Künstler  •  Von der Redaktion empfohlen

5 Minuten mit Steve Binetti

Der deutsche Künstler Steve Binetti sieht Kunst als Zufluchtsort, voller Möglichkeiten zur Selbstdarstellung, Geschichten und Empfindungen und malt in klassischen Kategorien wie Stillleben, Akt, Porträt und figurativer Kunst. Binettis Bilder erforschen die Beziehungen der Menschen zu sich und ihrer Welt, die durch erdige Töne, faszinierende Figuren und ein Gleichgewicht von Tradition und Flair zum Leben erweckt werden. Singulart hat mit dem Künstler über seine kreative Einflüsse und derzeitigen Projekte gesprochen.

Wann wussten Sie, dass Sie Künstler werden wollen?

Eine direkte Entscheidung, jemals Künstler zu werden gab es eigentlich gar nicht. Aber alle möglichen Einflüsse in meinem Dasein haben mich dahin entwickeln lassen.

Als ich 1970 im Alter von 4 Jahren Jimi Hendrix im TV sah, war das schon ein erhellendes Erlebnis. Das war ein wahrhaftig tiefer und prägender Eindruck.

Seit meiner Kindheit interessierte ich mich für Musik und war fasziniert von den Illustrationen in der Kinder- und Jungendliteratur. 

Die dunkelbunt-warmgraue Palette der Zeichnungen in der damaligen DDR-Kultcomikserie ‚Mosaik‘ klingt bis heute in mir nach und hat – wie später die Gemälde von George Braque – stark mein farbästhetisches Empfinden mitgeprägt.

Four Mute Portraits (2020), Steve Binetti

In meinem 14. Lebensjahr begann ich Gitarre zu spielen, alles andere wurde zur Nebensache; nach diversen Bandprojekten landete ich dann 1992 im Theater als Komponist und Bühnenmusiker und konnte eine kleine Karriere in verschiedenen deutschen Theatern aufbauen.

Ab 1993 kam dann die intensive Auseinandersetzung mit der Malerei hinzu. Spätestens dann gab es kein zurück mehr.

Würden Sie uns von Ihren künstlerischen Einflüssen erzählen, welche Künstler haben Sie inspiriert?

Wie oben erwähnt war Hendrix der erste prägende Eindruck.  Es folgten in musikalischer Hinsicht viele andere Einflüsse von Barock Musik bis zur Moderne;  von Claudio Monteverdi über Bach, Mozart, Sati bis hin zu Morton Feldman und natürlich die ganze populäre Musik des 20. Jahrhunderts, von Blues und Jazz bis zum Rock und Metal-Rap.

Das alles hatte natürlich auch Auswirkungen auf meine Haltung in der Malerei. Maßgeblich meine Malerei beeinflusst haben u.a.: Corot, Manet, Cézanne, Picasso, George Braque, Dali, und auch George Condo, Basquiat, Meese und Rauch.

Akt und Früchte (1998), Steve Binetti

Mögen Sie es lieber alleine oder in einer Kollaboration zu arbeiten?

Vor dem Bild kann ich nur ganz alleine stehen mit der Option, nie aufzuhören, oder jedenfalls erst dann, wenn Hunger oder Durst zu groß werden.  Allerdings gab es bisher – außer beim gemeinsamen Malen mit meinen Kindern – noch keine Möglichkeit oder den Versuch, mit anderen Kollegen gemeinsam ein Bild zu erschaffen.

Würden Sie uns über Ihr derzeitiges Projekt erzählen – woran arbeiten Sie?

Momentan überarbeite ich frühe Bilder und artbeite an unfertigem Material weiter. Es gibt zahlreiche begonnene Gemälde, daher also zahlreiche Projekte, die allesamt langsam wachsen. Und das sind wie üblich bei mir neue Stillleben, Portraits und Figurenbilder.

Aber vor allem die Reflexion über die eigene Haltung in der Malerei beschäftigt mich. Wie geht es weiter mit meiner Malerei in der Gegenwart; wie bin ich mit mir am Bild, was will aus mir herausgemalt werden.

Was würden Sie Ihrer Meinung nach tun, wenn Sie nicht Künstler geworden wären?

Ich würde Archäologe sein, ein Altertumsforscher, oder hätte einen Beruf,  der mich um die ganze Welt herum brächte.

Chestnut, Jar, Skull, Lute and Fruits (2018), Steve Binetti

Haben Sie auf Singulart andere Künstler entdeckt, deren Kunst Sie schätzen oder gar bewundern?

Ich habe viel zu wenig Zeit um vertieft zu schauen oder zu suchen, aber nebenher habe ich schon viele interessante, starke Arbeiten dort gesehen.  Es lohnt sich auf jeden Fall für die Sammler, sich hier eingehend umzusehen.

Welchen Rat würden Sie jungen Künstlern geben, die gerade anfangen und versuchen Fuß zu fassen?

Solides Handwerk erarbeiten. Zeichnend sich durch die Malereigeschichte durcharbeiten.  Nach der Natur malen; Farben, Licht und Schattenfarben erleben und deren ständige Veränderung verstehen. Alles wieder vergessen und ganz auf sich fokussieren und ins Innere lauschen, auf das, was da raus will…

Weitermachen trotz extremer Belastungen. Lernen, wie man seine Arbeiten stressfrei vermarkten kann. Unbedingt viele Ausstellungen machen, um zu sehen, wie die Bilder im Raum und auf andere Menschen wirken.

Vielen Dank für das Interview Steve! Alle Werke können Sie auf dem Singulart Profil von Steve Binetti entdecken.