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Stillleben und Einsamkeit: Cézannes Erfolgsrezept

Paul Cézannes lebendige Vision und seine fast kinetischen Gemälde markieren eine bedeutende Wende in der Entwicklung der modernen Kunst. Wie bei seinem Vorgänger Gustave Courbet, war der Vorstoß gegen die traditionellen, stark stilisierten Standards der westlichen Kunst, ein Katalysator für künstlerisches Experimentieren und künstlerischen Ausdrucks. Cézannes Vision für die Entwicklungsrichtung der Kunst, führte diese in die Ära des Kubismus und zersplitterte somit die Kunstwelt.

Cézannes Prozess

Cézanne, der zur gleichen Zeit wie die Impressionisten malte, blieb größtenteils unter sich. Anders als seine Altersgenossen verkehrte er nicht oft in Künstlerkreisen. Sogar durch Korrespondenz, denn er zog es vor, ein zurückgezogenes Leben in der Provence zu führen. Hier verwirklichte der Maler immer wieder seine neue Kunstphilosophie. Während Cézannes frühe Werke noch häufig das moderne Leben darstellen, eine Trophäe der Impressionisten, verlagert Cézanne im Laufe seines Lebens seinen Schwerpunkt auf die Technik der Malerei und weniger auf den Inhalt. Oft wird dieselbe Szene oder dasselbe Motiv viele Male neu gemalt, wobei jedes Mal ein anderer Aspekt im Mittelpunkt steht oder verändert wird.

Obwohl Cézanne zweimal im Salon de Refuses ausstellte (die Kunstausstellung der französischen Realisten und Impressionisten, die nicht im Salon der Academie des Beaux Arts in Paris ausstellen konnten), erlangte er erst 1895 seinen vollen Ruhm, als der produktive Pariser Kunsthändler Ambroise Vollard dem Künstler seine erste Einzelausstellung gab.

Ein Höhepunkt dieser Ausstellung war das Still Life With a Curtain (1895), das einen Tisch mit Orangenschalen zeigt, die in Stofffalten eingebettet sind.

Wie bei vielen seiner Werke, wie den The Card Players und dem Mont Sainte-Victoire, malte Cézanne eine Reihe dieser mit Zitrusfrüchten gefüllten Stillleben. Eine weitere berühmte Version ist das Still-life with Apples and Oranges (1899). Mehr noch als seine anderen Serien scheinen seine Stillleben die Fantasie und die Verehrung des Publikums von Cézanne wie keine andere Serie gefesselt zu haben und sind bis heute ein Synonym für Cézanne selbst.

Aber warum?

Nun, in Cézannes Stillleben ist die Bewegung spürbar (wenn auch nicht direkt dargestellt), was im Betrachter nachhallt. In Still-life with Apples and Oranges (1899) Cézanne richtet das Tableau diagonal aus, wobei die Tischdecke den Rahmen nahezu überquellt. Die in Pyramiden angeordneten Früchte rufen beim Betrachten des Gemäldes beinahe ein Gefühl von Verunsicherung hervor und eine fast körperliche Reaktion. Wer hat nicht das Bedürfnis, die Hand auszustrecken und die herumfliegenden Früchte aufzufangen?

Paul Cézanne, Still-life with Apples and Oranges
Paul Cezanne, Still-life with Apples and Oranges

So werden wir Zeuge der wesentlichen Merkmale des Cézanne-Stils: die bewegliche Perspektive, die Manipulation der Bildebene. Aber auch sein Interesse an Farben (man denke an leuchtende Orangen, gedämpfte Grüntöne und dunkel umrissene Silhouetten), die Verflachung der Perspektive und die architektonische Organisation der Leinwand. All dies wurde zu den Grundlagen des Kubismus.

Mehr als in jedem seiner Porträts sind Cézannes Äpfel und Orangen voller Leben und Dramatik, auch wenn es keine Erzählung, Sentimentalität oder Interaktion zwischen den Figuren gibt. Es ist diese scheinbare Lebendigkeit, übermittelt durch die Form und weniger durch das Motiv, die Künstlern des Kubismus große Inspiration bot. Wie Jacques Braques und Picasso, die mit ihren fragmentierten, abstrakten und geometrischen Werken diese Idee der Lebendigkeit bis an ihre Grenzen brachten.

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