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5 Minuten mit Franziska Raffaël

Franziska Raffaël ist eine in Deutschland lebende Künstlerin, deren Gemälde in Einzel- und Gruppenausstellungen im Inland sowie in der Schweiz gezeigt wurden. In ihren Arbeiten sucht sie nach Balance und bietet dem Betrachter Raum, sich darin zu verlieren. Für Raffaël dient Kunst als physischer Katalysator um zwischen verschiedenen Geisteszuständen zu wechseln und dabei selbst gesetzte Grenzen zu überschreiten. SINGULART hat mit der Künstlerin über ihre kreativen Einflüsse und derzeitigen Projekte gesprochen.

Wann wussten Sie, dass Sie Künstlerin werden wollen?

Ob man sich wirklich entscheidet, Künstler zu werden, so wie man Arzt oder Lehrer werden möchte, das bezweifle ich. Solch eine rationale Herangehensweise an das Künstler-Sein wäre für mich persönlich der falsche Antrieb. Daher stellt sich mir nicht so sehr die Frage, wann ich wusste, dass ich Künstlerin werden will, sondern wann ich wusste, dass ich Künstlerin bin.

Denn ab diesem Moment begann für mich ein neues Selbstverständnis und ab diesem Moment habe ich mich auch dem Beruf „Künstlerin“ verschrieben. Und auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt bereits Werke ausgestellt und verkauft habe, kam er doch tatsächlich erst letztes Jahr, als ich im Sommer einige Wochen frei hatte und mich komplett auf die Kunst konzentrieren konnte. Irgendwie hat es da plötzlich Klick gemacht und mir war klar „Du machst nicht nur Kunst, sondern du bist Künstlerin“.

a fruitcake (2021), Franziska Raffaël

Würden Sie uns von Ihren künstlerischen Einflüssen erzählen, welche Künstler haben Sie inspiriert?

Die ersten Künstler, die mich beeindruckt haben, sind Miró und Monet. Also einmal ganz abstrakte Werke, angelehnt an Kubismus, Fauvismus, Surrealismus. Schon als 10-jährige hatte ich ein Poster von Miró in meinem Zimmer hängen, das meine Eltern mir bei einem Urlaub in den USA im MoMA gekauft haben – neben Postern von diversen Boybands. Und dann auch durchaus Figuratives, aber heruntergebrochen nicht auf eine realistische Darstellung der Dinge, sondern eben auf eine subjektive Wiedergabe durch eine ganz bestimmte Farb- und Formsprache.

Ein Werk von Monet faszinierte mich dabei insbesondere – ich glaube, es ist die „Waterloo-Brücke im Nebel“ – ein Werk, das auf den ersten Blick einfach blau aussieht, bevor man mit jedem weiteren Blick eine weitere Schattierung von weiß, hellblau, mittelblau, dunkelblau wahrnimmt und sich plötzlich ein Motiv herausstellt. Meisterwerke!

Mögen Sie es lieber alleine oder in einer Kollaboration zu arbeiten?

Generell arbeite ich allein, plane für dieses Jahr jedoch auch ein paar kleinere Kollaborationen. Der Vorteil an der Arbeit allein ist, dass man seinen eigenen Rhythmus finden und somit auch der eigenen Kreativität folgen kann.

silent sea II (2019), Franziska Raffaël

An manchen Tagen bin ich einfach wesentlich inspirierter und im Flow als an anderen – es wäre ungünstig, gerade für einen „uninspirierten“ Tag für ein Gemeinschaftswerk verabredet zu sein. Manchmal gehen mir so viele andere Dinge im Kopf herum, dass ich auch auf der Leinwand nur rational arbeiten könnte – und dabei kommt selten etwas Großartiges heraus.

Kollaborationen dagegen sind natürlich wahre Kreativitäts-Booster. Durch die Zusammenarbeit mit jemand anderem stellt man eigene Techniken und Vorlieben immer wieder infrage, es setzt sich ein Denkprozess in Gang, der dabei hilft, sich weiterzuentwickeln. Und außerdem – manchmal macht es einfach Spaß, gemeinsam auf einer Leinwand Blödsinn zu machen.

Würden Sie uns über Ihr derzeitiges Projekt erzählen – woran arbeiten Sie?

Aktuell (Frühjahr 2021) arbeite ich an einer neuen Serie, die „Another Kind of Happy“ heißt.

Zwei von fünf Bildern sind bereits fertig, die anderen sind noch in Arbeit. Nach einem etwas wackeligen Start ins neue Jahr – ich denke, wir haben alle schon mal von „Winterdepressionen“ gehört – bin ich nun dabei, den Ballast der vergangenen Monate abzuwerfen und erlebe eine neue Art von Fröhlichkeit, kleinem Glück und Zufriedenheit. Es muss nicht immer das Schreien vor Freude oder das sprichwörtliche Purzelbaumschlagen sein – es gibt eben auch „Another Kind of Happy“. Das bringe ich in meinen Bildern zum Ausdruck.

high time(s) (2021), Franziska Raffaël

Ich male viele Schichten von verschieden großen Kreisen, durchzogen von einigen wenigen Strichen, mit Sprühfarbe auf die Leinwand. Die Bilder scheinen dadurch leicht, dreidimensional, sie scheinen fast zu schweben. Nach dem langen dunklen Winter sind sie nun eine Einladung, zu träumen und sich am Leben zu erfreuen.

Was würden Sie Ihrer Meinung nach tun, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?

An der Kunst schätze ich insbesondere die endlose Vielfalt und die unendlichen Möglichkeiten, Dinge zu schaffen. Bei jeglichem anderen Job wäre mir das also genauso wichtig – Abwechslung, Herausforderung, Inspiration. In den letzten Jahren war ich viel in Start-Ups tätig und ich denke, solch eine Aufgabe würde mich nach wie vor am meisten reizen. Man versucht, etwas Neues aufzubauen, muss dabei immer wieder kreative Lösungsansätze finden, schnell auf Probleme reagieren – und kann (und muss) sich immer wieder neu erfinden, um erfolgreich zu sein.

Haben Sie auf SINGULART andere Künstler entdeckt, deren Kunst Sie schätzen oder gar bewundern?

Auf SINGULART sind meiner Meinung nach so viele großartige Künstler vertreten, da fällt die Antwort schwer! Insbesondere weiß ich aber auch zu schätzen, dass jungen Talenten eine moderne Plattform für den Verkauf ihrer Werke geboten wird. Einen Künstler möchte ich aber gerne erwähnen, weil ich selbst bereits zwei Werke von ihm erstehen konnte – DION. Er ist abstrakter Surrealist, sprüht vor Kreativität und da ich selbst immer mit viel Farbe arbeite, liebe ich auch seine intensive Farbwahl.

seahorse | why – why not? (2020), Franziska Raffaël

Welchen Rat würden Sie jungen KünstlerInnen geben, die gerade anfangen und versuchen Fuß zu fassen?

Aktuell stehe ich – im Vergleich zu anderen KünstlerInnen – selbst noch sehr am Anfang meiner künstlerischen Laufbahn. In ein paar Jahren habe ich deshalb wahrscheinlich noch ganz andere Tipps, aber momentan kann ich nur sagen: Den Mutigen gehört die Welt! Wenn du an einem Punkt angekommen bist, an dem du weißt, dass du hinter deiner Kunst stehst, dann setze nach und nach alle Hebel (egal wie klein) in Bewegung, um deine Kunst einem breiteren Publikum zu zeigen.

Und: Sei dir bewusst, dass Erfolg das Ergebnis von harter und konstanter Arbeit ist. Wir [Künstler] wollen alle gerne über Nacht entdeckt werden und erfolgreich sein, aber in der Realität folgt ein Schritt auf den anderen. Also: Bleib dran, bleib realistisch und bleib dir treu.

Vielen Dank für das Interview Franziska! Entdecken Sie alle anderen Werke auf dem SINGULART Profil von Franziska Raffaël.