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Olga Niktina – Die Künstlerin, die unter Wasser malt

Olga Nikitina ist eine russische Malerin, die sich im wachsenden Feld der Unterwassermalerei betätigt. Nach ihrem Umzug nach Ägypten und während ihrer Tätigkeit als Tauchlehrerin im Roten Meer, verliebte sie sich in die Farben der Korallenriffe und des Unterwasserlebens im Kontrast zur sie umgebenden Wüstenlandschaft. Vollkommen abgetaucht im blauen Wasser benutzt Nikitina eine spezielle Leinwand sowie nicht giftige Ölfarben. Die Tipps und Tricks für diese spezielle Technik der Malerei erhielt sie von Andre Leban, deren Pionier und Techniker des Teams um Jacques Cousteau. Entdecken Sie mit uns im Interview Nikitinas Alltag und wie sie ihre Liebe zum Meer sowie der Malerei mit ihrer einzigartigen kreativen Praxis verbindet.

Hallo Olga, was machen Sie als erstes morgens nach dem aufstehen?

Die frühen Morgenstunden sind besonders wichtig für mich: Ich liebe es im Morgengrauen aufzustehen und diese Zeit draußen zu verbringen. Ich lebe in einem kleinen ägyptischen Dorf in der Nähe von Safaga, direkt am Roten Meer. Meistens starte ich in den Tag mit einer Runde Joggen am Meer oder eine Yoga-Session am Strand. An den Tagen, an denen ich nicht mit Ausrüstung Sporttauchen gehe, nehme ich mir gleich morgens Brille und Schnorchel um mir Inspiration im Wasser zu holen. Die meisten meiner Unterwasser-Mal-Einheiten mache ich auch morgens; die Sonne steht noch tief, das Licht unterwasser hebt dann die Farben Geld, Rot und Orange besonders hervor; alle Fische wachen auf und suchen nach Futter – die perfekte ruhige Atmosphäre um Kunst zu schaffen.

Was inspiriert Sie, um täglich Kunst zu schaffen?

Meine Inspiration beziehe ich vom Meer, das mich jeden Tag umgibt. Ich gehe fast jeden Tag Sporttauchen oder Schnorcheln und auch, wenn ich im Tauchzentrum bin, sehe ich jeden Tag das Meer in seinen verschiedenen Lichtsituationen. Ich verbringe gut die Hälfte meines Alltages im Wasser, der Ort an dem ich auch meine Kunstwerke schaffe. Die Unterwasserwelt sehe ich dabei nicht nur als Sporttaucherin, sondern auch mit dem Auge der Künstlerin: Was ich mit meinen Augen sehe geht direkt in mein Herz, meine Seele, mein Gehirn und so entstehen die Bilder in meinem Kopf. Oft habe ich gar keine Zeit direkt nach dem Tauchen an die Staffelei zu gehen, dann mache ich mir schnell Notizen zu dem, was mir durch den Kopf geht.

Meine Kunst Unterwasser entsteht folgendermaßen: Ich drücke meine Gefühle und das, was ich dort erfahre direkt am gleichen Ort, einige Meter unter dem Meeresspiegel, auf der Leinwand aus.

Olga mit Kunstwerk

Wie sieht Ihre Arbeitsumgebung aus?

Ich arbeite eher mit klassischer Malerei, in meinem Atelier zuhause, am Strand oder auf dem Boot. Ich liebe die Plein-Air-Malerei.

Für die Unterwasser-Mal-Einheiten suche ich mir meistens Korallenriffe in seichten Gewässern in 5 bis 10 Metern Tiefe aus oder auch andere schöne Tauchspots, die gut mit dem Boot erreichbar sind. Im Moment verbringe ich viel Zeit im Roten Meer, deshalb trägt meine Unterwassermalerei Serie den Titel „Red Sea influence“. Ich habe auch Projekte in anderen Ländern, Gewässern und Meeren gestartet und hoffe, diese bald auf meiner Singulart Seite mit den Sammlern teilen zu können.

Könnten Sie uns mehr zu Ihrer Technik der Unterwassermalerei sowie Ihrem Stil erklären und wie Sie zu dieser außergewöhnlichen Art des Malens gekommen sind?

Unterwasser zu malen war ein sehr langwieriger aber gleichzeitig interessanter Prozess, der mit viel Nachforschen verbunden war. Die „Unterwasserkünstler-Community“ ist eher klein und es gibt nur sehr weniger Künstler auf der Welt die diese praktizieren. Es gibt keine Bücher, Anleitungen oder Videos dazu, wie es funktioniert, ich musste mich mit anderen Künstlern austauschen und von ihnen lernen. Es war ein bisschen wie „Try and Error“, verbunden mit vielen Fehlern, aber auch Entdeckungen. Im Endeffekt habe ich für mich eine Technik mit Ölfarben und Palettenmesser entdeckt. Für die Unterwassermalerei ist es selbstverständlich wichtig, dass die Farben Wasserfest sind und gut an der Leinwand haften. So ist es umweltfreundlich, verschmutzt nicht das Meer und ich nehme alle Materialien wieder mit mir aufs Boot.

Olga malt unterwasser

Bezüglich meines Stils habe ich zunächst eher direkt nach der Natur gemalt, ob Korallenstilleben, Porträts von Fischen oder Menschen, Meereslandschaften oder beeindruckende Riffe. Sobald ich meine Technik jedoch verfeinert und mehr Erfahrung gesammelt hatte, konnte ich mich mehr auf meine Gefühle und Emotionen konzentrieren. Unterwasser ist man in einer Art Trance und es ist spannend genau dieses Gefühl und diese Wahrnehmung mittels Abstraktion zu reflektieren.

Was sind Ihre Must-Haves während des Malens?

Wenn ich im Atelier arbeite, beispielsweise morgens, dann vor allem das natürliche Licht und dazu entspannende Musik, ganz von meiner Laune oder dem was ich gerade male abhängig. Ich liebe es auch beim Malen Schokolade zu essen, unterwasser natürlich nicht, da konzentriere ich mich auf meinen eigenen Atem und die Geräusche der Fische.

Wie wissen Sie, wann ein Kunstwerk „fertig“ ist?

Manchmal ist es wirklich schwierig aufzuhören. Jedes mal kommen mir neue Ideen, ich möchte etwas ändern oder hinzufügen. Oft überarbeite ich ein Werk und dann wirkt es etwas schwer. Mit der Unterwassermalerei ist dies nicht der Fall. Man hat nur begrenzte Luftreserven und die zeitliche Dekompressionsbeschränkung. Ich versuche meine Werke unterwasser in einer Sitzung zu vollenden, da man beim nächsten Mal nie wieder die gleiche Umgebung, Stimmung, Lichter und Farben haben wird. Manchmal könnte der Eindruck entstehen, dass die Werke nicht fertig sind, aber das stört mich nicht.

Olga mit Schildkröte

Wie entspannen Sie nach einem harten Arbeitstag?

Das kommt ganz darauf an, was ich an diesem Tag gemacht habe. Ich genieße es meine Zeit ganz ruhig zuhause beim Lesen, Musikhören oder Kochen zu verbringen. Ich schaue kein Fernsehen, manchmal einen spannenden Film. In Safaga gibt es nicht viele Möglichkeiten auszugehen, es gibt nur wenige Bars oder Cafés in die ich mit meinen Freunden gehe. Die nächste größere Stadt ist Hurghada, ca. 50 km entfernt. Da gehe ich zweimal im Monat Shoppen und genieße das Großstadtleben.

Was gefällt Ihnen an Ihrer kreativen Arbeit am besten?

Der kreative Prozess ist Teil meines Lebens. Es ist wie eine internationale Sprache, die es mir erlaubt mit anderen zu kommunizieren, ihnen meine Welt zu zeigen und meine Meinung zu teilen. Es hilft mir in Situationen, in denen ich am liebsten vor Freude oder Wut schreien würde, aber auch eine Möglichkeit mehr über sich selbst zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Sobald es jemand anderen berührt oder Emotionen in ihnen hervorruft, ist es für mich die beste Anerkennung.

Danke, Olga! Entdecken Sie auf ihrer Singulart Seite noch mehr atemberaubende Unterwasser-Kreationen!

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