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Meisterwerke: Die zwei Fridas von Frida Kahlo

Einführung 

Die zwei Fridas (The Two Fridas) zählt zu Frida Kahlos bekanntesten Werken und verbindet viele der Elemente, die in ihrem gesamten Werk zu finden sind: von der mexikanischen kulturellen Identität über die Erfahrung als Frau bis hin zu ihrer persönlichen Lebensgeschichte. In ihrem charakteristischen Stil, bei dem sie Fantasie und Symbolik mit realistischen Details kombiniert, ist Die zwei Fridas eine rätselhafte Komposition, deren Bedeutung bis heute anhält. Singulart geht in diesem Beitrag näher auf die Symbolik und Interpretationen des komplexen Selbstbildnisses ein.

Wer war Frida Kahlo? 

Frida Kahlo via fridakahlo.org

Frida Kahlo via fridakahlo.org

Frida Kahlo (1907-1954) war eine mexikanische Künstlerin, die für ihre Porträts und Selbstbildnisse berühmt ist und sich mit Themen wie Identität, Postkolonialismus, Nationalismus, Gender, Gesellschaftsschicht und ethnischer Zugehörigkeit auseinandersetzen. Ihre Gemälde zeichnen sich durch die Mischung aus naivem Malstil, mit stark autobiografischen Bezügen, und Fantasie aus. Frida Kahlos Vater war Deutscher und ihre Mutter halb Spanierin, halb Indigene. Den Großteil ihres Lebens verbrachte sie in ihrem Elternhaus „La Casa Azul“ (Das blaue Haus) in Coyoacàn südlich von Mexiko-Stadt. Als Sechsjährige erkrankte sie an Kinderlähmung, und mit 18 hatte sie mit den Folgen eines schweren Busunfalls zu kämpfen, wodurch ihr gesamtes Leben von chronischen Schmerzen und gesundheitlichen Problemen geprägt wurde. Es war während der Zeit ihrer Genesung nach dem Busunfall, als Frida Kahlo sich der Malerei zuwandte und eine Karriere als Künstlerin ins Auge fasste.

1927 trat sie der Mexikanischen Kommunistischen Partei bei und traf den gefeierten mexikanischen Künstler Diego Rivera, den sie 1928 heiratete. In den nächsten Jahren reiste sie mit Rivera durch Mexiko und den USA, wobei sie ihren eigenen künstlerischen Stil entwickelte. Ihre Bilder zogen die Aufmerksamkeit des Surrealisten André Breton auf sich, der 1938 ihre erste Ausstellung in der Julien Levy Gallery in New York organisierte. Im Jahr darauf stellte Frida Kahlo in Paris aus, und ihr Selbstporträt Der Rahmen (The Frame) wurde vom Louvre erworben, womit sie die erste in der Museumssammlung vertretene mexikanische Künstlerin war. In den 1940er Jahren setzte sie ihre Arbeit und Ausstellungen in Mexiko und den USA fort, wobei sie ihre erste Einzelausstellung in Mexiko jedoch erst 1953 hatte, kurz vor ihrem Tod im darauffolgenden Jahr. Frida Kahlo schuf im Laufe ihres Lebens insgesamt rund 200 Gemälde. Heute ist ihr Werk als Sinnbild der mexikanischen und weiblichen Identität sehr gefragt.

Was ist in Die zwei Fridas zu sehen?

The Two Fridas, 1939
Die Zwei Fridas, 1939

Die Zwei Fridas zählt zu den ikonischsten Werken der Künstlerin und war ihr erstes großformatiges Ölgemälde. Zu dieser Zeit malte sie üblicherweise von ihrem Bett aus, was die Größe der Leinwand einschränkte. In diesem doppelten Selbstporträt sitzen zwei Fridas händehaltend auf einer Bank vor einem stürmischen, grauen Himmel als Hintergrund. Links trägt sie ein weißes, viktorianisches Kleid und rechts eine traditionelle Tehuana-Tracht, wie die Frauen der mexikanischen Stadt Tehuantepec. Die rechte Frida hält ein Miniaturporträt von Diego Rivera in den Händen, die linke mit einer Klemme ihre eigene Arterie, aus der Blut auf ihr weißes Kleid tropft. Die Arterie windet sich um die beiden Fridas und verbindet ihre Herzen, die über der Kleidung zu sehen sind. Beide Fridas starren den Betrachter mit leerem Blick an, und dieses Fehlen an emotionalem Ausdruck macht es schwer, die Bedeutung des Selbstporträts zu erfassen.

Verschiedene Interpretationsansätze

Somit sind mehrere Interpretationsansätze des Werkes möglich. Frida Kahlo malte es kurz nach ihrer Scheidung von Diego Rivera. Die Ehe war turbulent und von Affären auf beiden Seiten geprägt, wodurch ihr Trennungsschmerz eine mögliche Interpretation des Gemäldes ist. Riveras Porträt in den Händen der rechten Frida und das fehlende Stück Herz der linken Frida mögen auf Riveras Ablehnung von Frida Kahlos europäischen Verbindungen aufgrund seiner stark nationalistischen Überzeugungen hindeuten. Diese Dualität ihrer Identität ist ein zentrales Element des Gemäldes, das auch schlichtweg auf ihr kulturelles Erbe, den europäischen Einfluss ihres Vaters und den mexikanischen Einfluss ihrer Mutter hinweisen mag. In Frida Kahlos Tagebüchern findet sich eine imaginäre Freundin in ihrer Kindheit, auf die das Gemälde ebenso anspielen könnte und ihm ein Element der Fantasie verleihen würde, der für den Stil der Malerin charakteristisch ist.

Frida und Diego Rivera

Unverwechselbarer Stil und Symbolik  

Frida Kahlo wird für ihren einzigartigen, autodidaktischen und naiven Malstil gefeiert, in dem sich Realismus mit Fantasie und Elemente der mexikanischen Folklore mit Einflüssen aus der europäischen Kunst mischen. André Breton versuchte sie in die surrealistische Bewegung einzugliedern, aber Kahlo lehnte diese Kategorisierung ab, denn sie sah ihr Werk mehr als politisches Engagement. Ihre Arbeiten lassen sich am besten als Teil des mexikanischen Nationalismus nach der Revolution einordnen, der Folklore und traditionelle Kultur wiederbelebte. Zudem sind ihre Werke auch reich an feministischer Symbolik, denn die meisten der Gemälde und Selbstporträts sind von ihrer Erfahrung als Frau geprägt. Die zwei Fridas ist ein Schlüsselbeispiel für das Einsetzen ihres Körpers als Metapher, um die Themen rund um Gender und Geschlechterrollen zu erkunden. So macht sie zum Beispiel auf die Anforderungen an das Aussehen einer Frau aufmerksam, indem sie sich mit Gesichtsbehaarung darstellt. Blut ist ein weiteres Symbol in vielen ihrer Werke, das oft in Bezug auf Sterblichkeit und Fruchtbarkeit eingesetzt wird. Frida Kahlos herausfordernde Darstellung ihrer persönlichen Erfahrungen als Frau, die tief in der mexikanischen Kultur und Politik verwurzelt sind, hat sie zu einem universellen Symbol für die feministische Bewegung und die mexikanische kulturelle Identität gemacht.

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