Künstler

5 Minuten mit Sussi Hodel

Sussi Hodel ist eine in der Schweiz lebende Künstlerin, deren Gemälde national sowie in den USA, Frankreich, Portugal, Deutschland, Großbritannien, China und Österreich ausgestellt wurden. Hodels figurative und Stillleben-Kompositionen verbinden Expressionismus mit Elementen der Pop-Art. Singulart hat mit der Künstlerin über ihre kreativen Einflüsse und derzeitigen Projekte gesprochen.

Woher nimmst du deine Inspiration?

Ich werde oft von meiner Umgebung und den Situationen im Alltag inspiriert. Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt und frage mich, was wäre wenn? Oder ich sehe eine Person die mich optisch und vom Wesen her so beeindruckt, dass ich sie anspreche und bitte mir Modell zu sitzen.

Warum malst du hauptsächlich Menschen?

Das ist eine gute Frage, die ich mir selber auch sehr oft stelle. Ich denke es hängt damit zusammen, dass ich ein gefühlvoller Mensch bin und mich die Emotionen oder die Ausstrahlung von Menschen stark berühren. Diese möchte ich auf der Leinwand festhalten, sichtbar machen und dem Betrachter ermöglichen sich in der Emotion zu spiegeln.

Es ist immer wieder interessant zu sehen und zu hören wie meine Werke auf das Publikum wirken und was es bei ihnen auslöst.

Laura (2017), Sussi Hodel

Wie gehst du vor, wenn du ein neues Bild malst und wie weißt du, wann ein Bild fertig ist?

Wie viele Künstler kämpfte ich auch erst mit einer weißen Leinwand. Das habe ich geändert. Ich male jetzt nur noch auf schwarzen Leinwänden. Die Wirkung der Farben ist satter und schöner. Bevor ich mich jedoch an die Leinwand mache, entstehen eine Reihe von Skizzen und Grobzeichnungen. Ich arbeite immer thematisch. Meine Bilder müssen eine Aussage machen, und es muss einen Sinn haben, wieso ich das male, was ich male.

Es ist mir auch wichtig, dass es zum gleichen Thema mehrere Werke gibt, die eine Erforschung und Vertiefung zulassen. Sobald ich mit meinen Skizzen zufrieden bin, übertrage ich meine Skizze mit Kohle auf die Leinwand. Als nächstes kommt die erste farbgebende Schicht an der ich mit viel Malmedium das ganze Bild in Farben wie violett, gelb oder blau male. Gerade bei Gesichtern ist das maßgebend, denn die Farben scheinen auch später noch durch die anderen Schichten durch und lassen so die Haut und das Motiv lebendiger wirken.

Nach der ersten Schicht folgen dann mehrere Farbschichten, welche ich oft mit dem Spachtel auftrage. Erst wenn es um die Feinarbeit geht, wie Augen oder Lippen, greife ich zum Pinsel. Ich drehe das Bild am Schluss auf den Kopf, und wenn es dann auch stimmig ist, weiß ich, dass es fertig ist.

Free (2020), Sussi Hodel

Warum malst du mit Ölfarben?

Ich habe in der Kunstschule verschiedenste Techniken gelernt und hatte mich ursprünglich mit Ei-Tempera und Pigmenten sowie Acrylfarben beschäftigt. Später entdeckte ich die Ölfarben als mein Lieblingsmedium. Die Ölfarben geben mir die nötige Ruhe, um über die jeweiligen Schritte nachzudenken. Mir ist es wichtig, dass ich Zeit habe mich auf das Werk einzulassen, es wirken zu lassen. Der Prozess ein Ölbild zu malen dauert bei mir manchmal 3-4 Monate bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin und es veröffentliche.

Gibt es einen Künstler oder ein Kunstwerk, das dich in deinem Leben besonders beeindruckt hat?

Es gibt viele wunderbare Künstler wie Michaël Borremans, Ferdinand Hodler, oder auch Michael Kvium die mich beeindruckt und beeinflusst haben. Jedoch gibt es ein Werk, dass ich besonders liebe und mich beeindruckt hat. Es ist das Werk „How can I ever be more then I am“ von Jacob Rantzau aus dem Jahr 2015.

Es zeigt einen Mann der mit Flügeln aus Ästen beladen barfuß über ein frisch geschnittenes Maisfeld geht. Mich berührt nicht nur das Motiv, sondern auch die Technik, die Farbe und die Perspektive in diesem Bild. Für mich ist Jacob Rantzau einer der talentiertesten Maler der aktuellen Zeit. Auch er als Mensch und sein Lebenslauf sind imposant und zeichnen ihn deshalb aus.

Rebellisch (2018), Sussi Hodel

Woran arbeitest du aktuell?

Früher sagte man mir immer, dass ich «laute» Bilder male. Stark in den Farben und im Motiv. Aktuell bin ich ruhiger geworden. Das mag an den wenigen Kontakten liegen oder am Zeitgeist. Meine Bilder sind zarter und manchmal auch dunkler in den Farben und meine Motive widerspiegeln was mich momentan bewegt. So male ich weniger Gesichter oder Porträts, sondern ganze Menschen in meist ruhiger, nachdenklicher oder auch surrealistischer Pose.

Neuerdings male ich auch Räume ohne Menschen oder Räume, die eben von einem Menschen verlassen wurden; das habe ich schon seit vielen Jahre nicht mehr gemacht. Ich denke, dass es auch hier damit zu tun hat, dass ich weniger Menschen sehe und sie dadurch auch in meinen Bildern keinen Platz mehr finden.

Es ist für mich sehr spannend zu merken wie stark ich respektive meine Kunst von der Umwelt beeinflusst ist. Meine Kunst ist auch ein Spiegel meiner eigenen Befindlichkeit und meiner Seele.

Vielen Dank für das Interview Sussi! Alle Werke können Sie auf dem Singulart Profil von Sussi Hodel entdecken.