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Max Jacobs „Chronique des temps héroïques“ illustriert von Pablo Picasso

Der französischer Dichter, Maler und Schriftsteller Max Jacob begann 1935 mit seinen Memoiren Chronique des temps héroïques, die später mit Illustrationen von Pablo Picasso verlegt wurden.

Vom 11. bis 28. Februar 2021 findet unser exklusiver Partnerverkauf mit der Perve Galeria aus Portugal statt. Sie haben die Möglichkeit Picassos Kaltnadelradierungen zu erwerben, die Teil der ersten Auflage 13/150 des Buches Chronique des temps héroïques sind.

Wie kam es dazu, dass Picasso, der 1956 zur Zeit der Publizierung bereits ein gefeierter, weltbekannter Maler war, Kaltnadelradierungen beisteuerte? Begeben wir uns auf Spurensuche in die Pariser Boheme des 19. Jahrhunderts, wo eine tiefe Freundschaft zwischen zwei jungen Männern erwuchs.

Chronique des temps héroïques

Max Jacob hinterließ ein lebendiges und direktes Zeugnis von den Abenteuern der modernen Kunst, wie etwa der Entstehung des Kubismus; der blühende Künstlerboheme in Montmartre, bis hin zu den Eskapaden der Roaring Twenties. Picasso, bezeichnet er neben Apollinaire oder Salmon, als seinen Helden, wenn er über die Zeit der Rue Ravignan schreibt. Die Rue Ravignan hat in der Kunstgeschichte eine herausragende Rolle eingenommen, den dort auf dem Montmartre in der Nr. 13 lebte und arbeitete um die Wende zum 20. Jahrhundert später berühmt gewordene Künstler und Schriftsteller. Um 1892 war der impressionistische Maler Maxime Maufra einer der ersten Mieter des Hauses, das damals noch “Maison du Trappeur“ (Haus des Fallenstellers) hieß.

Dies war der Startschuss für eine außergewöhnlich Entwicklung von Künstlern, die über die Jahre aus Spanien, Deutschland und Italien Ateliers und Wohnungen mieteten. Seinen jetzigen Namen “Le Bateau-Lavoir” verdanken wir Max Jacob, der auch Bewohner des Hauses war. Der Name bedeutet im deutschen “Waschschiff”, da es den Booten auf der Seine ähnelte, auf denen Frauen Ihre Wascharbeit verrichteten. Das Haus, erstreckte sich nach hinten fünf Stockwerke tief den Abhang hinab. Picasso lebte dort von 1904 bis 1909 und malte seine ersten kubistischen Bilder, sowie das weltberühmte Gemälde Les Demoiselles d’Avignon. Außerdem war das Haus Treffpunkt vieler bekannter Personen der Avantgarde, wie beispielsweise Guillaume Apollinaire, Georges Braque, Henri Matisse und Jean Cocteau, die die dort lebenden Künstler besuchten. Im Mai 1970 brannte das Haus ab, heute steht dort eine rekonstruierte Version des Hauses mit Künstlerateliers. 

Das zentrale Laboratorium der Malerei

Max Jacob über Le Bateau-Lavoir
Photographie: Pablo Picasso und Max Jacob
Photographie: Pablo Picasso und Max Jacob

Jacob und Picasso

Max Jacobs und Pablo Picassos tiefe Freundschaft begann bereits einige Jahre vor der Zeit in der Rue Ravignan. Sie lernten sich auf der Einzelausstellung von Picasso bei Vollard im Frühjahr 1901 in Paris kennen. Dort entsteht eine brüderliche Freundschaft, die Max Jacob fast täglich zu einem Zeugen von Picassos Arbeit macht. Jacob beschreibt, diese Begegnung später als “the great event of my life”. Später zog Picasso dann in Jacobs Zimmer im Boulevard Voltaire im 5ten Stock des 11. Arrondissement, dort teilten sie Not und Elend. Picasso malte nachts, wenn Jacob schlief und wenn dieser zur Arbeit ging, schlief Picasso in dem Bett.

Der Winter 1902/03 war bitterlich kalt und es fehlte den beiden an Heizmaterial, weshalb Picasso stapelweise eigene Zeichnungen, Pastelle und Gouachen verbrannte, um den Raum zu heizen. Im Jahr 2014 wurde ein bisher unbekannter Brief mit Zeichnungen von Picasso an den Dichter aus einer Privatsammlung im Museum für bildende Kunst in Quimper ausgestellt. Er verdeutlicht die innige Beziehung der beiden. Zu Beginn des Briefes, der aus dem Jahr 1903 stammt, spricht er Jacob als „mein lieber Max“ an und bezeichnet sich am Ende als „dein Bruder Picasso“. Ab 1921 wurde der Kontakt lockerer, aber es bestand weiterhin ein brüderliches Band, das nie wirklich abgerissen ist.

Limitierte Edition

Pablo Picasso: lithographisches Portrait von Max Jacob, 23. September 1956 , Vallauris, Frontispiz
Pablo Picasso: lithographisches Portrait von Max Jacob, 23. September 1956 , Vallauris, Frontispiz

Im Jahr 1956 verlegte Louis Broder basierend auf einem vollständigen Manuskript der acht Kapitel eine limitierte Auflage von 150, die mit einem lithographischen Porträt von Max Jacob im Frontispiz und drei Kaltnadelradierungen desselben von Pablo Picasso illustriert wurden. Picasso fertigte die Kaltnadelarbeiten für dieses Buch zu Ehren seines Freundes am 7. September 1956 an, da dieser die Veröffentlichung des Buches nicht mehr miterlebte. Am 24. Februar 1944 wurde Max Jacob von der Gestapo verhaftet und später in das Sammellager Drancy deportiert, wo er am 5. März 1944 starb.

Pablo Picasso: Max Jacob schreibend, 7. September 1956, Kaltnadelradierung
Pablo Picasso: Max Jacob schreibend, 7. September 1956, Kaltnadelradierung
Pablo Picasso: In Rückenansicht, 7. September 1956, Kaltnadelradierung
Pablo Picasso: In Rückenansicht, 7. September 1956, Kaltnadelradierung
Pablo Picasso: Im Profil, 7. September 1956, Kaltnadelradierung
Pablo Picasso: Im Profil, 7. September 1956, Kaltnadelradierung

Zunächst in Ivry-sur-Seine begraben, wurde sein Leichnam nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1949 auf Veranlassung seiner Freunde Jean Cassou, Pablo Picasso und René Iché (der das Grabmal des Dichters gestaltete) auf den Friedhof von Saint-Benoît-sur-Loire überführt.

Dieses Buch, mit seinen Picasso Illustrationen, ist ein Zeitzeugnis der Künstlerboheme im Paris des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus Zeichen einer tiefen Freundschaft und Verbundenheit zweier talentierter Künstler.