Alte und neue Meister  •  Kunstgeschichte

Franz Marc – Leben und Werk

Der Künstler Franz Marc

Der Maler, Zeichner und Grafiker Franz Marc (1880 – 1916) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Maler des Expressionismus und war zusammen mit Wassily Kandinsky Begründer und Leiter von der Künstlerbewegung „Der Blaue Reiter“. Berühmt ist Franz Marc vor allem für seine Gemälde mit Tiermotiven, wovon „Der Tiger“ von 1912 eines der bekanntesten ist. Für seine Werke verwendete er Öl- und Aquarellfarben, Bleistift sowie Gouache-Farben. Insgesamt listet das Werkverzeichnis von Franz Marc, der nur 36 Jahre alt wurde, 244 Ölgemälde und über 300 andere Werke auf, darunter zahlreiche Zeichnungen, Aquarelle, Postkarten und auch Glasbilder sowie plastische Arbeiten.

Leben

München und Der Blaue Reiter

Geboren und aufgewachsen in München, studierte Franz Marc zunächst Philologie, entschied sich jedoch während seines einjährigen Militärdienstes, den Berufsweg seines Vaters Wilhelm Marc einzuschlagen, der Landschafts- und Genremaler war. Während des Studiums reiste Franz Marc einige Monate durch Frankreich, besuchte Museen und befasste sich eingehend mit allem, was er an Kunst zu sehen bekam, wobei ihn besonders die postimpressionistischen Werke von Vincent van Gogh und Paul Gauguin beeindruckten. Nach seiner Rückkehr nach München brach er aus Enttäuschung über den Unterricht sein Studium an der Kunstakademie ab.

Nach einer umtriebigen Zeit, geprägt von Geldsorgen, einer geschiedenen Ehe, zahlreichen Reisen und ersten Ausstellungen, wurde Franz Marc 1911 Mitglied der „Neuen Künstlervereinigung München“, einer Gruppe von gut 30 expressionistischen Künstlern, zu deren Vorstand Wassily Kandinsky gehörte. Das Zerwürfnis folgte noch im selben Jahr. Viele der Künstler verließen die Gruppe, darunter auch Franz Marc und Kandinsky, die daraufhin das Redaktionsteam „Der Blaue Reiter“ gründeten und unter anderem Gruppenausstellungen organisierten.

Franz Marc und Wassily Kandinsky mit dem Titelholzschnitt des Almanachs „Der Blaue Reiter“ in München, 1911/12
Franz Marc und Wassily Kandinsky mit dem Titelholzschnitt des Almanachs „Der Blaue Reiter“ in München, 1911/12. Foto: Lenbachhaus München.

Die Ausstellung der Gruppe und ihr veröffentlichter Almanach sorgten für Aufsehen und Empörung. Ihr Malstil war revolutionär, geprägt von einer radikalen Freiheit der Farbe, was von Presse und Publikum als Schmiererei und Farbgesudel bezeichnet wurde.

Franz Marc wurde zu einer wichtigen Figur in der Kunstszene, war an Ausstellungen und Publikationen diverser Künstlervereinigungen beteiligt, verfasste selbst kunsttheoretische Schriften, stellte zahlreiche eigene Werke aus und heiratete (wenn auch rechtlich ungültig) seine zweite Frau Maria Marc. 

Früher Tod im ersten Weltkrieg

1914 meldete er sich zunächst freiwillig zum Kriegsdienst, bezeichnete das Kriegsgeschehen allerdings später als „tiefbeschämend“. Nachdem sein bester Freund August Macke, ebenso deutscher Maler, gefallen war, stellte er vergeblich einen Antrag auf Befreiung vom Kriegsdienst. Im März 1916 wurde Franz Marc als Leutnant der Landwehr in der Nähe von Verdun von einem Granatsplitter getroffen und verblutete. 

Werk

Tiermotive

Franz Marc schuf zahlreiche anatomische Studien und Zeichnungen von Tieren, die er als Geschöpfe höchster Reinheit sah und die für ihn die Schöpfung und das Leben in Einklang mit der Natur symbolisierten. Seine Werke zeigen seine eigene Vorstellung eines farbenfrohen Paradieses, die er mit zahlreichen tierischen Vertretern bevölkerte, darunter Rehe, Füchse oder Katzen, die er harmonisch in ihre natürliche Umgebung einbettete. So schrieb Franz Marc 1910: „Ich suche mein Empfinden für den organischen Rhythmus aller Dinge zu steigern, suche mich pantheistisch einzufühlen in das Zittern und Rinnen des Blutes in der Natur, in den Bäumen, in den Tieren, in der Luft […] Ich sehe kein glücklicheres Mittel zur ‚Animalisierung‘ der Kunst als das Tierbild. Darum greife ich danach.“ 

Neben „Der Tiger“ zählt das legendäre Werk „Die gelbe Kuh“ zu seinen bekanntesten Tiergemälden. 

Franz Marc, Die gelbe Kuh (1911), Öl auf Leinwand, 140 x 190 cm.
Franz Marc, Die gelbe Kuh (1911), Öl auf Leinwand, 140 x 190 cm. Bild: WikiArt.

Es ist jedoch das Pferd, das ihn wie kein anderes Tier durch sein Leben bis zu seinem frühen Tod an der Front begleitete. Franz Marc schuf zahlreiche Studien, Zeichnungen und Gemälde mit Pferden, oft in Blautönen, was zu seinem Markenzeichen wurde und nicht zuletzt der Künstlervereinigung den Namen „Der Blaue Reiter“ einbrachte. 

 Franz Marc, Die großen blauen Pferde (1911), Öl auf Leinwand, 106 x 181 cm.
Franz Marc, Die großen blauen Pferde (1911), Öl auf Leinwand, 106 x 181 cm. Bild: Wikicommons.

Für das Gemälde des Tigers besuchte der Maler mehrfach den Berliner Tiergarten, um die Bewegungen der Raubkatze zu studieren. Die farbenfrohe und abwechslungsreiche Umgebung des Tigers, die eine dichte Vegetation mit nur stellenweisem Lichteinfall widerspiegeln könnte, sprechen dafür, dass der Maler sich auch hier entschied, den Tiger in einer imaginären Wildnis statt in einem Gehege darzustellen.

Franz Marc, Tiger (1912), Öl auf Leinwand, 111 x 111 cm.
Franz Marc, Tiger (1912), Öl auf Leinwand, 111 x 111 cm. Bild: Wikicommons.

Kubismus

Als Franz Marc 1912 das Gemälde „Der Tiger“ schuf, hatte er bereits mit Kandinsky die Vereinigung „Der Blaue Reiter“ gegründet und sich komplett vom naturalistischen Stil des Akademismus wie auch dem Impressionismus ab- und dem Expressionismus zugewandt. In Öl auf Leinwand zeigt das quadratische Gemälde (111 x 111 cm) eine kubistische Formensprache, mit der Franz Marc durch die Werke von Pablo Picasso und Georges Braque vertraut war. Beim Kubismus wird die Bildfläche in geometrische Formen aufgeteilt, und für dieses Werk setzte der Maler besonders dreieckige Formen, scharfe Kanten und Zacken ein.

Farbgebung

Franz Marc beschäftigte sich mit Farbenlehre und Farbensymbolik, stellte in dieser Zeit seines Schaffens eigene Gesetze auf und setzte Farben mehr und mehr symbolisch ein. Nachdem er sich vom Gegenständlichen abgewandt hatte, gewann die Farbgebung für seine Werke zunehmend an Bedeutung. So beschrieb er 1910 seine eigene Farbenlehre in einem Brief an seinen Freund August Macke: „Blau ist das männliche Prinzip, herb und geistig. Gelb das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich. Rot die Materie, brutal und schwer und stets die Farbe, die von den anderen beiden bekämpft und überwunden werden muss! […] Dem Grün müssen stets noch einmal Blau (der Himmel) und Gelb (die Sonne) zu Hilfe kommen, um die Materie zum Schweigen zu bringen.“

„Der Tiger“ wurde erstmals 1912 bei einer Gruppenausstellung vom „Sonderbund Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler“ in Köln präsentiert. Seit den 1950er Jahren ist das Gemälde im Besitz der Stadt München, als die Malerin Gabriele Münter, Kandinskys Lebensgefährtin, der Stadt hunderte Werke schenkte, darunter zahlreiche von befreundeten Künstlern, unter anderem eben von Franz Marc. „Der Tiger“ und andere seiner Gemälde sind heute in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus beheimatet, einem Münchner Kunstmuseum.

Entdecken Sie weitere Gemälde und Skulpturen in Ihrer Online-Galerie Singulart.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert