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Meisterwerke: Sky Above Clouds IV von Georgia O’Keeffe

Sky Above Clouds IV ist das letzte monumentale Gemälde in einer Serie rund um das Thema Wolken, die Georgia O’Keeffe in den 1960er Jahren malte. In ihrem reifen, abstrakten Stil schuf sie dieses stimmungsvolle Eintauchen in die Wolkenlandschaft: Ein Gemälde, das zwischen Muster und Landschaft pendelt. Singulart geht in diesem Beitrag näher auf Sky Above Clouds IV im Kontext von O’Keeffes Gesamtwerk und ihrem Platz in der modernen Kunst ein.

Wer war Georgia O’Keeffe?

Georgia O’Keeffe (1887-1986) war eine US-amerikanische Malerin, die auch als Mutter der amerikanischen Moderne gilt. Sie wuchs auf einer Farm in der Nähe von Wisconsin auf und begann 1905 ihre künstlerische Ausbildung an der School of the Art Institute in Chicago. 1908 konnte sie sich das weitere Studium nicht mehr leisten, arbeitete von da an zwei Jahre lang als kommerzielle Illustratorin und unterrichtete bis 1918 Kunst. Ihr eigenes Studium setzte sie zwischen 1912 und 1918 im Sommer fort, und in dieser Zeit lernte sie das Werk des amerikanischen Künstlers Arthur Wesley Dow kennen, dessen Stil auf Komposition und Design ausgerichtet war statt auf ein bloßes Nachbilden der Natur. Durch die Begegnung mit Dows Arbeit erschloss sich O’Keeffe eine Vielzahl alternativer Möglichkeiten zum Realismus, in dem sie bis dahin unterrichtet worden war. In den nächsten zwei Jahren experimentierte sie mit ihrem eigenen Stil und suchte nach ihrer ganz persönlichen Ausdrucksform.

Alfred Stieglitz, Georgia O'Keeffe: A Portrait - With Flowers,  1934 .
Alfred Stieglitz, Georgia O’Keeffe: A Portrait – With Flowers, 1934 .

1915 schuf sie eine Reihe von abstrakten Kohlezeichnungen und gehörte damit zu den ersten amerikanischen Künstlern, die sich der gegenstandslosen Malerei widmeten. Eine Auswahl dieser abstrakten Zeichnungen schickte sie einem Freund in New York, der sie dem Kunsthändler und Fotografen Alfred Stieglitz zeigte. Durch diesen Kontakt kam es 1916 zu ihrer ersten Ausstellung, die von Stieglitz organisiert wurde. Mit seiner finanziellen Unterstützung zog O’Keeffe 1918 nach New York und begann ernsthaft als Künstlerin zu arbeiten. Zu ihren bekanntesten abstrakten Werken gehört die Serie Red Canna, von der O’Keeffe sagte, sie sei ihre persönliche Interpretation der als „Canna“ bezeichneten Blumenrohrgewächse. Mehrere Kunstkritiker sahen darin allerdings abstrakte Darstellungen der weiblichen Genitalien.

Georgia O’Keeffe, Red Canna, 1924
Georgia O’Keeffe, Red Canna, 1924

O’Keeffe und Stieglitz heirateten 1924 und lebten in New York, bis O’Keeffe ab 1929 einen Teil des Jahres in New Mexico verbrachte, einer Landschaft, die einen starken Einfluss auf ihre spätere Arbeit hatte. Nach dem Tod von Stieglitz 1946 zog sie endgültig nach New Mexico, wo sie bis ins hohe Alter weiter malte, bis Krankheit und Blindheit sie schließlich daran hinderten.

Heute ist Georgia O’Keeffe international bekannt für ihre innovative Kunst. Ihre Bilder sind thematisch breit gefächert – von Blumen über Knochen bis hin zu Stadtlandschaften und Landschaftsgemälden – und zählen zu den grundlegenden Werken der amerikanischen Moderne.

Sky Above Clouds IV

Georgia O’Keeffe, Sky Above Clouds IV, 1965

Georgia O’Keeffe war über 70 Jahre alt, als sie zum ersten Mal in einem Flugzeug reiste und sich ihr der faszinierende Blick über den Wolken vom Himmel auf die Erde bot. Dies inspirierte sie zu einer Serie von Gemälden rund um das Thema Wolken, an denen sie ab 1963 in Abiquiu in New Mexico arbeitete. Zunächst waren es realistische Abbildungen von kleinen, weißen Wolken, die sie auf einer Leinwand von etwa 90 x 120 cm schuf. Dann entwickelte sie ein stilisiertes Wolkenmotiv, das sie auf immer größere Flächen auftrug. Dieser Prozess mündete 1965 in dem Gemälde Sky Above Clouds IV, das sich über eine Fläche von 2,44 m x 7,32 m erstreckt. O’Keeffe bedeckte drei Viertel der Leinwand mit stilisierten weißen Wolken, die an der klassischen Horizontlinie enden, wo sie in Farbstreifen aus Pastellblau und Rosatönen übergehen. Durch die Wiederholung des Motivs verwandelt sich das Werk in eine fast abstrakte Komposition zwischen Muster und Landschaftsgemälde.

O’Keeffe, Feminismus und Moderne 

Georgia O’Keeffe gehört zu den einflussreichsten Künstlern des 20. Jahrhunderts, wurde aber häufig auf den Titel der „berühmtesten Malerin“ eingeschränkt. Ihre Abstraktion von natürlichen Sujets wie Landschaften und Blumen wurde oft als feminin und als Ausdruck der weiblichen sexuellen Identität interpretiert. O’Keeffe lehnte es ab, auf diese Klischees reduziert zu werden, und meinte: „Männer haben mich als die beste Malerin hingestellt… Ich denke, ich bin einer der besten Maler.“ Ihre Werke sind zumeist Ausdruck ihrer tiefen Verbundenheit mit Natur und Landschaft in ihrer persönlichen, abstrakten Bildsprache. 1946 war sie die erste Frau, der eine Retrospektive im Museum of Modern Art in New York gewidmet wurde. Heute sind ihre innovativen Gemälde ein Synonym für die Bewegung der Malerei der Moderne in den Vereinigten Staaten.

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