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Kinder in der Kunst

Child face

Die Kleinsten unserer Gesellschaft finden unentwegt Einzug in die Malerei. Auch die Künstler von Singulart machen Kinder zum Thema ihrer Kunstwerke. Doch wie genau zeigen sie diese? Welche kulturelle und gesellschaftliche Rolle der Kinder wird damit reflektiert? In diesem Artikel schauen wir uns einige Beispiele an und besprechen Kinder in der Kunst.

Kinderkrankenhaus Nr. 22 (1995), Gitta Seiler, Deutschland

Das Kind und seine Rolle in Kultur und Gesellschaft

Wie lange man als Kind zählt variiert von Gesellschaft zu Gesellschaft. Nach deutschem Recht zählt man beispielsweise bis zur Vollendung des 13. Lebensjahres noch als Kind, danach als Jugendlicher. Doch die Definition der Kindheit wird nicht nur rechtlich sondern auch kulturell definiert. In westlichen Kulturen ist das Konzept der Kindheit fest in der Vorstellung der modernen Gesellschaft verankert. Grundsätzliche Merkmale sind beispielsweise die Erwerbsfreiheit sowie die starke Konzentration auf die schulische Bildung, auch hier durch die Schulpflicht gesetzlich verankert. Vor allem in den vergangenen 40 Jahren traten Kinder und Jugendliche immer selbstbewusster für Ihre eigene gesellschaftliche und kulturelle Rolle ein – rezentestes Beispiel ist Greta Thunberg, die sich in ihrer Rolle als Heranwachsende medienwirksam gegen den Klimawandel einsetzt. Wie wird also diese vielfältige Rolle der Jugendlichen und Kinder in der Kunst reflektiert?

Kinder als Schöpfer

Kinderspiel, Carola E. Thiele
Kinderspiel (2015), Carola E. Thiele, Deutschland

In ihrem Werk Kinderspiel zeigt uns Carola E. Thiele das Kind als Schöpfer. Die beiden gigantisch wiedergegebenen Kleinkinder scheinen fest mit der Natur und Landschaft verbunden zu sein – ja sogar aus dieser zu entstehen. Inspiriert vom Spiel mit Bauklötzen skaliert die Künstlerin diese Kinderbeschäftigung auf eine neue Ebene. Der monomentale Turm erhebt sich in der grünen Landschaft und repräsentiert mit verschiedenen Stichworten Aspekte des Lebens die sich nicht nur auf das Aufwachsen sondern generell auf das Leben beziehen. Die Kinder werden hier zum unabdingbaren und schöpferischen Bestandteil unserer Umgebung.

Kinder und Gewalt

Messer Gabel Schere Licht, Reichardt Ragone
Messer, Gabel, Schere, Licht (2016), Annette Reichardt & Stewens Ragone, Deutschland

Diese Malerei, eine Zusammenarbeit von Annette Reichardt und Stewens Ragone, bringt zusammen, was nach unserem Verständnis nicht zusammen gehört: Ein kleiner Junge und eine Waffe. Wie bereits weiter oben beschrieben, ist die Kindheit in der westlichen Welt spezifisch codiert. Werke wie dieses, die Kinder mit Gewalt in Verbindung bringen, verstoßen scheinbar dagegen. Man denke beispielsweise an die Debatte um den Jugendschutz und Computerspiele die Gewalt beinhalten. Doch in vielen Teilen der Welt ist die Kriminalisierung der Kinder und Jugendlichen durch Erwachsene schreckliche Realität. Dass auch von Kindern destruktive Energien in unserer heutigen Gesellschaft ausgehen, reflektiert dieses Werk auf eindrückliche Weise.

Kinder und Elternschaft

family portrait, Kaindel
Family portrait (2013), Petra Kaindel, Österreich

Die Rolle der Kinder in der modernen Gesellschaft werden seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in immer kürzeren Abständen neu ausgehandelt. Maßgeblich ist dafür auch jeweils das aktuelle gesellschaftliche Konzept der Eltern- und Mutterschaft. Ganztagsschulen und Kitas sind vergleichsweise rezente Entwicklungen, die mit dem modernen Verständnis der Familie einhergehen. Vereinbarkeit von Beruf und Familie wirkt sich dementsprechend nicht nur auf Mutter- und Vaterschaft sondern eben auch auf das Kind aus. In Ihrem Werk Family portrait zeigt uns Petra Kaindel die Gedanken des jungen blonden Mädchens, das sich mit den Erwartungshaltungen ihrer Eltern – die selbst wiederum mit gesellschaftlichem Druck konfrontiert sind – auseinandersetzt. Kinder in der Kunst als Spiegel der Gesellschaft und ihrer Unzulänglichkeiten.

Kinder und die Leichtigkeit des Spiels

Sprung 2, Chulkova
SPRUNG (2), aus der Serie „Kinder Spiele“ (2013), Izabella Chulkova, Deutschland

In Ihrer Serie Kinder Spiele zeigt uns die Malerin Izabella Chulkova die spielerische Leichtigkeit der Kinder. Mit grobem Pinselsuktus bannt sie die Bewegung der umherspringenden Mädchen auf die Leinwand. Mit diesem vermeintlich „leichten“ Bildthema spricht die Künstlerin einen nicht minder wichtigen Aspekt des Kindseins an: Das Recht auf Ungezwungenheit, Spaß und Spiel. Das was wir uns als Gesellschaft im Erwachsenenleben nicht mehr allzu häufig zugestehen. Der Rückblick auf die „unbeschwerte“ Kindheit als Sehnsuchtsphantasie der Erwachsenen.

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