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Sonia Delaunay: Die interdisziplinäre Künstlerinnenikone des 20. Jahrhunderts

Sonia Delaunay ist eine der KünstlerInnen aus dem exklusiven Singulart Kollaborationsverkauf mit der portugiesischen Perve Galerie. Entdecken Sie das Leben der Ikone hier.

Abstrakte Werke

Sonia Delaunays innovative Experimente mit Farben und Formen begannen um 1911, als sie einen Steppdecke für ihren Sohn Charles anfertigte. Diese Decke galt später als ihr Durchbruch in der Abstraktion.

In der Stimmung der Nachkriegszeit und den 60er-Jahren, entwickelte Delaunay einen mehr und mehr abstrakten, sowie poetischen Stil. Mittels Malerei, Mosaiken und Tapisserien drückte die Künstlerin in klassischen sowie monumentalen Formaten ihre Kreativität aus.

Ihr Ehemann arbeitete in seinen abstrakten Werken mit einem einfachen und universellen Stil, wohingegen Sonia eher mit farbintensiven Kompositionen und unterschiedlichen Formaten die Abstraktion zu erforschen suchte. Die Goldenen 20er-Jahre begründeten die Blüte der abstrakten Kunst und waren die kreativste Periode des Künstlerpaares.

Das Leben Delaunays

Sonia Delaunay wurde am 14. November 1885 in der ukrainischen Stadt Grandizhsk geboren. Ihre erste Etappe in der Ausbildung hatte sie für zwei Jahre an der Kunstakademie in Karlsruhe. Mit 20 Jahren verließ sie Deutschland und schrieb sich an der Académie de la Palette in Paris ein. Dort kam sie zum ersten Mal in Kontakt mit den Kunstbewegungen des Fauvismus sowie des Postimpressionismus, welche sie dazu anregten ihre Vision der gegenstandslosen Malerei zu entwickeln. Während dieser fauvistischen Periode und inspiriert von van Gogh sowie Paul Gauguin, erforschte sie die Interdependenzen von Farbe in ihren Kunstwerken. Arbeiten wie Les Finlandaises, in der sie ihre Urlaubserlebnisse als Kind thematisiert, sowie ihren Gelben Akt, illustrieren diese Experimente. Die Porträts der Künstlerin heben sich oft von sehr farbintensiven Hintergründen ab und erinnern dabei an das Oeuvre von Matisse.

Farbrhythmus Nr.. 1076-(1939),-Sonia-Delaunay – Bildrecht: Tate Museum

Der Stil des Ehepaars Delaunay wandelte sich radikal zu beginn der 1910er-Jahre. Gemeinsam erschufen sie die Technik der Gleichzeitigkeit, indem sie mit Farbkontrasten und Dynamiken spielten, sowie Kubismus mit Futurismus mischten. Diese Technik wird später durch den berühmten Dichter und Kritiker Guillaume Apollinaire den Namen Orphischer Kubismus erhalten – Sonia hingegen bevorzugte die Bezeichnung „Gleichzeitiger Kontrast“. Die Bewegung war einmalig zu dieser Zeit und stand in keinem Zusammenhang mit einem bereits bekannten Stil. Immer mehr zur abstrakten Kunst hingezogen, gründete Delaunay in 1946 den Salon des réalités nouvelles (Salon der neuen Realitäten), um abstrakte Kunst zu fördern.

Eine kreative Freiheit: von Malerei bis zur unendlichen Freiheit der Formate und Farben

Neben Malerei erforschte Delaunay auch Textilien als Vehikel ihrer Experimente mit Farben, die sie „Farbübungen“ nannte. Diese Textilien kreierte Sie unter dem Label Maison Delaunay und erweiterte ihr Interesse an der Mode mittels der Kostüme für das russische Ballett von Sergei Diaghilev. Einer von Delaunays Entwürfen für diese Kostüme ist Teil des Singulart Kollaborationsverkaufes mit der Perve Galerie. Das Kunstwerk verkörpert auf eindringliche Weise ihre Erforschung der Textilkunst.

Ihre textilen Werke wurden beispielsweise vom abstrakten Maler und Kritiker Michel Seuphor kontrovers besprochen. Er ging davon aus, dass ihre künstlerische Karriere von der Öffentlichkeit zu sehr auf die Mode beschränkt wurde, obwohl sie eigentlich in vielen verschiedenen Gattungen arbeitete. „Ich persönliche bereue es, dass Sonia Delaunay, anstatt sich vollkommen der Malerei zu widmen, ihr Talent für viele Jahre darin zerstreute, ihre Ideen aus der Malerei in die Mode zu übertragen.“

Es war die Kuratorin Anne Montfort, die Retrospektive im Musée de l’art moderne in Paris argumentierte, dass Seuphor falsch damit lag, da der Charakter ihres Oeuvres sich aus den vielen Feldern, die sie damit berührte, speiste.

In einem Bericht wird betont inwiefern ihre Muster, die sie auf Textilien entwickelte, auch heute noch junge zeitgenössische Künstler inspirieren. „Es ist nicht unwichtig für den Historiker, dass ihre Werke denen von Mondrian vorausgingen, einem Pionier der Abstraktion.“ So beschreibt Jacques Damase ihren Einfluss auf die Generation junger Künstler.

Relief für das Treppenhaus des Palais-des-Chemins-de-fer-(1937), Sonia-&-Robert-Delaunay – Bildnachweis: Centre Georges Pompidou

Immer auf der Suche nach Variationen und Neuerfindungen, widmete sie sich auch monumentalen Projekten, wie dem Fresko im Palast der Eisenbahnen, für die Pariser Weltausstellung 1937. Oft wurde sie auch an der Seite ihres Mannes im Centre Georges-Pompidou ausgestellt – dem Museum im Herzen Paris‘ übergab sie diverse Schenkungen.

Sonia-Delaunay-Porträt-(1927) – Bildnachweis: Versions-originales.org,

Ein Symbol der Weiblichkeit?

Als erste lebende Künstlerin kam der Ukrainerin die Ehre einer Retrospektive im Louvre zuteil, was für die damaligen Künstlerinnen ein großes Zeichen der Hoffnung auf Anerkennung darstellte.

Kurz vor ihrem Tod im Jahre 1978 wurde Sonia Delaunay in einem Interview gefragt, ob sie sich selbst als Feministin bezeichnen würde; sie antwortete „Nein, ich verachte dieses Wort. Ich habe mich nie über das Frausein definiert, sondern als Künstlerin“

Am 5. Dezember 1979 starb sie in Paris und hinterließ ein umfangreiches Oeuvre: Bedruckte Textilien, Künstlerbücher und Haute Couture Kleider, so wie das berühmte Kleid der britischen Autorin Nancy Cunardun. Delaunays großes Erbe beeinflusst noch heute die Kunstwelt.