Singulart aus. Screenshot: Singulart.

Singulart, die internationale Galerie mit einem Portfolio von mehr als 50.000 Kunstwerken,  ist derzeit eine der wenigen Online-Plattformen der Kunstbranche, die Zahlungen in Bitcoins akzeptiert. Erst kürzlich hat zum ersten Mal ein Sammler ein Singulart-Werk in Bitcoins erworben: Vincent Bardous Gemälde „The King of Street Art“. Und es ist einfach, in die Fußstapfen dieses Sammlers zu treten! Der Kauf eines Kunstwerks in Bitcoin auf Singulart ist nicht komplizierter als mit nicht-digitalem Geld. Jeder, der über ein Bitcoin-Wallet, also ein Konto, in dem Bitcoins verwaltet werden, verfügt, kann in Bitcoins bezahlen. Hat sich ein Kunde für ein Kunstwerk entschieden, kann er in seinem Warenkorb zwischen verschiedenen Zahlungsmöglichkeiten wählen.

Wählt der Kunde die Zahlung in Bitcoins, erscheint ein QR-Code, der die wichtigsten Daten zur Zahlungsabwicklung enthält: die (öffentliche) Adresse des Empfängerkontos (Singulart) und den Überweisungsbetrag. Der QR-Code wird mit der Handykamera gescannt. Sofort erkennt die Wallet die Bitcoin-Adresse (der lange Code aus Buchstaben und Zahlen, siehe Bild oben). Schließlich muss der Käufer den Kaufbetrag bestätigen. Normalerweise kann die Validierung der Transaktion (das Mining) nun bis zu 10min dauern. Um den Kunden nicht warten zu lassen, wartet Singulart nur auf die Bestätigung, dass die Blockchain fürs Mining bereit ist. Sobald diese Bestätigung eintrifft, wird die Zahlung für den Kunden als erfolgreich angezeigt – für ihn ist der Kauf abgeschlossen.

Sichere Zahlung weltweit

Die einfache Handhabung und die Teilhabe an technologischem Fortschritt ist aufregend – aber wie steht es um den Käufer- und Datenschutz? Wie stellt Singulart sicher, dass keine illegal erworbenen Bitcoins für den Kunstkauf verwendet werden?

Singulart ist als in Paris ansässiges Unternehmen an die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sowie das Know-Your-Customer-Prinzip (KYC) gebunden. Jeder Kunde kann die Speicherung von Cookies für die Website von Singulart per Mausklick verbieten; Neukunden müssen von Singulart identifiziert werden, um Geldwäsche zu verhindern.

Zahlungen in Bitcoins werden mit dem gleichen Maß an Privatsphäre getätigt wie bei nicht-digitalen Währungen – von der Bezahlung in Bargeld abgesehen. Im seltenen Fall der Beschädigung oder bei Rücksendungen von Kunstwerken wird der Kaufbetrag vollständig in Bitcoins zurückerstattet. Sämtliche Transaktionsgebühren werden von Singulart übernommen, es fallen für den Käufer also keine Gebühren an. Im Gegenteil: Wer mit Bitcoins bezahlt, bekommt einen Rabatt von 5 Prozent auf jedes Kunstwerk.

“The King of Street Art” by Vincent Bardou. This artwork was purchased in Bitcoin a few days ago on Singulart.
The King of Street Art“ von Vincent Bardou. Dieses Kunstwerk wurde vor einigen Tagen auf Singulart in Bitcoins erworben

Vorausschauend in die Zukunft

Mit der Integration der Blockchain verspricht sich Singulart natürlich auch, sein Kundenprofil zu erweitern. Der typische Bitcoin-Nutzer ist jung und technikaffin – die neue Generation der Digital Natives. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss diese Generation im Fokus haben und technischen Fortschritt wagen. Für Singulart ist die Implementierung des Bitcoins eine Investition in die Zukunft.

Titelbild: Bitcoin-Kunst: „Bitcoin 2018!“ von Jp Malot, Acryl, Collage, Aquarell, Graffiti, Filz, Tinte auf Papier, 70x50cm. Zu erwerben auf Singulart.

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