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Exklusives Interview mit Rania Elafifi

Diese Woche sprachen wir mit Rania Elafifi, einer unabhängigen Kuratorin in London, die zuvor für das Tate Modern, die National Portrait Gallery und das Courtauld Institute of Art gearbeitet hat. SINGULART freut sich sehr, mit ihr anlässlich des Sonderverkaufs zu Ehren des internationalen Frauentages zusammenarbeiten zu können. Wir konnten mehr über ihren Werdegang und Karriere als Kuratorin herausfinden.

Können Sie uns etwas über Ihren künstlerischen Hintergrund erzählen und was Sie dazu inspiriert hat, Kuratorin zu werden?

Hatte Glück, schon von klein auf mit Kunst in Berührung zu kommen, denn meine ganze Familie ist künstlerisch tätig. Mein Großvater war Maler und bevor mein Vater Architekt wurde, hatte er auch viel gemalt. Daher waren Galerien und Museen Teil unserer Freizeitgestaltung und war eine Freude, der Kunst schon von so früh an, regelmäßig ausgesetzt zu sein.

Ich selber mich zuerst auch der Architektur gewidmet, bevor es mich in die Künste zog. Als ich über meinen Traumberuf nachdachte, wurde mir bewusst, dass ich schon immer in der fantastischen Welt der Kunst tätig sein wollte. Nach meinem Studium der Architektur wendete ich mich also den Künsten und der Kuration zu, und studierte Fine Art und Curation am Kings College in London. Danach starte ich meine Karriere als Kuratorin. Ich habe das große Glück, in meinem Traumberuf arbeiten zu können.

Ranias neuestes Projekt in 2019: Zusammenarbeit von Mall of Dubai x M woods Museum China

Wie würden Sie Ihre Arbeit für jemanden beschreiben, der nicht aus der Kunstwelt kommt?

Es geht darum, Künstler*innen zu entdecken und ihnen eine Plattform zu geben sowie die Öffentlichkeit mit Kunst in Berührung zu bringen. Kunst ist eben so notwendig für uns wie Berufungen. Es ist wie beim Zitat aus der Club der Toten Dichter:

„…Medizin, Jura, Wirtschaft und Technik sind zwar durchaus edle Ziele und auch notwendig, aber Poesie, Schönheit, Romantik, Liebe sind die Freuden unseres Lebens.“

Club der Toten Dichter

Können Sie uns sagen, wie Sie Beziehungen zu den Künstler*innen aufbauen, die Sie für Ihre Ausstellungen aussuchen?

Während ich beim Tate Modern arbeitete, erwarb ich Kunst, tauschte sie aus und platzierte manchmal Kunstwerke in andere Museen. Es war in gewisser Weise ein wirklich lustiges Spiel, weil man gelegentlich mit anderen Museen konkurrieren muss, um ein Kunstwerk zu erwerben, vor allem, wenn man eine Ausstellung konzipiert. Weil man dieses Kunstwerk unbedingt braucht war es aufregend und sehr befriedigend zugleich.

Nowadays as an independent curator, the traditional ways I’ve been discovering artists have been through graduate shows, gallery openings, or agents. However, during the lockdown, my husband suggested I look through Instagram. I was so delighted to discover so many new artists there rather than the traditional way! It’s also great for the artist because they certainly don’t need a formal agency anymore. I’m very happy to keep discovering and engaging online through Instagram — I’m not a millennial so this is all new to me!

Ranias neuestes Projekt in 2019: Zusammenarbeit von Mall of Dubai x M woods Museum China

An welchem Projekt arbeiten Sie gerade?

Erstens arbeite ich mit einem Hotel in Ägypten zusammen, das im Moment natürlich wegen der COVID-Situation nicht besonders viel Betrieb hat. Sie nehmen sich die Zeit, ihre Kunstsammlung zu aktualisieren, weil sie im Moment wirklich fast keine Touristen oder Besucher haben.

Zweitens arbeite ich an einer privaten Sammlung für ein Ehepaar in Großbritannien. Sie sind junge Millennials, die anfangen wollen, Kunst zu sammeln. Sie haben nicht unbedingt ein großes Budget, aber das ist an sich schon sehr interessant, weil es so viele Künstler*innen gibt, die in einem mittleren Preissegment angesiedelt sind. Ich bin also wirklich froh, dass ich ihnen helfen kann, die Sammlung zu starten. Hoffentlich kann ich auch in Zukunft weiter mit ihnen zusammenarbeiten und die Sammlung weiter ausbauen.

Privater Wohnsitz, Hampstead Heath London 2020

Welche Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Akademiker*innen, Kuratorinnen und Kuratoren und andere kreative Denker haben Ihre kuratorische Praxis beeinflusst?

Zuallererst muss ich meinem Großvater gedenken, ich weiß, es ist ein Klischee, aber er ist wirklich meine größte Inspiration, weil er in den 50er und 60er Jahren der Pionier der modernen Kunstbewegung in Ägypten war. Christine Macel, die Chefkuratorin des Centre Pompidou, inspiriert mich ebenso wie Maria Balshaw, die erste weibliche Direktorin der Tate-Galeriengruppe überhaupt.

Wie beeinflusst die aktuelle COVID-Situation ihre Arbeit? Glauben Sie, dass die Kunstwelt jemals wieder dieselbe sein wird?

Ich denke, ich werde meine Social-Media-Plattformen weiter ausbauen, um mehr Künstler*innen entdecken zu können, mit denen ich eine Kollaboration aufbauen kann. Für diese Partnerschaft mit SINGULART ist es außerdem das erste Mal, dass ich eine Ausstellung online kuratiere. Ich denke nicht zwangsläufig, dass diese Entwicklungen eine schlechte Sache sind. Ich denke, es ist sehr, sehr interessant, weil es in der Zukunft so vielen Menschen den Zugang zur internationalen Kunst geben könnte, die nicht reisen können.

TD Bank Gruppe Kunstsammlung 2019

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Ich gehe zurück in die Ausbildung, um im Sotheby’s Institute of Art einen Kurs über Kunst und Technologie zu belegen. Diese beginnt im März und ich möchte mehr über digitale Kunst und digitale Kunsttechnologie, Blockchain-Kunst, Cyber-Kunst, und all das, lernen. Es ist ziemlich einschüchternd, aber ich bin neugierig darauf. Ich denke, das ist eine ganz andere Plattform und ich möchte sie verstehen, weil ich vorhabe, langfristig in der Kunstbranche zu arbeiten.

Was hat Sie dazu bewogen, an einer kuratierten Zusammenarbeit mit SINGUALRT teilzunehmen?

Das Team! Das ganze Team ist sehr zugänglich und sympathisch. Wissen Sie, ich bin überzeugt, dass SINGULART voll von jungen Leuten ist, die sehr clever und sehr professionell sind. Als Plattform ist sie sehr schick und die Auswahl an Kunst dort ist vielfältig und eklektisch.

Singulart unterscheidet sich auch sehr von anderen Online-Plattformen im Internet, weil man eine Vielzahl von wirklich etablierten Künstlern und wirklich, jungen aufstrebenden Künstlern zur gleichen Zeit hat. Die Vielfalt und die Preisspanne, und einfach das ganze stilsichere Bestreben des Unternehmens, ist sehr, sehr erfreulich.

Gibt es eine Sammlung auf SINGULART die Ihnen besonders gefällt, oder vielleicht gar ein Lieblingskunstwerk?

Ich habe mich in das Werk The cello player, violinist and the ballerina verliebt.

Es hat mich angesprochen, weil es die Pandemie thematisiert, aber auf eine ausgesprochen menschliche Weise. Die Figur auf der rechten Seite trägt eine Maske zusammen mit der Ballerina und dem Cellospieler. Es gibt so viele schöne Dinge daran, wie den künstlerischen Stil und die Tatsache, dass die Menschlichkeit der momentanen Situation hervorhebt.

Die aktuellen Ereignisse sind kein Kunstwerk, aber ich denke, dass viele Menschen gerade jetzt gerne Werke kaufen würden, weil sich niemand an so viel aus diesem Jahr erinnern möchte. Abgesehen davon würde ich ThimkaeosStück auf jeden Fall erwerben, weil es ikonisch ist. Es ist ein Moment in der Zeit und es wurde sehr, sehr schön umgesetzt. Ohne Klischees.

Könnten Sie ein wenig über das Thema dieser kuratierten Online-Ausstellung sprechen und darüber, wie wichtig es ist, den Künstlerinnen eine Stimme zu geben?

Unter den Künstlerinnen und Künstlern, mit denen ich über Instagram zusammengearbeitet habe, stachen insbesondere Frauenhervor. Sie alle machten erstaunliche, außergewöhnliche, wunderschöne Arbeiten voller Farbe und femininem Ausdruck und weiblicher Energie. Als ich die Künstlerinnen für diese Ausstellung ausgesucht habe, dachte ich mir, diese weibliche Stimme hat mich dieses Jahr so stark angesprochen.

Die Kunst war, wie so viele andere Bereiche, schon immer von Männern dominiert. Es ist einfach so, dass das Verhältnis immer zu Gunsten der männlichen Stimme ausfiel und selbst die Frauen, die in den Kunstwerken von der Renaissance bis Picasso dargestellt wurden, sind alle vom männlichen Blick geprägt.

Künstlerinnen machen jetzt etwas sehr Interessantes. Sie drücken das Weibliche und die Frau auf eine persönliche und vielfältige Weise in so vielen unterschiedlichen Formen aus; Von Mutterschaft über Sexualität, es ist nicht nur die weibliche Stimme. Jedoch wird der feminine Ausdruck als eine Art Oberkategorie gebraucht, um auch Themen wie Bisexualität aus der weiblichen Sicht einzuschließen.

Es war genial von Ihnen, den Verkauf am Internationalen Frauentag zu machen.

Warum haben Sie für die Ausstellung vor allem bunte und abstrakte Arbeiten ausgewählt?

Ich meine, sie haben zufällig eine Menge Farben, aber auch weil dieses Jahr gerade für so viele Menschen sehr düster und sehr einengend war. Deshalb möchte ich mit diesem Online-Verkauf etwas Farbe und Freude in die Räume der Menschen bringen. Wie so viele von uns, die für verschiedene Zeiträume zu Hause festsitzen, haben wir alle dieses häusliche Umfeld, und wir müssen es mit Kunst bereichern. Ich glaube Farbe bringt mehr Glück und Freude in jedes Leben. Es gibt bestimmte Farben, die eine beruhigende Wirkung haben, Farben an sich sind für die positive Psychologie geeignet. Vor allem, weil dieses Jahr so trostlos war.

Wer ist Ihre Lieblingskünstlerin aller Zeiten?

Jordan Casteel, der in New York lebt. She had a recent exhibition at the new museum in New York. Sie ist eine afroamerikanische Künstlerin, die einige bahnbrechende Arbeiten schafft. Mein Lieblingsbild heißt „Yvonne und James“. Das Gemälde zeigt ein Paar, das sich an den Händen hält und Casteel anschaut, während sie sie malt, oder vielmehr den Betrachter anschaut. Es ist weich, so zart, schön und ausdrucksstark zugleich. Und so selbstverständlich. Sie ist einfach unglaublich talentiert!

„Yvonne and James“ (2017) Jordan Casteel

Wer sind Ihre Lieblingsfrauen aller Zeiten?

Diane von Fürstenberg, die belgische Modedesignerin, die vor allem für ihr Wickelkleid bekannt ist. Sie ist schlichtweg all das, was Frauen in der feministischen Bewegung sein wollten, sie wurde diese Frau in der Mitte der 1970er Jahre. Und natürlich Simone de Beauvoir, die französische Schriftstellerin!

Wer inspiriert Sie am meisten?

Meine Mutter! Meine Mutter ist auch Feministin und war in der Frauenbewegung, als sie aufwuchs. Ich weiß, es klingt wie ein Klischee, aber sie hat tatsächlich an mich geglaubt und mir Selbstvertrauen und Kraft gegeben.

Entdecken Sie hier die Partnerschaftsveranstaltung zum Internationalen Frauentag!