Die Kunst bedarf seit Anbeginn ihrer Zeit der Förderung. Auch heute sind viele Künstlerinnen und Künstler auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Und auch für Geldgeber zahlt es sich (oft) aus, in Kunst zu investieren.
Im Jahre 1979 verzierte Joseph Beuys scheinbar wahllos Geldscheine mit seiner Unterschrift und der simplen Gleichung “Kunst = KAPITAL”. Damit drückte er seine Abneigung dagegen aus, dass seine Kunstwerke plötzlich für horrende Summen auf dem Kunstmarkt gehandelt wurden. Für Beuys war Kreativität das Hauptkapital seiner Werke, die sich nicht oder wenigstens nicht allein in Geld aufwiegen ließ.
40 Jahre später werden ausgerechnet diese Geldscheine ironischerweise für große Summen gehandelt. Das Investment in die Kunst ist beliebt wie nie zuvor. Kunstwerke sind zur Kapitalanlage geworden.
Der Beginn der Kunstförderung
Die Förderung der schönen Künste mit Geldmitteln hat bereits in der Antike begonnen. Damals unterstützte Gaius Cilnius Maecenas (ca. 70 – 8 v.Chr.) junge Dichter wie Vergil oder Horaz. Maecenas, Liebhaber der schönen Künste und enger Vertrauter des römischen Kaisers Augustus, begründete damit die monetäre Förderung von Kulturschaffenden. Der Begriff Mäzen geht auf seinen Namen zurück.
Maecenas mag damit zwar als Begründer des Mäzenatentums gelten, doch der bekannteste Mäzen der Geschichte ist er nicht.
Die berühmtesten Mäzene der Welt
Diesen Rang hält bis heute die italienische Kaufmannsfamilie de Medici. Die, aus dem Florentiner Umland stammenden, Medici unterstützten vom 15. bis zum 18 Jahrhundert vorrangig bildende Künste wie die Malerei, Architektur oder Bildhauerei. Brunelleschi, Donatello, Botticelli sowie Michelangelo gehörten zum Kreis der geförderten Künstler. Michelangelo beispielsweise besuchte bereits als Fünfzehnjähriger eine von Lorenzo de Medici gegründete Bildhauerschule: Die Beziehung zwischen Michelangelo und den Medici war derart intensiv, dass der Künstler ausgewählt wurde, die sogenannte Neue Sakristei der Grabkapelle des Fürstengeschlechts in Florenz zu gestalten – eine besondere Ehre für Michelangelo und übrigens auch das erste Beispiel neuerer Kunstgeschichte, in der Architektur und Ausstattung eines Museums von einem Künstler konzipiert wurden. Die Medici hatten viele Beweggründe, Künstler wie Michelangelo mit immensen Geldsummen zu fördern – ihre Liebe zur Kunst war nur einer von vielen, und Selbstlosigkeit gehörte sicher nicht dazu. Zum einen erhofften die Medici, als Kunstförderer in die Geschichte einzugehen und sich damit sozusagen selbst ein Denkmal zu setzen. Außerdem war die Investition in Kunst ein probates Mittel, ihre Macht zu zeigen und damit zu festigen – also nichts anderes als präzise kalkulierte Propaganda. Prunkvolle Paläste, monumentale Statuen und bildgewaltige Gemälde glorifizieren noch heute das extravagante Walten der Medici über Florenz. In zahlreichen Fresken lassen sich die Antlitze vieler Familienmitglieder ausmachen, wie in dem “Zug der heiligen drei Könige” von dem italienischen Maler Benozzo Gozzoli im Florentiner Palazzo Medici Riccardi. Dieser Freskenzyklus zeigt wie kein anderes Werk, wie sich die Medici gefühlt haben müssen: als Könige ihrer Zeit.
Die Medici waren jedoch keineswegs so selbstlos, wie sie sich darzustellen suchten. Um sich von zahlreichen politischen Freveltaten und Intrigen “reinzuwaschen”, spendeten sie großzügig an die katholische Kirche. Die Gelder flossen anschließend in den Bau von pompösen Gotteshäuser. Auch dies war keine reine Frömmigkeit. Nicht aus Zufall bestiegen in den Folgejahren zwei Sprösslinge der Medici Familie den päpstlichen Stuhl.
Seit dem Zeitalter der Medici hat sich selbstverständlich viel verändert. Eines jedoch nicht: Auch heute noch ist die Förderung von Kunst eine politische, oft prestigeträchtige Angelegenheit. Die Medici des 21. Jahrhunderts sind Unternehmer jeden Typus.
Kunstförderung im 21. Jahrhundert
Im Zeitalter der Demokratie ist das Mäzenatentum nicht mehr ausschließlich dem Adel vorbehalten, sondern es hat Eingang in die Welt der Firmen und Investoren gefunden. Das gezielte Investment in Kunst ist eine vergleichsweise junge Form der Geldanlage, die inzwischen im großen Stil von zahlreichen Unternehmern betrieben wird.
Was sind heute die Beweggründe, in Kunst zu investieren?
Auch die modernen Mäzene betonen das kulturelle Interesse an der Förderung der Künste. Dennoch ist die Wertsteigerung nach wie vor das Thema in der Kunstbranche, anders als zu Zeiten der Medici, als wohl kaum ein Gedanke dem Weiterverkauf gegolten hat.
Der Wert eines Kunstwerks
Doch wie misst sich nun der Wert eines Kunstwerks und die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Wertsteigerung? Für Beuys verbarg sich der Wert allein in dem künstlerischen Kapital. Doch wie lässt sich dies in Banknoten beziffern?
Diese Frage beschäftigt auch das Künstlerduo Christa Sommerer und Laurent Mignonneau. Ihre interaktive Kunstserie “The Value of Art” aus dem Jahr 2010 thematisiert genau dies. Die Zeit, die ein Betrachter ein Kunstwerk ansieht, misst diesem zusätzlichen Wert bei. Der Zeitbetrag wird automatisch numerisch beziffert und als Geldwert dem Kunstwerk hinzugefügt, indem auf einer Quittung unterhalb des Gemäldes die Wertschöpfung laufend hinzuaddiert wird. Bildgewaltig wird damit der vermeintlich finanzielle Wert des ausgestellten Kunstwerkes illustriert.
Die Auseinandersetzung damit, wie der Wert eines Kunstwerks richtig beziffert werden kann oder wie viel finanzielle Förderung es für die Kunst bedarf, ist damit nicht beantwortet. Welcher Preis für ein Kunstwerk gerechtfertigt ist, liegt immer auch im Auge des Betrachters. Das Gespür dafür, in das richtige Kunstwerk oder den richtigen Künstler zu investieren, ist jedoch entscheidend, so wie Lorenzo de Medici im 15. Jahrhundert es mit der Entdeckung Michelangelos bewiesen hat.
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