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Exklusives Interview mit dem Besitzer der Blond Contemporary Galerie: Phillip Blond

Diese Woche haben wir Phillip Blond interviewt, den britischen Kunsthändler und Galeriedirektor von Blond Contemporary. In diesem Artikel berichten wir über Phillips Karriere in der Kunstwelt, seine Einblicke in das Sammeln und Kuratieren sowie über die Rolle des Online-Kunstmarktes heute. Singulart freut sich über die bevorstehende Partnerschaft mit Blond Contemporary im Dezember 2020!

Können Sie uns etwas über Ihren Kunsthintergrund erzählen und darüber, wie Sie Galeriedirektor geworden sind?

Es begann alles vor vielen Jahren, meine Familie führte eine Kunstgalerie in London mit dem Namen Blond Fine Art. Ich bin mit Kunst aufgewachsen, es war die britische Moderne damals, und seit dem habe ich eine große Zuneigung zur britischen Kunst der 1960er Jahre.

Dann vor etwa 10 Jahren kamen meine Freunde zu mir nach Hause und sahen echte Kunst an den Wänden. Sie begannen sich für Kunst zu interessieren und fingen dann an Kunst von mir zu kaufen! Ich wurde zu einer hybriden Struktur zwischen Sammler und Händler – ich besitze jetzt mehrere hundert Werke.

Wenn wir unsere Galerie in London wieder eröffnen, sobald dieser schreckliche Virus uns verlässt, werden wir aufstrebende Künstler und Künstler in der Mitte ihrer Karriere vorstellen, die ich sehr gerne repräsentiere.

Wie würden Sie das Abenteuer einer eigenen Galerie beschreiben?

Wir hatten unsere allererste Eröffnungsveranstaltung auf der Londoner Kunstmesse, aber ich kaufe und sammle schon seit 20 Jahren. Dann kam der Virus, und wir haben uns auf das Online-Geschäft konzentriert und unsere Website und unsere Präsenz auf anderen Plattformen aufgebaut.

Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung bei der Gründung einer Kunstgalerie in London?

In Großbritannien kauft meiner Meinung nach nur eine kleine Handvoll der kulturellen Elite Kunst. Und ich denke, dass dies eine große Schande ist! Die privaten Kunstgalerien in den Provinzen scheinen keine Umsätze an ihren Standorten zu generieren – daher ist es die Aufgabe der britischen zeitgenössischen Szene, diese Schicht zu erweitern und es geht darum, wie man diese Kultur verlagern kann. Wenn man überleben will, braucht man also eine internationale Dimension.

Wie würden Sie die künstlerische Ausrichtung Ihrer Galerie beschreiben?

Ich denke, der Kunstmarkt ist sehr interessant, da er auf alles positiv und negativ reagiert. Er ist ein bisschen wie der Aktienmarkt, aber viel spekulativer.

Ich mag zum Beispiel die Prozessmaler, sowohl die europäischen als auch die amerikanischen, und sie kommen in Mode (und etwas aus der Mode).

„Konzentrieren Sie sich auf die Exzellenz, aber konzentrieren Sie sich nicht immer auf das, was bereits in Mode ist.“

Phillip Blond

Aber ich denke, wenn man Geld verdienen und auch eine sinnvolle Sammlung kuratieren will, kann man sich nicht nur von Leidenschaft leiten lassen. Was einem gefällt ist am wichtigsten und dann versucht man, das zu kaufen, was in dem, was einem gefällt, das Beste ist.

Aber wenn Sie in großem Umfang kaufen, werden Sie zwei oder drei Künstler finden, die es wirklich, wirklich schaffen und die gut ankommen. Mir gefallen die Prozessmaler sehr gut, sowohl die europäischen als auch die amerikanischen.

Wie entscheiden Sie, was Sie sammeln möchten?/ Ratschläge für Sammler?

„Sie sollten Künstler kaufen, die eindeutig im Aufstieg sind“

Phillip Blond

Ich sage meinen Kunden immer, dass die Art und Weise, wie man sich das vorstellt, darin besteht einen Preis für ein Kunstwerk zu setzen, das man nur auf der dekorativen Ebene für wertvoll hält. Das Kunstwerk könnten Sie 60 Jahre lang in Ihrem Haus haben und es würde nie langweilig werden, und es wird in jedem Raum, in das Sie es stellen, strahlen. Und das ist es, was Sie kaufen. Sie kaufen etwas, das Ihr persönliches Umfeld verändert.

Wenn man Kunst kauft, ist eine solche Vorgehensweise, bei der man sich auf sein eigenes Urteilsvermögen verlassen kann, wirklich das, was die besten Sammlungen entstehen lässt.

Wie würden Sie die Verbindung zwischen jungen aufstrebenden Künstlern und großen Meistern beschreiben?

Ich denke, es ist eine Frage der Exzellenz. Versuchen Sie, einige der besten Werke der globalen Meister (Ai Wei Wei, Andy Warhol, Bernard Cohen) zu verwenden, aber auch Werke, von denen Sie glauben, dass sie unterschätzt werden.

Im Wesentlichen, wenn Ihr Urteilsvermögen gut ist und Sie ein gewisses Maß an Freude empfinden, wenn Sie ein Werk sehen … Ich denke, in der Kunst kann man diese Freude mit nichts anderem vergleichen und man gewinnt mit der Zeit eine erhebliche Investitionsrendite.

Konnten Sie eine Entwicklung bei den Angebots-/Anfragepreisen für Werke von aufstrebenden Künstlern beobachten?

Es geht um Geld, also müssen die Menschen sich selbst schützen, aber es sollte auch angenehm sein und über das Geld hinausgehen.

Kaufen Sie nicht an der Marktspitze und kaufen Sie keine Künstler, die ihren Höchststand erreicht haben. Kaufen Sie von Künstlern, die im Aufwärtstrend sind, und natürlich braucht es Erfahrung, um den Unterschied zwischen den beiden zu erkennen. Kaufen Sie aber auch gute Künstler, wenn sie fallen, und seien Sie dabei zuversichtlich!

Wichtig ist, dass Sie Künstler kaufen wollen, die ebenfalls deutlich im Aufstieg sind, wie die Nicholas Party.

Sie müssen auch Freude daran haben, Künstler zu unterstützen, die Ihre Unterstützung brauchen, wenn sie weitermachen wollen, in dem was sie tun. Ich liebe es, über Kunst zu sprechen! Was ich gerne mache, ist Beziehungen zu meinen Sammlern aufzubauen, rund um die Kunst und die Objekte, die wir beide bewundern.

Erinnern Sie sich an die ersten Künstler, die Sie vertreten haben?

Der erste abstrakte Expressionismus und die gestische Abstraktion haben mich wirklich bewegt. Die Arbeiten von Allen Davie aus den 50er und 60er Jahren gefallen mir sehr.

… „Und dann fängt man an sie zu kaufen, sie zu sammeln und mit ihnen zu leben. Und das ist es, was wirklich in deiner Seele blüht.“

Phillip Blond

Und jetzt bewundere ich einfach die prozessbasierte Arbeit. Das ist es also, was Sie tun müssen. Sie müssen sowohl privat als auch öffentlich kuratieren.

Wie ist Ihr Vorgehen beim Erwerb von Kunst?

Ich suche Kunstwerke von Künstlern, Händlern, Auktionen, aus der ganzen Welt, und ich versuche, das zu kuratieren, was meiner Meinung nach zu den besten Werken gehört, sowohl weithin anerkannt als auch unterschätzt. Und das ist es, worauf sich die Galerie konzentrieren soll, auf Exzellenz. Sowohl geschätzt als auch unterschätzt.

Und dann fängt man an, ein Netzwerk von Sammlern um diesen Künstler herum und von Leuten, die sich dafür interessieren, aufzubauen, und das ist ein Teil der Freude daran.

Ich denke, dass in der Welt vieles passiert, zu dem sich die Kunst nicht äußert, und ich möchte versuchen, für die Rolle der Kunst in unserem sozialen und politischen Leben außerhalb des Gewöhnlichen zu sprechen.

Wie hat COVID-19 den Kunstmarkt beeinflusst und wie hat er sich in den letzten Monaten verändert?

Wenn man sich die Geschichte von Rezessionen anschaut passiert Folgendes: Die Blue Chips bewegen sich weiter fort, und die Mitte und der unterste Teil des Marktes zieht sich zusammen.

Wenn man ein Werk von Andy Warhol hat, ist dies eine sichere Investition. Dann leidet vielleicht der Mittelstand ein wenig. Aber ich denke, jetzt ist wirklich die Kaufgelegenheit, Künstler zu erwerben für Preise, die früher nicht möglich gewesen wären. Und ich glaube nicht, dass es der richtige Zeitpunkt ist, um an der Spitze des Marktes zu kaufen, denn ich glaube, dass sie durch Spekulation aufgebläht sind.

In der Zukunft, wie sehen Sie die Rolle des Digitalzeitalters für den Kunstmarkt?

Man muss in der Lage sein, in einem Online-Raum zu agieren, und viele Leute kaufen jetzt einfach Kunst aus JPEGs (Bilder).

Aber ich denke, dass es ziemlich schwierig ist, etwas Transformatives online in Bezug auf Ausstellungen zu schaffen. Ich glaube, dass es besser ist, alle Sinne um ein Kunstobjekt herum einzusetzen, als es nur auf einem eindimensionalen Bildschirm zu sehen. Die physischen Galerieräume bleiben offen, obwohl dies der Teil des Marktes ist, der am härtesten getroffen wurde.

Wir von Singulart möchten unseren Sammlern eine Galerieerfahrung bieten – wie sehen Sie diese Partnerschaft mit Singulart?

„Ich bin einfach sehr dankbar! Ich freue mich, mit einem innovativen Team zusammenzuarbeiten“.

Phillip Blond

Ich freue mich wirklich auf die Kuration, darauf, neue Sammler zu treffen, herauszufinden, was ihnen gefällt und ihnen hoffentlich wunderbare Künstler zu einem tollen Preis zu präsentieren.

Ich habe diese Werke ausgesucht, buchstäblich aus der ganzen Welt, und ich versuche sie vorzustellen und hoffe, dass sie den Menschen Freude bereiten und sie bewegen werden. Dies ist mir passiert.

Was sind Ihre zukünftigen Projekte?

Ich kuratiere gerne neue Künstler, auf die ich ein Auge geworfen habe, die ich bewerte, und mache Ausstellungen über sie. Aber ich würde gerne eher politische Ausstellungen machen. Niemand hat in der Kunstwelt etwas über Brexit gemacht. Oder über den Aufstieg des Populismus. Ich möchte auch Klassen auf eine neue Art und Weise betrachten.