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Japan und der Japonismus

Wie kam es zur Beachtung und Wahrnehmung der japanischen Kunst in Europa? Und wie entstand der sogenannte Japonismus?

Suzuki Harunobu: Zwei Mädchen auf einer Veranda, 1760

Japan war während der Edo-Zeit (1603-1867) zum größten Teil von der Außenwelt abgeschirmt. Die Abschließung Japans ist ein Schlüsselbegriff für die Außenpolitik des Tokugawa-Shogunat. Dies ist eine Sammelbezeichnung für ein bestimmtes Genre der japanischen Malerei und der japanischen Druckgrafik, welche das Lebensgefühl und die Weltsicht des aufkommenden Bürgertums und der breiten Bevölkerungsmehrheit in den großen Städten Japans, insbesondere in Edo (Tokio), während der so genannten Edo-Zeit widerspiegelt. Außer den Niederlanden, denen 1639 als einzigen Europäern der Aufenthalt in Japan auf der künstlichen Insel Dejima vor Nagasaki gestattet war, bestand kaum Kontakt zu anderen Staaten. Die Tokugawa-Familie behielt über 250 Jahre die Kontrolle  und während dieser langen Periode des Friedens und der Isolation, gewann das Bürgertum an Reichtum, Einfluss und Macht.

In dieser Ära entwickelte sich einige neue Kunstformen, wie die zur Perfektion gesteigerte, neue Holzschnittkunst des Ukiyo-e. Die Kunst der fließenden, vergänglichen Welt. Es bezeichnet im engeren Sinne eigentlich die Malerei der Heian-Zeit (9. bis 12. Jahrhundert), die ästhetisierende Kunst der frühmittelalterlichen Feudalzeit Japans. In diesem Fall geht es allerding um die zweite Blütezeit der Tosa-Schule des 13.Jahrhunderts. Möglich wurde dies erst durch den Künstler Suzuki Harunobu (um 1725-1770), dem es 1764 gelang den ersten Farbdruck herzustellen. Viele seiner circa 1000 Drucke zeigen Mädchen mit leicht geneigtem Köpfen und sind damit unverwechselbar. Auf Basis dessen entstanden Meisterwerke von Künstlern wie Torii Kiyonaga (1752-1815) , Kitagawa Utamaro (1753-1806) oder im 19.Jahrhundert Katsushika Hokusai (1760- 1849)und Ando Hiroshige (1797- 1858).

In der alten Hauptstadt Kyōto fand ein Aufschwung der traditionellen Künste statt. So haben der Lackkünstler und Kalligraph Hon’ami Kōetsu (1558-1637) und der Maler Tawaraya Sōtatsu zu Beginn des 17. Jahrhunderts die eigenständige japanische Malerei des Yamato-e (1595-1615), die zum Beispiel durch die Tosa-Schule praktiziert wurde, wiederbelebt. 

Shiki Soukazu: Blumen der vier Jahreszeiten

Es entsteht auch der neue Malstil Rinpa, bei dem nicht nur wie sonst typisch die Konturen, sondern auch die Formen betont wurden. Dadurch entfaltet der Stil eine große dekorative Wirkung. Vor allem Ogata Kōrin gelang es, in Verbindung mir der suiboku-Tuschtechnik und der Malerei des Yamato-e, diesen Stil zur Vollendung zu bringen. Die Rinpa-Schule zeichnet sich stilistisch durch die Verwendung von leuchtenden Farben, einschließlich dem starken gebrauch von Gold- und Silberfarben aus.

Einfluss auf Europa

Aufgrund von innerem Druck der Reformer und den äußeren Druck der Kolonialmächte, allen voran die Amerikaner unter Matthew Perry, beendete Japan in den 1950er Jahren seine lange Isolation. Es waren schon vor der Öffnung erste vereinzelte kunsthandwerkliche Erzeugnisse mit den Niederländern nach Europa gelangt, diese kamen allerding als Schmuggelware und waren nur einem kleinen ausgewählten Kreis zugänglich. Außerdem wurden die Waren in Europa nicht immer als japanisch identifiziert, da zeitlich parallel die Mode der Chinoiserie und des Orientalismus verlief.

Katsushika Hokusai: The Fuji seen from Kanaya on the Tokaido, ca. 1830

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Interesse an japanischen Arbeiten immer größer und unter dem Aspekt des „exotischen“ mit großem Interesse aufgenommen. Es entstand ein Markt für japanische Kunst, der sich von Sammlern und Künstlern auf Privatleute ausdehnte. Die Ukiyo-e-Drucke wurden zum bekanntesten und populärsten Kunst-Export. Japanische Waren fanden ihren Weg nach Europa und es entstand eine regelrechte Sammelwut. Sammler, Ästheten und Kunstkritiker reisten nach Japan. Der Japantrend boomte und der hohe künstlerische Wert der Waren von der breiten Masse erkannt. Der Begriff Japonismus wurde 1872 von dem französischen Kunstkritiker Philippe Burty geprägt.

„Die Japanbewegung ist die übergreifende Bezeichnung für eine positive Japanrezeption. Diese hatte je nach Interessenlage verschiedene Ausprägungen in unterschiedlichen Bereichen und wird mit nuancierenden Begriffen wie Japonismus oder Japoniserie bezeichnet. In den Künsten steht der Japonismus für die positive Aufnahme, Verarbeitung und Umsetzung japanischer Einflüsse.“