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Meisterwerke: Rosenkranzfest von Albrecht Dürer

Albrecht Dürer gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Spätgotik und Frührenaissance. Im Laufe seines Lebens schuf er mehr als 800 Werke, und Singulart befasst sich in diesem Beitrag mit der Geschichte eines seiner meistgefeierten Werke, dem Rosenkranzfest. Das 1506 fertiggestellte Gemälde wurde als „das prächtigste Gemälde, das ein deutscher Meister je geschaffen hat“ bezeichnet und gilt als Wendepunkt im Übergang von der Spätgotik zur Renaissance.

Wer war Albrecht Dürer?

Albrecht Dürer, creator of Feast of the Rosary, Self-portrait at the age of 26
Albrecht Dürer, Selbstporträt im Alter von 26

Albrecht Dürer wurde 1471 in Nürnberg geboren. Ursprünglich wurde er in der Werkstatt seines Vaters als Goldschmied ausgebildet, entwickelte aber bald ein großes Interesse am Zeichnen und begann im Alter von fünfzehn Jahren als Lehrling bei Michael Wolgemut zu arbeiten, einem bekannten Nürnberger Maler und Meister des Holzschnitts. So war Dürer vertraut mit der Arbeit mit verschiedenen Medien wie Holzschnitten, Kupferstichen und Zeichnungen.

Dürer war von der italienischen Kunstszene sichtlich beeinflusst. Von 1490 bis 1494 reiste er auf seinen Wanderjahren vermutlich bis nach Italien, 1505 verbrachte er dann zwei Jahre in Venedig. In dieser Zeit wurde er mit den Werken der größten venezianischen Renaissancemaler bekannt, wobei er besonders von Giovanni Bellini beeindruckt war, den Dürer als „Bester in der Malerei“ bezeichnete.

Dürer war in erster Linie bekannt für seine Holzschnitte für grafische Druckwerke sowie seine Kupferstiche und gilt als einer der talentiertesten Kupferstecher der Geschichte.

Die Entstehung von Rosenkranzfest

Das Altarbild Rosenkranzfest wurde von einer Gruppe deutscher Kaufleute bei Dürer in Auftrag gegeben, allen voran Jakob Fugger, den Dürer Jahre später auch porträtierte. Es sollte die Kirche San Bartolomeo in der Nähe des Fondaco dei Tedeschi schmücken, der Niederlassung deutscher Händler in Venedig. Die Kaufleute gaben detaillierte Anweisungen, was dargestellt werden sollte: eine Versammlung der Rosenkranzbruderschaft, einer im 15. Jahrhundert von Dominikanern gestifteten Laienbruderschaft.

Albrecht Dürer, Feast of the Rosary, 1506
Albrecht Dürer, Rosenkranzfest, 1506

Dürer verbrachte fast zwei Monate damit, 21 vorbereitende Zeichnungen für das Werk zu schaffen, und zwar mit Feder und Tinte auf blauem Papier, was eine venezianische Tradition ist und ein weiteres Beispiel für den italienischen Einfluss auf Dürers Werk.

In Rosenkranzfest schuf Dürer eine Harmonie zwischen den traditionellen deutschen Altarbildern und den leuchtenden, schillernden Farben venezianischer Kunstwerke. In einem Brief an einen Freund schrieb er, dass diejenigen, die immer von ihm gesagt hatten, dass er zwar ein großartiger Kupferstecher sei, aber mit Farbe nicht umgehen könne, nun schwiegen und jedermann sage, „sie haben schöner Farben nie gesehen“. Weiter erzählte er von dem vielen Lob, das er nun erhielt, und schrieb über das Arbeiten in Venedig: „Hier bin ich ein Herr, daheim ein Schmarotzer.“

Wer ist in Rosenkranzfest zu sehen?

Die Hauptfiguren im Rosenkranzfest sind Maria und das Christuskind auf ihrem Arm, die zusammen mit Putten Rosenkränze an die Menge verteilen, während Maria von zwei der Putten gekrönt wird. In der linken Bildhälfte sind Vertreter des Klerus zu sehen, angeführt vom knienden Papst Julius II. Seine päpstliche Tiara liegt auf dem Boden, während er sich darauf vorbereitet, einen Rosenkranz von Jesus zu empfangen. Papst Julius II. war es auch, der 1474 die deutsche Rosenkranzbruderschaft anerkannt hat. Kaiser Maximilian I. ist auf der gegenüberliegenden Seite zu sehen, wie er von Maria mit einem Rosenkranz gekrönt wird. Wie auch der Papst hat er seine kaiserliche Krone abgelegt, um den Segen Marias zu empfangen. Papst und Kaiser wurden als die höchste Autorität in der katholischen Welt angesehen. 

Links im Bild, etwas hinter Maria stehend, ist der heilige Dominikus zu sehen, Gründer des Dominikanerordens, der laut einer Legende den Rosenkranz ursprünglich bei einer Marienerscheinung empfangen und in seinen Orden eingeführt haben soll. Im Hintergrund zu sehen sind vermutlich der Patriarch von Venedig, Antonio Soriano, sowie Burkhard von Speyer, Kaplan der Kirche San Bartolomeo, und womöglich Hieronymus von Augsburg, Baumeister des neu errichteten Fondaco dei Tedeschi.

Dürer integrierte auch ein Selbstbildnis im Gemälde: Er steht vor einem Baum am rechten Bildrand und hält ein Schriftstück in der Hand, auf dem in Latein zu lesen ist, dass der deutsche Meister Albrecht Dürer das Gemälde 1506 innerhalb von nur fünf Monaten geschaffen hat.

Dürers italienische Einflüsse

Giovanni Bellini,  San Zaccaria Altarpiece, 1505. The painting inspired Feast of the Rosary.
Giovanni Bellini, San Zaccaria Altarstück, 1505.

Das Rosenkranzfest ist stark von Dürers Italienaufenthalten und insbesondere von den Werken Giovanni Bellinis geprägt. Tatsächlich soll Dürer gesagt haben, dass er Bellini ebenbürtig sein oder ihn sogar übertreffen wolle, indem er die Inspiration aus Bellinis Werk mit seiner eigenen meisterhaften Malkunst verbinden würde. Neben offensichtlichen Vergleichen wie dem Stil der Putten verwendeten sowohl Dürer als auch Bellini natürliches Licht, um ihre Sujets zu erhellen. Dürer wollte den venezianischen Stil nicht direkt kopieren, sondern bestimmte Elemente übernehmen und so eine Synthese zwischen nördlichen und südlichen Stilelementen schaffen.  

Wo ist Rosenkranzfest heute?

Kaiser Rudolf II. kaufte das Gemälde 1606 von der Kirchengemeinde San Bartolomeo, woraufhin es nach Prag gebracht wurde. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges wurde das Gemälde immer wieder transportiert, neu versteckt und schwer beschädigt. Restaurierungsversuche setzten dem Werk weiter zu, und so wurden Kopien angefertigt, die auch in Sammlungen zu sehen sind. Das Original wurde 1930 von der damaligen Tschechoslowakei gekauft und befindet sich seitdem in der Nationalgalerie Prag.

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